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Theater im Bühnenhaus Die Reifeprüfung – Kultfilm als Bühnenstück

Kevelaer · Die Schauspieler der Burgbühne Dinslaken erzählten die Geschichte anders als viele Menschen sie kennen. Zu sehen war sie im Konzert- und Bühnenhaus.

 In der Inszenierung durch Matthias Fontheim sahen die Zuschauer im gut besetzten Konzert- und Bühnenhaus einen schmucklosen weißen Bühnenraum. Dort nahm zu Beginn des Stücks die Verführungsszene breiten Raum ein.

In der Inszenierung durch Matthias Fontheim sahen die Zuschauer im gut besetzten Konzert- und Bühnenhaus einen schmucklosen weißen Bühnenraum. Dort nahm zu Beginn des Stücks die Verführungsszene breiten Raum ein.

Foto: Burghofbühne

Die Geschichte von Mrs. Robinson, die den jungen Benjamin (Ben) Braddock verführt und eine Affäre mit ihm hat, lässt sich auch ganz anders erzählen als viele Menschen sie kennen, die den Film „The Graduate“ (deutscher Titel: Die Reifeprüfung) mit Dustin Hoffman und Anne Bancroft aus dem Jahre 1967 gesehen haben. Das bewiesen die Schauspieler der Burghofbühne Dinslaken, die jetzt im Kevelaerer Konzert und Bühnenhaus „Die Reifeprüfung“ aufführten nach einer Inszenierung von Matthias Fontheim.

Der bekannte Plot blieb unverändert: Ben feiert mit seinen Eltern und deren Freunden seinen erfolgreichen Collegeabschluss. Mrs. Robinson, eine verheiratete attraktive Frau um die Vierzig, findet Gefallen an dem jungen Absolventen, es beginnt eine sexuelle Affäre, jedoch ohne Liebe, echte Gefühle oder tiefergehende Gespräche. Als Ben Elaine, Mrs. Robinsons Tochter trifft, wird er wach und verliebt sich. Mrs. Robinson ist eifersüchtig, gleichzeitig hat sie Angst um ihre Tochter, weil sie annimmt, dass sie Bens Empfindungen bereits „verdorben“ habe und er Elaine nicht glücklich machen könne. Die Tragödie nimmt ihren Lauf, Elaines Eltern wünschen, sie solle einen anderen heiraten. Ben aber versucht vehement, sie davon abzubringen. Nachdem ihm das gelungen ist, können die beiden – genau wie vor 51 Jahren im Film – nicht wirklich glücklich darüber sein. Alle Beteiligten stehen vor einem Scherbenhaufen.

In der Inszenierung durch Matthias Fontheim sahen die Zuschauer im gut besetzten Konzert- und Bühnenhaus einen völlig schmucklosen weißen Bühnenraum. Das Spiel der Akteure war körperbetont und zeigte teilweise symbolhaft die Zwänge, in denen die Figuren sich befanden. In der Verführungsszene gleich zu Beginn zum Beispiel führte Patric Welzbacher sehr gelungen vor, wie unsicher Ben sich fühlt. Verzweifelt versuchte er, einen Taucheranzug – Geschenk seiner Eltern zum Collegeabschluss – auszuziehen, dann aus Scham vor Mrs. Robinson wieder anzuziehen. Er stolpert dabei, fällt hin, steht wieder auf.

Der Anzug wird dabei zum Sinnbild seiner Haut, in der er sich unwohl fühlt, gleichzeitig zum Zeichen dessen, was seine Eltern von ihm erwarten und ihm gleichermaßen „überstülpen“ wollen. Friederike Bellstedt spielte Mrs. Robinson, die unglückliche Ehefrau, alkoholkrank, ichbezogen. Sie war die Femme fatale, die keine Rücksicht kennt, auch dem Publikum zeigte sie, einmal ganz ohne Kleider, ihre Körperlichkeit. Dass die Menschen in dieser Geschichte einander Gewalt antun, drückte sich auch durch lautes Schreien und Hin- und Herlaufen auf der Bühne und im Zuschauerraum aus.

„Alles ist eine Desillusionierung“, sagte Christiane Wilke, die Darstellerin der Mrs. Braddock, Bens Mutter, in einer Szene. Dazu summten die anderen Darsteller „Sounds of Silence“, den Simon & Garfunkel - Hit aus dem berühmten Sound-Track des Films, auch für die Zuschauer eine Desillusionierung in diesem Moment. Julia Sylvester als Elaine ließ durch ihre intensive Darstellung den Traum von der „richtigen“ Liebe wieder aufleben. „Du willst gegen die Welt angehen“, sagte sie zu Ben. Ihre Flucht aus den Zwängen ihrer Mitmenschen erlöste sie nicht, sondern erschöpfte sie. Es gab langen Applaus für eine eindrückliche Darstellung.

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