Neues Gradierwerk in Kevelaer Der Schwarzdorn ist da

Kevelaer · Beim Gradierwerk geht es jetzt in die entscheidene Phase. Die Zweige für die Soleanlage sind aus Polen angeliefert worden. Sie werden jetzt schnell eingebaut, damit schon bald das Wasser daran herabrieseln kann.

 Im Luftbild ist die besondere Form des Gradierwerks auf der Hüls gut zu erkennen.

Im Luftbild ist die besondere Form des Gradierwerks auf der Hüls gut zu erkennen.

Foto: Gerhard Seybert, Medien & Presse/Gerhard Seybert, Medien & Presse Service

Eine frische Brise soll das Gradierwerk später den Besuchern spenden. Eine frische Brise weht auch am Dienstagmorgen an der Baustelle. Es regnet und stürmt, während Arbeiter damit beschäftigt sind, das wichtigste Material für das Gradierwerk in die Holzkonstruktion einzuarbeiten. Denn am Montag ist der Schwarzdorn eingetroffen, an dem später die Sole herabrieseln und für das typische Meeresklima auf der Hüls sorgen soll.

Drei Lastwagen sind mit der wertvollen Ladung am künftigen Solegarten St. Jakob ankommen. Sie haben einen weiten Weg hinter sich. Als wesentlicher Baustoff für das Gradierwerk sorgt gepresster Schwarzdorn in der Holzkonstruktion für die Verdunstung der herabrieselnden Sole. Insgesamt benötigt die außergewöhnliche Architektur des zwölf Meter hohen, runden Gradierwerkes in Muschelform 548 Quadratmeter Schwarzdorn, auch Prunus spinoza genannt.

 Am Montag ist das Material geliefert worden, es wird jetzt eingebaut.

Am Montag ist das Material geliefert worden, es wird jetzt eingebaut.

Foto: Latzel

Die Zimmermannsarbeiten am Gradierwerk sind seit Dezember kontinuierlich fortgeschritten. Die Rundungen der Holz-Konstruktion sind deutlich zu sehen und lassen erahnen, wie imposant sich das Bauwerk in seiner Gesamtheit präsentieren wird.

 Der Schwarzdorn wird jetzt von Spezialisten in die Holzkonstruktion eingebaut.

Der Schwarzdorn wird jetzt von Spezialisten in die Holzkonstruktion eingebaut.

Foto: Latzel

Ab jetzt beginnt die lagenweise Bedornung der Lärchenholz-Konstruktion mit dem polnischen Schwarzdorn. Besser bekannt ist Schwarzdorn als Schlehe. Er zeichnet sich durch große Härte und Windbeständigkeit aus und hat ein weitreichendes Wurzelwerk. Die Äste werden deshalb seit Jahrhunderten zur Konzentration der Sole in Gradierwerken eingebaut.

Auf der Hüls wird neben dem Lärchenholz nun die Baustelle erneut eingerichtet. Dazu werden die Schwarzdorn-Reisigbündel, Bedornungsriegel und weiteren Materialien abgeladen und aufgeschichtet. Dann geht es los mit der Kunst des Schwarzdorn-Einbaus. „Ein Einbau in längliche Gradierwerk-Konstruktionen ist einfach, die Architektur des Gradierwerk im Solegarten St. Jakob erfordert den lagenweisen Einbau in unterschiedlichen Gradwinkeln und Neigungen, damit die Rundungen sachgemäß gefüllt werden“, so Sandra Kimm-Hamacher von der Stadt Kevelaer.

Lange im Vorfeld sei den Projektverantwortlichen in Kevelaer klar gewesen, dass eine Ausschreibung für die Bedornungsarbeiten einhergehen müsse mit der Ausschreibung der Zimmermannsarbeiten. „Da es in Deutschland nur eine überschaubare Anzahl an Gradierwerksbau-Firmen gibt und die Konstruktions- und Bedornungsarbeiten just in time erfolgen sollten, löste die gleichzeitige Beauftragung direkt ein weiteres Problem“, erläutert die Projektmanagerin aus dem Bereich der Wirtschaftsförderung.

Denn nach dem Einbau des Schwarzdorns muss zügig auch das Berieseln mit der Sole beginnen. Ansonsten würde der Schwarzdorn schrumpfen. Von der Quelle wird die Sole unterirdisch zum Gradierwerk transportiert und über Düsen oben auf den Reisig gesprüht, an dem er langsam herunterrieselt. Unten wird das Wasser aufgefangen und wieder nach oben gepumpt, sodass es einen zirkulierenden Kreislauf gibt. Ende Mai/Anfang Juni soll die Anlage bereits in Betrieb sein. Offiziell eröffnet ist der Park dann aber noch nicht. Für diesen muss auch noch das Empfangsgebäude gebaut werden. Demnächst steht dafür die Ausschreibung an, Ende des Jahres soll das Gebäude fertig sein.

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