Kevelaer Das Landleben so richtig spüren

Kevelaer · Bio-Bauer Bernd Verhoeven ist es wichtig, dass Besucher auf seinem Hof alles hautnah erleben können. Er kann nicht verstehen, dass manche Betriebe nicht für Gäste geöffnet sind. Er sagt bei seinen Tieren: "Bitte anfassen."

Bauer Bernd Verhoeven mit den Nachbarskindern Emily und Leonie inmitten seiner Lämmer.

Bauer Bernd Verhoeven mit den Nachbarskindern Emily und Leonie inmitten seiner Lämmer.

Foto: Thomas Binn

Wenn einem bereits auf dem Parkplatz die ersten gackernden Hofbewohner entgegen kommen und neben dem Bellen des Hofhundes auch schon das erste Blöken zu vernehmen ist, dann ist klar: Es ist wieder Lämmertag.

Zum mittlerweile 20. Mal lud Bernd Verhoeven auch in diesem Jahr wieder zum tierischen Frühlingsauftakt auf dem Rouenhof in Kervendonk ein. Für ihn beginnt im März mit den ersten Ziegengeburten die Käse-Saison, und die niedlichen Tierchen locken so nicht nur Feinschmecker, sondern auch streichelfreudige Kinder aus ganz Nordrhein Westfalen auf den idyllischen Hof im Grünen. Dort gab es für Groß und Klein eine ganze Menge zu erleben. Bei einer Planwagenfahrt konnten die Besucher den grünen Niederrhein genießen, um danach gemütlich eine Tasse Kaffee mit frischer Kuhmilch zu trinken.

Bio-Bauer Bernd Verhoeven macht am Lämmertag regionale Landwirtschaft zu einem spannenden Erlebnis und kann so auch schon die Kleinsten für die Themen Regionalität und Nachhaltigkeit begeistern. Er kann nicht verstehen, dass viele Betriebe sich für Besucher nicht öffnen, denn bei ihm heißt es "wertvoller Tierbestand: Bitte anfassen".

Anfassen ist tatsächlich an nahezu jeder Ecke des Hofes möglich; Kühe können gefüttert, Esel gestreichelt, kleine Zicklein sogar auf den Arm genommen werden. Jedes Kind darf einmal mit den niedlichen Tierkindern kuscheln. "Das tut denen richtig gut", so Sarah Hoffmanns. Sie macht zur Zeit ein freiwilliges Praktikum und weiß: "Die Kleinen brauchen im Moment eine Menge Wärme, und wenn die Kinder sie auf dem Arm haben, finden das auch die Zicklein total super."

Besonders jetzt, wo die kleinen Ziegen geboren werden, fällt viel Arbeit an. Dann werden Praktikanten auch schnell mal zu Hebammen. Auch am Sonntag konnten mehrere Geburten beobachtet werden. So entsteht eine Mischung aus Spaß und Lernen, und das findet Bernd Verhoeven wichtig.

Für ihn stellt der Lämmertag jedes Jahr auch eine Chance dar, den Besuchern zu zeigen, dass es noch regionale Landwirtschaft gibt, in der Schweine im Stroh wühlen können und Schafe und Ziegen ihre Hörner behalten dürfen.

Doch neben einer Menge Streicheleinheiten, glücklichen Tieren und leckerem Ziegenkäse bedeutet nachhaltige Landwirtschaft auch viel Arbeit; gerade jetzt, wo Wölfe in der Umgebung gesichtet wurden, ist ein gewisses Risiko immer vorhanden. Doch auf dem Rouenhof sei glücklicherweise noch nichts passiert. Der Bio-Bauer gibt aber auch zu bedenken, dass regionale Landwirtschaft nur erhalten werden kann, wenn Fleisch und Käse nicht nur beim Discounter gekauft werden.

Diesen Ratschlag konnten die Besucher direkt vor Ort umsetzen: Neben Bienenwachsprodukten, Blumen und selbstgestrickten Dekoartikel von "regionalen Selbermachern" bot auch der Verhoeven die hofeigenen Produkte wie Ziegenkäse oder Wurstwaren an. Am Abend ging so am Sonntag ein spannender Tag zu Ende, bei dem wieder einmal deutlich wurde, wie schön Landwirtschaft am Niederrhein sein kann.

(wgo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort