Gottfried Mülders Die größte begehbare Jakobsmuschel

Kevelaer · Kevelaer hat längst ein Alleinstellungsmerkmal, sagt der Rendant der Wallfahrtsgemeinde St. Marien, Gottfried Mülders. Wenn ein Gradierwerk gebaut werden soll, müsse es deshalb Teil des Pilgergeschehens sein. "Muschel"-Symbol wichtig.

 So soll das geplante Gradierwerk mal aussehen.

So soll das geplante Gradierwerk mal aussehen.

Foto: privat

KEVELAER Nicht alle Kevelaerer halten das geplante Gradierwerk für eine gute Idee. Vor allem gibt es Vorbehalte wegen der Finanzierung und der zu erwartenden Nebenkosten. 750 000 Euro anfängliche Investition, dazu 50 000 Euro jährlich für den Unterhalt - das Projekt wird einiges Geld verschlingen. Wenn es denn überhaupt zur Umsetzung kommt - bekanntlich muss erst das Grundstück fürs Ärztehaus veräußert werden. Auch Gottfried Mülders, Finanzchef von St. Marien, findet, die Stadt solle auf die Ausgabe verzichten. Nicht zuletzt als Bürger der Stadt stellte er einige kritische Fragen. Im RP-Gespräch stellt er dar: Wenn der Bau nun einmal beschlossen sei, dann solle das Projekt auch etwas ganz Besonderes werden - unter Einbeziehung der Wallfahrt und des Pilgergedankens allgemein.

Herr Mülders, was stört Sie an der Planung?

Mülders Es gibt offensichtlich immer noch kein endgültig verabschiedetes Gesamtkonzept für das "Kurgelände". Der geplante Park wird deutlich bescheidener, als er mal angedacht war. Wie so oft in der Vergangenheit wird wieder klein/klein geplant, und es werden Fakten geschaffen, ohne zu wissen, wohin der Zug fahren soll. Ein Gradierwerk ohne attraktives Umfeld und ein professionelles Marketing, das vorhandene Stärken einbezieht, wird kein Erfolg werden.

Glauben Sie also nicht, dass das Gradierwerk ein Touristenmagnet werden könnte?

Mülders Ich halte das Projekt unter den derzeitigen Prämissen für verzichtbar. Wenn man es aber unbedingt will, dann sollte es nicht einfach ein Gradierwerk werden, sondern die "größte begehbare Jakobsmuschel der Welt". Denn die Jakobsmuschel steht für einen Pilgerweg, was natürlich zu uns als Wallfahrtsort sehr gut passt.

Daran hat die Stadt bei der Planung mit den Architekten ja wohl auch gedacht . . .

Mülders Wenn man eines Tages vor dem Gradierwerk, wie es geplant ist, steht, erkennt man allerdings die Muschelform gar nicht. Es müssten Schautafeln mit dem Blick von oben aufgestellt werden, auf der diese Form dann sehr deutlich wird. Wer davor steht, sieht nur Reisigbündel, Holz und eine irgendwie runde Form. Zumal das Dach, das deutlicher auf die Muschelform aufmerksam macht, in den bisher ermittelten Kosten ja wohl noch nicht enthalten ist.

Auf welche Weise könnten Sie sich denn eine Einbindung des Gradierwerks in das Wallfahrtsgeschehen vorstellen?

Mülders Das Ziel sollte sein, dass möglichst viele der Hunderttausende Wanderer und Pilger, die sich auf den (Teil-)Weg nach Santiago de Campostela machen, diesen mit einem Wochenende in Kevelaer beginnen oder dort enden lassen. Beginn könnte an der Stele an der Antonius-Kirche sein, dann holt man sich den Schutz der Mutter Gottes am Kapellenplatz ab und relaxt schließlich an und in der Jakobsmuschel. Hotelübernachtungen gehören natürlich dazu. Über solche Pakete sollten sich die Marketing-Leute Gedanken machen. So könnte Kevelaer sein neues "Alleinstellungsmerkmal" mit dem bereits vorhandenen, auf dessen Leuchtkraft wir uns seit Jahrhunderten verlassen können, hervorragend ergänzen. Und das würde dann auch Sinn machen.

ANJA SETTNIK FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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