Auf der Maasstraße in Kevelaer Ende der Eiszeit

KEVELAER · Mehr als 33 Jahre lang produzierten Gianni Toffoli und Ulla Niklas in ihrem Eiscafé „Misurina“ kühle Köstlichkeiten. 50 verschiedene Geschmacksrichtungen hatten sie im Angebot. Ende der nächsten Woche schließen sie ihr Geschäft.

 Margret Knechten und Ute Kaiser aus Goch, die bei ihren Radtouren gerne Station in Kevelaer machen, stoßen mit Besitzerin Ulla Niklas (Mitte) auf das bevorstehende Ende der Eisdiele an.

Margret Knechten und Ute Kaiser aus Goch, die bei ihren Radtouren gerne Station in Kevelaer machen, stoßen mit Besitzerin Ulla Niklas (Mitte) auf das bevorstehende Ende der Eisdiele an.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das Ende der Eiszeit ist in greifbarer Nähe. Zumindest aus der beruflichen Sicht von Gianni Toffoli und Ulla Niklas. Denn das Ehepaar schließt zum Ende der kommenden Woche ihr Eiscafé „Misurina“. Mehr als 33 Jahre lang produzierte der gebürtige Italiener die süße Sommerschleckerei, heute noch wie zu Beginn am 1. März 1985 an der Maasstraße im Eiskübel, aus dem dann die kalte Masse in die Theke gefüllt wird. 50 verschiedene Geschmacksorten in Milch- und Fruchteis von Vanille und Schokolade bis Melone waren es zu Beginn zum Preis von 50 Pfennig je Kugel. Heute hat sich die Auswahl auf die 30 gängigen eingependelt.

„Unsere Kinder gehen anderen Berufen nach, und es hat sich trotz unserer Bemühungen kein Nachfolger in der Branche gefunden“, berichtet Ulla Niklas. Die gebürtige Darmstädterin freut sich jetzt darauf: „Endlich selbst Freizeit in der schönsten Jahreszeit zu haben.“ Der vergangene Sommer sei eine anstrengende Saison gewesen. Denn normalerweise öffnen sich die Türen täglich um 10 Uhr und schließen in der Hoch-Zeit gegen 22.30 Uhr. „Da kann es aber passieren, dass Pilger kurz vor Schluss eintrudeln und noch eine Stunde sitzen bleiben“, berichtet die Eiscafé-Besitzerin von langen Arbeitstagen. So manches Mal habe sie zum Ende der Saison nach neun Monaten arbeiten am Stück glücklich überlegt: „Lieber Gott, ich habe alles überstanden.“

In den arbeitsfreien Wintermonaten sei das Paar mal in seine Heimat Italien, mal nach Darmstadt gereist. „Urlaub mache ich dann da, wo es warm ist, in Lanzarote“, verrät Ulla Niklas ihre Strategie auszuspannen. Die neue Freiheit, die Freizeit zu genießen, fühle sich noch ungewohnt an.

Durch ihr „weinendes Auge“ sieht sie die vielen Stammkunden, die sie nicht mehr verwöhnen wird ab dem kommenden Sommer. „Bei einigen weiß ich genau, was sie bestellen“, geht sie in Gedanken durch, beim wem sie die Eisbecher schon einmal zusammenstellt. Auf der Karte vom „Eiscafé Misurina“ stehen nicht nur die vielen Klassiker, sondern auch Eigenkreationen, jeweils mit einer Abbildung daneben.

„Beim unserem Lasagne-Eisbecher hat mich trotzdem ein Kunde mal gefragt, ob denn die Lasagne frisch gekocht wurde“, schmunzelt Ulla Niklas heute noch. Und – ein Niederländer - hatte bei der Bestellung des „Schnitzel-Eisbechers“ ernsthaft eine Fleischbeilage zum Eis erwartet.

Sie selbst, so gesteht die schlanke Frau, sei ihr bester Geschmackstester, denn täglich probiere sie zwischendurch mal die einer oder andere Sorte aus der Kühltheke. Zum kommenden Wochenende leert sich die Theke: „Damit es leer wird, geben wir dann bei der einen oder anderen Bestellung ein Bällchen dazu,“ erklärt die künftige Rentnerin.

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