Kevelaer Caritas feiert Jubiläum mit Müntefering

Kevelaer · Der Hospizdienst des Wohlfahrtsverbandes begeht sein zehnjähriges Bestehen mit einer großen Gala und prominenten Gästen.

 Franz Müntefering 2016 bei einer Feier im Stadtmuseum Düsseldorf.

Franz Müntefering 2016 bei einer Feier im Stadtmuseum Düsseldorf.

Foto: Anne Orthen

Im Sommer 2008 ist Ankepetra Müntefering gestorben. Die Frau des SPD-Politikers Franz Müntefering hatte Krebs. Ein Jahr zuvor hatte er sich von seinem Amt als Bundesminister und Vizekanzler zurückgezogen – um bei seiner Frau zu sein. Müntefering hat miterlebt, wie es ist, einen geliebten Menschen bis zum Tod zu begleiten. „Darum ist Franz Müntefering der richtige Gast für unser Jubiläum“, sagt Birgit Stienen. Sie leitet den ambulanten Hospizdienst der Caritas Geldern-Kevelaer, der 2019 sein zehnjähriges Bestehen feiert. Bei einer großen Veranstaltung im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus wird auch das SPD-Urgestein zu Gast sein und von seinen ganz persönlichen Erfahrung mit dem Leben und Sterben sprechen.

Den Hauptteil des Programms gestaltet dann ein weiterer prominenter Gast: der Musiker Purple Schulz. Über sein Lied „Der letzte Koffer“ seien die Organisatorinnen des Hospizdienstes auf ihn aufmerksam geworden. Darin singt er: „Vielleicht bist du noch nicht so weit, doch für mich wird‘s langsam Zeit. Begleite mich bis zu dem Moment, wo alles sich von allem trennt, um schließlich wieder dort zu sein, an diesem Ort, den niemand kennt.“

Für Birgit Stienen und Franziska Eickmans war klar: Das passt. „Wir haben ihn angefragt und hatten innerhalb weniger Stunden eine Zusage“, sagt Stienen. So wird Purple Schulz an dem Abend sein komplettes Programm „Einzig, nicht artig“ zeigen, in dem er Songs aus 35 Jahren seiner Karriere präsentiert, von ihrer Entstehung erzählt und ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert.

„Da wir so prominente Gäste für die Veranstaltung gewinnen konnten, wollten wir sie auch für alle Interessierten öffnen“, sagt Stienen. Ehrenamtliche und Kooperationspartner werden eingeladen, ansonsten sind die Karten für den Freitagabend am 26. April für alle verfügbar.

Die Veranstaltung zum Jubiläum soll auch eine Möglichkeit sein, um Interessierte für den Hospizdienst zu begeistern. Die Caritas bildet Ehrenamtliche aus, damit sie alte und kranke Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten. 30 bis 40 Familien betreuen die Hospizhelfer im Jahr, entweder bei den Menschen zuhause oder in Seniorenheimen im gesamten Gelderland. Eine von ihnen ist Marlies Delp, sie begleitet auf liebevolle Weise seit etwa drei Jahren Menschen in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens.

„Die eigenen Probleme werden durch die Arbeit nichtig, und die Angst vor dem Tod geht verloren“, sagt sie. „Ich erfahre so eine große Dankbarkeit, dass ich die Arbeit sehr bereichernd finde.“ Derzeit betreut sie eine Dame, Mitte 90, mit der sie es anfangs sehr schwierig hatte. „Sie fremdelt sehr, kann sich kaum unterhalten, weil sie so schwerhörig ist, und lässt sich nicht anfassen“, erzählt die Hospizhelferin. „Ich wusste aber, dass sie Süßes gerne mag. Also habe ich ihr Schokomousse mitgebracht. Wie sie da gestrahlt hat, das hat mich auch glücklich gemacht.“

Um Hospizhelfer zu werden, bietet der Caritasverband einen Ermutigungs- und Erfähigungskurs an. Darin lernen die Teilnehmer, wie sie mit einem Rollstuhl umgehen, Trauer bewältigen, wie sie Nähe und Distanz richtig dosieren. Jeder Hospizhelfer investiert wöchentlich etwa ein bis zwei Stunden für die Betreuung. Wenn der Tod eines Patienten kurz bevor steht, kann es auch häufiger und länger sein. „Das merkt man dann einfach“, sagt Birgit Stienen. „Die meisten Menschen ziehen sich dann zurück.“ Aber auch körperliche Veränderungen auf der Haut ließen sich beobachten.

Wer sich vorstellen kann, selbst im Team der ehrenamtlichen Hospizhelder mitzuwirken, kann sich bei Birgit Stienen und Franziska Eickmans vom Caritas-Pflegeteam Kevelaer informieren unter der Telefonnummer 02832 9720550.

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