Kevelaer "Demenzionen" bringt Erinnerungen zurück

Kevelaer · Köln-Bonner Theatergruppe tut den Bewohnern des Clemens- und Katharinen-Hauses gut.

Eine bewegende Zeitreise zurück in das Alltagsleben der 50er Jahre erlebten die Bewohner des Clemens-Hauses in Kevelaer und des Katharinen-Hauses in Winnekendonk beim Auftritt der Theatergruppe "Demenzionen" aus Köln und Bonn. Viele bekannte Lieder und Requisiten ließen bei den demenzerkankten Bewohnern die Erinnerungen an der Zeit ihrer Jugend wieder lebendig werden und rührten den einen oder anderen sogar zu Tränen.

Unter dem Titel "Zuhause ist es doch am schönsten" entführten die Laienschauspieler ihr Publikum knapp eine Stunde lang in die Zeit von Persil und Bohnerwachs, als im Radio noch die Comedian Harmonists liefen und man auf dem Fernseher - wenn man sich denn einen leisten konnte - noch einen Plattenspieler abstellen konnte. Dabei waren die Bewohner immer mittendrin im Geschehen, sangen gemeinsam mit den Schauspielern einen alten Schlager nach dem anderen - von "Mein Vater war ein Wandersmann" bis hin zu "Mit 17 hat man noch Träume". Und es wurde getanzt: Die meisten so gut sie konnten im Sitzen und einige auch im Stehen. Nach dem Ende des Stücks durften die Bewohner sich noch einmal alle Original-Requisiten genau anschauen: eine alte Kaffeemühle, die ersten D-Mark-Scheine, eine Lohntüte und einiges mehr.

Thomas Venmanns, Leiter des Clemens-Hauses, erklärte: "Man konnte den Bewohnern anmerken, wie gerührt sie waren bei all den schönen Erinnerungen, die bei ihnen da wieder neu aufgelebt sind." Auch Angelika Fedke, Leiterin des Katharinen-Hauses, war begeistert, wie viele Emotionen das Theaterstück bei den Bewohnern geweckt hatte: "Die Menschen fühlten sich direkt zurückversetzt in die Zeit ihrer Jugend und haben mitgemacht - beim Singen oder auch beim Wäschefalten."

Die Idee zu diesem besonderen Theaterstück hatte Jessica Höhn, die Leiterin der Theatergruppe, schon vor knapp drei Jahren. "Es gab Theaterstücke über Menschen mit Demenz, aber nicht für Menschen mit Demenz. Das wollte ich ändern", berichtete die Kölner Theaterpädagogin. Seitdem habe sie viel ausprobiert, welche Lieder und Gedichte die alten Menschen noch kennen, wie viel Nähe zum Publikum am sinnvollsten ist und welche Alltagsgeschichten die eigenen Lebenserinnerungen wieder lebendig werden lassen.

Seit 2015 ist Jessica Höhn nun mit der Theatergruppe "Demenzionen" und unterschiedlichen Stücken speziell für Menschen mit Demenz unterwegs. Die Bewohner im Laurentius-Haus Uedem zählten zu den ersten Zuschauern dieses besonderen Theaterereignisses am Niederrhein.

(RP)
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