Überwältigende Erinnerungen an Kevelaer

Kevelaer · Der Dresdener Bischof Heinrich Timmerevers beendete seine Pilgertour in der Marienstadt. Für ihn war es auch eine Rückkehr in seine alte „Heimat“.

 Bischof Timmerevers (r.) und Wallfahrtsrektor Kauling.

Bischof Timmerevers (r.) und Wallfahrtsrektor Kauling.

Foto: ja/Schmithuysen

Die Corona-Krise hat auch vor der Wallfahrt nicht Halt gemacht. Bedingt durch die allgemeinen Hygiene- und Abstandsregeln haben in diesem Jahr wesentlich weniger Pilger den Weg nach Kevelaer angetreten als sonst. Dennoch gibt es aus der Wallfahrtsstadt eine Premiere zu vermelden: „Meines Wissens ist dies nach 1945 das erste Mal, dass sich Christen aus dem Osten der Republik zur Wallfahrt nach Kevelaer aufgemacht haben“, sagt Heinrich Timmerevers. Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen feierte mit einem Pontifikalamt in der Basilika den Abschluss dieser viertätigen Pilgertour.

„Hat diese Wallfahrtstadt doch etwas Überwältigendes“, schwärmte Timmerevers von seiner alten „Heimat“. Schließlich ist ihm die Region nicht fremd. Wurde der Geistliche doch nicht nur 1980 durch Bischof Reinhard Lettmann im Dom zu Münster zum Priester geweiht und 21 Jahre später an gleichen Stätte zum Bischof. Im Bistum Münster hatte er als Weihbischof und Bischöflicher Offizial seit 2001 auch umfangreiche Verantwortung getragen. Das Bischöflich Münstersche Offizialat Vechta nimmt die bischöfliche Amtsgewalt für den niedersächsischen Teil der Diözese Münster wahr – eine kirchenrechtlich weltweit einmalige Konstruktion.

Seit vier Jahren ist der 68-Jährige nun Bischof von Dresden-Meißen. In dieser Funktion war er Geistliche Leitung der Pilgerfahrt in Kevelaer. In seinem Pontifikalamt beschäftigte sich der Seelsorger mit der Frage: Was bedeutet Maria in meinen Christsein? „Es gibt dabei ganz unterschiedliche Glaubenszeugnisse“, versuchte Timmerevers eine Antwort anhand von drei Bildern zu geben. „Wer nach Dresden kommt, für den ist neben der Frauenkirche auch ein Besuch der Gemäldegalerie ein Muss“, sagte der Bischof. „Dort befindet sich mit der Sixtinischen Madonna von Raffael nicht nur eine der berühmtesten Mariendarstellungen der Welt.“ Einen Seitengang weiter gebe es zudem ein kleines Bild, das für den Bischof „total faszinierend“ sei: „Maria sitzt mit einer Bibel in der Hand und blättert eine Seite um. Ihr Gesicht ist voller Freude.“ Eine Taube als Darstellung des Heiligen Geistes mache klar, dass es sich um die Verkündigung handele. „Es macht den Eindruck, als sei Maria in das Wort Gottes verliebt“, appellierte Timmerevers an die Gläubigen, dass dies die eigentliche Berufung jedes Christen sei. „Mir geschehe nach Deinem Wort. Das kann jeden Tag von uns gelebt werden.“

Timmerevers spannte den Bogen nach Kevelaer, wo Maria als Trösterin der Betrübten verehrt wird: „Wenn ich dieses Bild sehe, frage ich mich: Wie viel müssen wir in unserem Leben aushalten, weil wir ohnmächtig sind?“ Das sei ihm auch bewusst geworden, als er während des Lockdowns öfter durch das fast menschenleere Dresden gegangen sei: „Ich habe den Rosenkranz gebetet und gemerkt: Was kann uns dieses Gebet für einen Trost geben. Wer sich Maria anvertraut, dem schenkt sie Trost. Wir danken Gott, dass er uns diese Mutter geschenkt hat.“ Zum Abschluss seines Besuchs in Kevelaer betete der Bischof mit den Pilgern und Priestern der Wallfahrtsstadt an der Gnadenkapelle.

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