Circus-Familie in Kevelaer gestrandet „Wenn man so lange an einem Ort ist, wird man wehmütig“

Kevelaer · Seit November ist die Circus-Familie Lutzny mit ihren Wohnwagen in Kevelaer gestrandet. Noch nie hat sie zuvor solange irgendwo gelebt. Wie geht Zuhausebleiben, wenn man sonst immer unterwegs ist?

 Die 19-jährige Samantha und die 17-jährige Chantal üben zusammen zwischen den Wohnwagen in Kevelaer. Ein richtiges Training ist aktuell nicht möglich.  Foto: Gottfried Evers

Die 19-jährige Samantha und die 17-jährige Chantal üben zusammen zwischen den Wohnwagen in Kevelaer. Ein richtiges Training ist aktuell nicht möglich. Foto: Gottfried Evers

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Mitten auf dem Hoogeweg in Kevelaer, wo sich das Jugendamt der Stadt mit einem Großhändler für Mineralöle, einer Edelstahl-Schlosserei und ein paar Einfamilienhäusern eine Straße teilt, hängt plötzlich dieses Schild an einem Zaun. Festgeschnürt mit Kabelbindern und doch wie aus der Zeit gefallen. „Circus“ steht da, in blauer Schrift auf knallgelbem Grund, und untendrunter lacht ein Clown auf eine Art, wie es nur diese illustrierten Clowns tun können: mit weit aufgerissenem Mund, leicht gerunzelter Stirn und einem Ausdruck in den Augen, als träume er sich geradewegs in eine andere, bessere Welt hinein. Ein Schild wie ein Versprechen: nach Zuckerwatte, Manegen-Duft und Trommelwirbeln. Doch dann tritt man näher und liest das Kleingedruckte. „Der Circus darf nicht sterben“, heißt es dort. Mit Ausrufzeichen. Und: „Die Manege ist leer.“ In Großbuchstaben.