Kevelaer Der Breitbandausbau schreitet voran

Kevelaer · In Kevelaer kann Ende des Jahres mit Höchstgeschwindigkeit gesurft werden. Die Versorgung im Kreis Kleve sei insgesamt gut, sagt die Telekom. Nur in abgelegenen Gebieten besteht noch Nachholbedarf, wie etwa in Weeze.

Laut Koalitionsvertrag sollen bis 2018 alle deutschen Haushalte einen schnellen Internetanschluss erhalten. Schnell, das bedeutet in diesem Fall eine Übertragung von 50 Megabit in der Sekunde (Mbit). Doch vor allem im ländlichen Raum schreitet die Entwicklung bisher nur langsam voran. In den Städten und Gemeinden des Kreises dagegen hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. "Innerhalb des Kreises haben wir eine gute Versorgung erreicht, aber da ist noch Verbesserungspotenzial", sagt Frank Neiling, Telekom-Vertriebsleiter für den Kreis Kleve.

In Geldern, Kevelaer und Issum ist das Telekommunikationsnetz soweit ausgebaut, dass die Anwohner schon jetzt mit bis zu 50 Mbit in der Sekunde surfen können. Bis zum Ende des Jahres sollen dort durch die neue "Vectoring"-Technik sogar bis zu 100 Mbit erreicht werden. Dieses Verfahren erzeugt mehr Bandbreite, damit auf der "letzten Meile Kupfer" - so heißt die Leitung vom Verteiler bis ins Haus - keine Geschwindigkeit verloren geht. Möglich ist dies durch ein Software-Update. Das heißt, es müssen keine neuen Leitungen verlegt werden. Allerdings müssen sich die Bürger melden, wenn sie den schnelleren Internet-Zugang nutzen möchten. Darauf weist Neiling hin. Die Umschaltung erfolge nicht automatisch. Der Preis bleibe bei einer Geschwindigkeit bis zu 16 Mbit aber derselbe.

In Kerken, Straelen, Wachtendonk und Weeze ist der Ausbau noch nicht so weit. Nach Zahlen der Telekom erreichen in Weeze 85 Prozent der Haushalte eine Geschwindigkeit von sechs bis 16 Mbit, davon haben nur ein Viertel Zugang zu 50 Mbit. Zwei Prozent liegen sogar unter einer Übertragungsrate von zwei Mbit. Gebiete, in denen mit unter zwei Mbit gesurft wird, gelten als unterversorgt.

In Wachtendonk ist die Versorgung noch schlechter. Sogar sechs Prozent bewegen sich im Netz mit einer Geschwindigkeit unterhalb von zwei Mbit. 62 Prozent haben einen Anschluss mit sechs bis 16 Mbit, davon surfen 25 Prozent mit einer Übertragungsrate von 25 Mbit. In Kerken und Straelen liegt die Surfgeschwindigkeit ebenfalls noch unter 50 Mbit. 72 Prozent der Haushalte in Kerken haben einen Anschluss mit sechs bis 16 Mbit, 40 Prozent davon erreichen eine Geschwindigkeit von 25 Mbit. Fünf Prozent liegen noch unter zwei Mbit. In Straelen sind 67 Prozent der Haushalte mit einem Anschluss von mindestens sechs Mbit ausgestattet. 28 Prozent davon surfen mit 25 Mbit. Sechs Prozent liegen unter zwei Mbit.

In Kerken hat die Gemeinde gerade ein Markterkundungsverfahren gestartet. Sie sucht für die Ortsteile Poelyck, Winternam, Eyll und Rahm einen Netzanbieter, der in den nächsten drei Jahren das Breitbandnetz ohne öffentliche Zuschüsse ausbaut. Diese Ortsteile sind von einer besonders schlechten Netzversorgung betroffen, erklärt Klaus Arnolds, Fachbereichsleiter für Technik und Bauen. Meldet sich kein Netzanbieter wie etwa die Telekom, kann die Gemeinde den Auftrag zum Ausbau öffentlich ausschreiben - sofern sie die Förderrichtlinien des Landes Nordrhein-Westfalen für den Breitbandausbau berücksichtigt. Sollte die Markterkundung zeigen, dass in den betreffenden Ortsteilen ein Marktversagen vorliegt, weil sich für Privatunternehmen eine Deckungslücke in der Kalkulation der Investition ergeben würde, kann die Gemeinde Fördergelder beim Land NRW beantragen. Voraussetzungen sind, dass Marktversagen vorherrscht, die Ortschaften im ländlichen Raum liegen, 10 000 Haushalte nicht überschreiten und dass eine Unterversorgung gegeben ist. Die Finanzierungslücke, die zwischen den Kosten für den Ausbau und den zu erwartenden Einnahmen entsteht, kann aus dem kommunalen Haushalt und Fördergeldern geschlossen werden.

In Straelen hat sich das Unternehmen Inexio gefunden, das das Netz für die Ortschaften Auwel-Holt und Broekhuysen auf eigene Kosten ausbaut. Allein die Kosten für den Tiefbau belaufen sich auf mehrere 100 000 Euro. Zwischen 60 000 und 70 000 Euro kostet ein Kilometer Tiefbau. Als Sicherheit möchte das Unternehmen insgesamt 120 Vorverträge abschließen. Derzeit fehlen noch etwa 37 dieser Vereinbarungen, teilte Wirtschaftsförderer Uwe Bons mit.

In Issum, wo der Ausbau für die privaten Haushalte vergleichsweise weit fortgeschritten ist, läuft eine Ausschreibung, um das Gewerbegebiet an das Breitbandnetz anzuschließen. Bislang liegen noch keine Angebote vor, teilte Johannes Elbers, Fachbereichsleiter für Bürgerservice und Zentrale Dienste, mit. Doch die kämen meistens auf den letzten Drücker. "Kein Grund, nervös zu werden."

(RP)
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