Kabarett Ehrings satirische Politik-Pointen

Kevelaer · Das aktuelle Zeitgeschehen bietet viele Möglichkeiten zur Satire, und Christian Ehring hat ganz klar den Finger am Puls der Zeit. In seinem nun dritten Soloprogramm „Keine weiteren Fragen“ liefert der Kabarettist einen inhaltlichen Rundumschlag: von pubertierenden Kindern über die Streitereien Seehofer gegen Merkel und wieder zurück zum Trubel mit der eigenen Frau.

 Christian Ehring gastierte im Konzert- und Bühnenhaus.

Christian Ehring gastierte im Konzert- und Bühnenhaus.

Foto: Anne Orthen (ort)

Das vom Kulturbüro Niederrhein und der Stadt Kevelaer organisierte Event lockte etliche Freunde der politischen Komik in den Saal, wie etwa Besucher Martin Ritter: „Ich sehe Christian Ehring gerne im Fernsehen, und da war es faszinierend, ihn jetzt mal live zu sehen. Dass der die Spannung auf der Bühne konsequent gehalten hat, das war schon imponierend.“

Ehring arbeitete dabei gerne mit seinen patentiert-überzeichneten Widersprüchen, etwa wenn ein Kind im Slum endlich einem deutschen Erwachsenen, der ein freiwilliges soziales Jahr im Slum macht, ein Lächeln abringen kann. Konservative Werte und Elitarismus standen ebenfalls im Zielfernrohr seines Rundumschlags. Mit einem wissenden Schmunzeln und seinem schelmischem Blick scherzte sich Christian Ehring so durch die Alltagsthemen.

Zwischendurch griff er sogar zur Rheinischen Post, um die aktuellsten Nachrichten süffisant zu kommentieren. Zwei Schulklassen im Vatikan? „Da will ich nicht den Aufpasser spielen“, meinte er mit Blick auf die jüngsten Missbrauchsskandale der Kirche. Gerade bezüglich kirchlicher, aber auch politischer und sozialer Werte baute er manches Mal auch Kevelaer selbst ein.

„Ich bin Grünen-Wähler, wie Sie“, erklärte er, stockte aber und wendete sich dann seinem Tisch zu: „Oh, ich bin in der Zeile verrutscht, das war für den Kulturkeller in Marburg bestimmt, wir sind hier ja in Kevelaer, also: Ich bin CDU-Wähler, wie Sie!“

Auch der Niederrhein selbst wurde durch den Kakao gezogen: „Das hier ist so sehr West-Deutschland, es ist schon fast Ost-Holland!“

Als roter Faden fungierte unter anderem, dass Ehring von einer Frau erzählte, die unbedingt einen Flüchtling in die heimische Einliegerwohnung einziehen lassen möchte, wovon Ehring weniger begeistert war: „Warum machen wir das nicht in zehn bis 15 Jahren, die Flüchtlinge rennen doch nicht weg?“ Er fragte auch generell: „Flüchtlinge aufnehmen: Ist das nicht so eine Life-Style von 2015?“ Immer wieder setzte er sich an sein Klavier, um beschwingt den Zeitgeist durch den Kakao zu ziehen, und auch vor teils heftiger Selbstironie schreckte er dabei nicht zurück.

Natürlich kam Christian Ehring des Öfteren auf die AfD zu sprechen: „Die ist wie Hämorrhoiden-Salbe: Wenn man ein Arsch ist, freut man sich darüber!“ Auch zum Thema „Merkel und Seehofer“ fand er deftige Worte: „Die CSU ist wie der blöde Kevin beim Kindergeburtstag, da muss man einfach die Eltern anrufen, dass er abgeholt wird.“

Ehring bekam viel Applaus während des Abends, und das Programm kam bei den Zuschauern sehr gut an: „Der Mann hat ja eine unglaubliche Energie“, lobte Zuschauerin Miriam Lange. „Der Ehring ist einfach klasse.“

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