Bürgermeisterwahl in Kevelaer CDU-Vorstand scheitert an Kandidatenfrage

Kevelaer · Die Mehrheit der Versammlung in Kevelaer will doch einen CDU-Bürgermeister-Bewerber. Paul Schaffers tritt zurück.

 Paul Schaffers warb vor den Mitgliedern vergeblich für den Vorschlag, keinen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen.

Paul Schaffers warb vor den Mitgliedern vergeblich für den Vorschlag, keinen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen.

Foto: Latzel

Paukenschlag bei der CDU in der Marienstadt: Bei der Mitgliederversammlung am Mittwochabend konnte sich der Stadtverbandsvorstand nicht mit seinem Vorschlag durchsetzen, keinen Bürgermeister-Kandidaten aufzustellen. Nur 33 Mitglieder stimmten für den Vorschlag, 43 waren dagegen.

Ein sichtlich getroffener CDU-Chef Paul Schaffers rang nach der Abstimmung nach Worten und zog noch in der Sitzung persönliche Konsequenzen. Er trat als Vorsitzender zurück und erklärte zudem, auch sein Ratsmandat niederzulegen. Damit hat die CDU jetzt auch keinen Fraktions-Vorsitzenden mehr.

Für ihn sei es nicht vorstellbar, noch als Vorsitzender weiterzuarbeiten, wenn die Mehrheit der Mitglieder nicht den Weg mitgehe, den der Vorstand vorgeschlagen hat. Man spürte seine tiefe Enttäuschung. Er bleibe bei seiner Entscheidung, sagte er auf Nachfrage.

In der emotionalen Versammlung hatte Schaffers zunächst noch einmal erläutert, warum man sich entschieden haben, keinen Kandidaten aufzustellen. Die Zusammenarbeit mit Amtsinhaber Dominik Pichler würde funktionieren, auch der Bürgermeister habe erkannt, dass er die CDU brauche.

Die Ergebnisse der Zusammenarbeit könnten sich sehen lassen. Er verwies auf die wachsende Gesamtschule, Kita-Plätze, neue Wohngebiete, die Hüls oder die OW1. Zudem sei die Zeit, die man brauche, um einen eigenen Kandidaten aufzubauen, verschenkte Zeit. Dominik Pichler werde von einem Gegner kaum zu schlagen sein. Das Motto müsse lauten „Never change a winning team“.

Doch aus der Versammlung kamen kritische Stimmen. Georg Joosten etwa betonte, dass man als CDU dem Bürger ein Wahlangebot machen müsse. Immer wieder würde über Wahlmüdigkeit geklagt, da könne es nicht sein, dass die CDU keinen eigenen Kandidaten aufstellt. Aus den Reihen der CDU gebe es Bewerber, die antreten könnten. „Wer nicht an den Start geht, der hat schon verloren“, sagte er.

Thomas Selders wurde noch deutlicher. Wie der Vorstand agiere, sei ein Armutszeugnis, sagte er. Zudem wisse ja niemand, wie groß der Rückhalt in der Bevölkerung für Dominik Pichler wirklich ist. Die Wahl sei eine Möglichkeit zu sehen, wie groß der Zuspruch tatsächlich ist.

Die spannende Abstimmung über die Frage, ob die CDU einen eigenen Kandidaten aufstellen soll, erfolgte geheim. Denn das war beantragt worden, „um wirklich ein demokratisches Ergebnis zu bekommen“, wie es hieß. Am Ende setzten sich die Befürworter einer Kandidatur durch. Jetzt muss es eine neue Aufstellungsversammlung geben. Bis dahin muss die CDU nicht nur einen Bewerber finden, sondern auch einen neuen Vorsitzenden.

Bürgermeister Dominik Pichler hatte auf die überraschende Nachricht schnell reagiert. Bei Facebook bezog er deutlich Stellung: „Die CDU hat sich demokratisch dafür entschieden, einen eigenen Bürgermeisterkandidaten (m/w) aufzustellen. Das kommt insofern etwas überraschend, weil der Stadtverbandsvorstand etwas Anderes vorgeschlagen hatte. Mal schauen, wer letztlich den Hut in den Ring wirft. Ich kann mir nicht aussuchen, wer mich herausfordert. Aber ich werde meinen Stuhl nicht freiwillig räumen. Ich habe die feste Absicht, die Bürgermeisterwahlen am 13. September 2020 zu gewinnen, egal gegen wen. Mir tut Paul Schaffers leid. Er ist ein grundehrlicher Fraktionsvorsitzender gewesen, auf dessen Wort stets Verlass war.“

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