Kevelaer Das Stellwerk als Wohnhaus

Kevelaer · Matthias Joosten ist Eisenbahn-verrückt. Der 28-Jährige hat ein Mammut-Projekt in Angriff genommen: Er baut das ehemalige Stellwerk am Kevelaerer Bahnhof um. Joosten will dort einziehen. Pro Stunde fahren vier Züge vorbei.

 Bauherr Matthias Joosten (li.) und sein Onkel Hans-Gerd schauen aus dem Fenster des Stellwerks.

Bauherr Matthias Joosten (li.) und sein Onkel Hans-Gerd schauen aus dem Fenster des Stellwerks.

Foto: gerhard seybert

Matthias Joostens ganzes Leben dreht sich um die Eisenbahn. Mit zweieinhalb Jahren hat er seine erste Modelleisenbahn geschenkt bekommen, eine Spur H0. Später trat er den Eisenbahnfreunden Kevelaer und Goch bei. Sogar beruflich zog es ihn zur Deutschen Bahn: Joosten arbeitet als Industriemechaniker im Ausbesserungswerk der Bahn in Krefeld. Doch was der 28-Jährige jetzt vor hat, setzt dem allen die Krone auf: Joosten hat das ehemalige Stellwerk am Kevelaer Bahnhof gekauft und baut es zum Wohnhaus um.

Den Plan dazu fasste er im Alter von gerade einmal 19 Jahren. "Damals war ich noch in der Ausbildung", berichtet Joosten. Nach dem Rückbau der Gleise wurde das Stellwerk nicht mehr gebraucht. "Es gab zwei Möglichkeiten: Verkauf oder Abriss", sagt der Kevelaerer. Doch das mit dem Kaufen war gar nicht so einfach. "Die Bahn wollte noch viel zu viel Geld haben für das alte Gebäude", so Joosten. Das Stellwerk verfiel nach und nach. Irgendwann brach das Dach ein, ungebetene Gäste verschnandelten das Gebäude. Das alles trug nicht gerade dazu bei, den Kaufpreis in die Höhe zu treiben. Nach sechs Jahren wurden sich beide Parteien handelseinig, und Joosten kaufte das Stellwerk.

"Damit war es jedoch noch lange nicht getan. Es ist ganz schön schwierig, eine Genehmigung für den Umbau eines Stellwerks zu bekommen", sagt der Eisenbahn-Fan. Doch im vergangenen Jahr war es endlich so weit: Joosten konnte mit dem Bau beginnen. Unterstützung erhielt der 28-Jährige von seinem Onkel Hans-Gerd Joosten. Der kennt sich mit dem Gebäude aus wie kein Zweiter, schließlich hat er dort jahrelang gearbeitet.

Matthias Joosten möchte das Stellwerk äußerlich in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Der Anfang ist gemacht. So befindet sich wieder ein Dach auf dem Stellwerk. Und besonders stolz ist der Eisenbahn-Freund auf das "Kevelaer"-Schild, das er gut sichtbar an der Hausfront angebracht hat. "So werden die Reisenden bereits hier, vor dem Bahnhof, in Kevelaer begrüßt", betont Joosten. Im Erdgeschoss will der 28-Jährige sein Schlafzimmer einrichten, daneben ein Bad und Mehrzweckräume. Im Obergeschoss sollen Küche, Wohnzimmer und unter dem Dach ein weiterer Raum zum Ausruhen untergebracht werden. Auf 120 Quadratmeter Wohnfläche kommt Joosten auf diese Weise. Direkt unterm Dachfirst will der Kevelaerer ein zusätzliches Fenster einbauen. "Von dort aus habe ich einen freien Blick auf beide Kirchtürme. Den hat auch nicht jeder", sagt Joosten.

Apropos Blick. Von allen Zimmern aus kann Josten auf die Gleise blicken. Die führen gerade mal zwei Meter an seinem Haus vorbei. Vier Mal pro Stunde fährt ein Zug vorbei.

Das macht für Außenstehende Krach. In den Ohren von Matthias Joosten ist es Musik.

(RP/url)
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