Besonderer Stadtvortrag Die starken Frauen von Kevelaer

KEVELAER · Maria Wackers, Helene Stummel oder Mechel Schrouse: Stadtführerin Margret Meurs würdigte die Pionierarbeit von Kevelaerinnen. Interessierte ließen sich durch sie in eine andere Zeit führen.

 Margret Meurs stellte Frauen aus Kevelaer in den Fokus.

Margret Meurs stellte Frauen aus Kevelaer in den Fokus.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Frauen, die den Männern unterstellt waren. Frauen, die nur auf Erlaubnis des Mannes einen Beruf erlernen durften. Wer lesen oder schreiben konnte, wurde Nonne oder Lehrerin, durfte aber nicht heiraten. Für viele Menschen ein altbekanntes Bild von früher. Doch viele Frauen hatten schon damals das Bestreben, mehr aus sich zu machen. „Sie vermitteln uns heute ein Stück Zeitgeschichte“, so Margret Meurs, die jetzt bei einem Stadtrundgang „Frauen in Kevelaer — vorgestern, gestern, heute“ in den Fokus stellte. Diesmal erläuterte sie das Thema ausnahmsweise im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer. Geschuldet war die Umstellung dem nassen und stürmischen Wetter.

Viele Kevelaerer wissen: Der erste Stolperstein auf der Maasstraße 35 trägt den Namen einer sehr bedeutenden Frau. Er erinnert an die Kevelaerer Bäckerin Maria Wackers, erzählt Meurs. Sie hatte sechs Kinder.

 Für Maria Wackers wurde der erste Stolperstein in Kevelaer verlegt.

Für Maria Wackers wurde der erste Stolperstein in Kevelaer verlegt.

Foto: privat/Privat

Als die Alliierten 1944 Kevelaer bombardieren, verlässt Maria Wackers mit ihnen die Stadt. Auf ihrer Flucht wird der Zug ebenfalls bombardiert. Sie hat Angst. Ihr Mann befindet sich im Krieg. Die Ungewissheit, ob er jemals zurückkehren wird, nagt an ihr. Das lässt sie einen Nervenzusammenbruch erleiden. Sie wird in eine Heilanstalt eingewiesen und 1945 dort ermordet, erzählt die Stadtführerin. Ihre Tochter Elisabeth Wackers hat für den ersten Stolperstein in Kevelaer gesorgt.

Die in Wiesbaden geborene Helene Stummel hatte in Kevelaer ebenfalls ihre Finger im Spiel. Um 1900 soll sie mit ihrem Mann, dem Kunstmaler Friedrich Stummel, nach Kevelaer gekommen sein. „Sie hatte viele neue und frische Ideen für Kevelaer“, erzählt Meurs. Deshalb habe sie es auch nicht immer leicht gehabt. Neben einem großen Haushalt mit vier Kindern, habe sie auch die Kunstschüler ihres Mannes regelmäßig verköstigt. Ihrem Ehemann stand sie auch oft Modell für unterschiedlichste Projekte.

Allerdings nicht genug für die aufgeweckte Frau. Der erste Weihnachtsbaum für Kevelaer sei ihr zu verdanken, erzählt Meurs. In den gehobeneren Schichten hätten die Leute schon mal einen Weihnachtsbaum gehabt. Bei den einfachen Leuten undenkbar. Bis Helene Stummel den ersten Weihnachtsbaum nach Kevelaer brachte. „Ich glaube das war für die Leute wie eine Revolution“, meint Meurs. Sie soll auch die Frau gewesen sein, die mit dem ersten Kinderwagen durch die Straßen gegangen ist. Sie habe damit natürlich jede Menge Aufmerksamkeit auf sich gezogen, berichtet die Gästeführerin über die damaligen Verhältnisse.

Der Beruf ihres Mannes sorgte dafür, dass sich viele Kunstmaler bei ihr Zuhause die Klinke in die Hand gaben. Von diesen ließ sie sich einen Kinderstuhl anfertigen.

Die Lehrerin Juliane Metzger ist Margret Meurs ebenfalls eine Erwähnung wert. Sie habe schon sehr früh die Möglichkeit gehabt, mit ihrem Mann die Welt zu bereisen. Sie soll Kinderspielzeug aus dem 19. und 20. Jahrhundert von ihren Reisen mitgebracht haben. Im Niederrheinischen Museum in Kevelaer ist ihre einzige Spielzeug-Ausstellung zu bewundern.

„Schönes aus verschiedensten Ländern gibt es zu sehen“, so Meurs. Juliane Metzger soll auch selber Lehrerinnen und Erzieherinnen ausgebildet haben. Obwohl sie wohlhabend gewesen sei, habe sie sich immer für andere eingesetzt. „Ihr Herzblut hing daran“, erzählt die Gästeführerin.

Auf dem gedanklichen Rundgang durch die Geschichte lässt sie Namen wie Mechel Schrouse, Elisabeth Pauels oder Käthe Kruse natürlich auch nicht unerwähnt.

Man bleibe jetzt bestimmt mal öfter an der ein oder anderen Stelle in Kevelaer stehen und erinnere sich, meint sie. „Durch die Pionierarbeit und den enormen Einsatz der Frauen sind uns Türen geöffnet worden“, sagt Meurs abschließend.

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