Kevelaer Caravans an den Gleisen bieten Asyl

Kevelaer · Ende Januar sollen die ersten Mobilheime bezugsfertig sein. Die Elemente können je vier bis sechs Menschen aufnehmen, insgesamt entsteht Platz für 40. Die Zahl der Hilfesuchenden wächst rasant an - derzeit sind es rund 150.

 Vier mobile Einheiten, die vier beziehungsweise sechs Betten bieten, stehen schon. Ende Januar soll an der Ladestraße Platz für 40 Asylbewerber sein.

Vier mobile Einheiten, die vier beziehungsweise sechs Betten bieten, stehen schon. Ende Januar soll an der Ladestraße Platz für 40 Asylbewerber sein.

Foto: Olaf Ostermann

PVC-Boden in Holzoptik, schmale Leichtbau-Schränke, praktische Küchenzeilen, Etagenbetten. Wer schon einmal in einem niederländischen Ferienpark in einem "Stacaravan" übernachtet hat, kennt Grundriss und Ausstattung. Aber mit Urlaub hat die künftige Verwendung dieser Mobilheime nichts zu tun: Hier werden demnächst Asylbewerber untergebracht. Die ersten "Container", wie man sie nicht nennen soll, stehen bereits an der Ladestraße, weitere Elemente werden erwartet. Die RP sah sich schon einmal um.

Hinterm Bahnhof und jenseits der dort angesiedelten Gewerbebetriebe war noch Platz für die Elemente, die eigentlich niemand wollte, die sich jetzt aber nicht mehr vermeiden lassen: Für die immer größer werdende Anzahl von Asylbewerbern, die Kevelaer zugewiesen werden, ist in dafür vorgesehenen Häusern und Wohnungen nicht ausreichend Platz.

Schon im Jahr 2010 hatte die Politik beschlossen, Mobilheime an der Ladestraße aufzustellen, wenn andere Möglichkeiten ausgeschöpft seien. Im vergangenen Jahr wurde die Lage so ernst, dass sich die Verwaltung an den Plan erinnerte. Nun entsteht nahe des Bahnhofs ein neues Übergangswohnheim für 40 Menschen. Sie werden direkt an den Gleisen wohnen, ein zwei Meter hoher Zaun schirmt sie von der Bahnanlage ab.

Da Eingangsstufen noch fehlen, ist ein großer Schritt aus dem Schotter hinein in die Behelfswohnung nötig. Kalt ist es in der Schlichtwohnung, denn noch läuft die Gasheizung nicht. Wenn sie erst einmal angeschlossen ist, wird niemand mehr frieren müssen, weiß Klaus Rossmann. Der städtische Mitarbeiter, der sich seit 1995 als Hausmeister um Kevelaers Asylbewerber kümmert, begleitet die RP gemeinsam mit Bürgermeister Axel Stibi, Sozialdezernent Marc Buchholz und Paul Tiskens vom Gebäudemanagement durch die neuen Räume.

Drei kleine Schlafräume mit je einem Doppelstockbett bieten sechs Männern Platz. Der Flur dient zugleich als Küche und birgt unter anderem drei Kühlschränke. "Man muss bedenken, dass je nach Herkunft der Flüchtlinge im einen vielleicht Wurst vom Schwein liegen darf oder eine Flasche Bier, im anderen vielleicht nicht", sagt Tiskens. Unfroh ist Hausmeister Rossmann eher über den Backofen unter der Kochstelle. Seiner Erfahrung nach wird der nicht lange intakt bleiben - mit einfachen Herdplatten kämen die Männer meist besser zurecht.

Ob sich die künftigen Bewohner der Caravans, von denen bislang vier aneinandergedockt dort stehen (die Anlage wird noch doppelt so groß), wohl mit ihrem neuen Umfeld arrangieren werden? Bürgermeister Stibi ist überzeugt, dass die Kevelaerer ihnen helfen werden. "Ich bin dankbar für den Runden Tisch und seine Ideen, aber ich hoffe, dass die Asylbewerber die Angebote dann auch annehmen." Viel mehr als Schlafen und Essen ist in den Unterkünften nicht möglich, der Platz für gemeinsame Aktivitäten ist ebenso knapp wie der für den individuellen Rückzug. "Wir erfüllen eine Pflichtaufgabe", sagt Buchholz. Und zwar eine, die Kevelaer wie alle anderen Städte stark fordert. Rund eine halbe Million Euro kostete die Stadt die Unterbringung von Asylbewerbern 2014, im neuen Jahr könnte es doppelt so viel werden, denn der Zustrom ebbt nicht ab, und kam jemand verlässt Kevelaer wieder. Buchholz und der Bürgermeister warten darauf, dass endlich das Geld angewiesen wird, das das Land angekündigt hat. Etwa ein Drittel der tatsächlichen Kosten würde damit aufgefangen.

148 Asylbewerber, die meisten alleinstehend, sind derzeit in Kevelaer untergebracht. Sie leben in einem Mehrfamilienhaus an der Gelderner Straße, in diversen angemieteten Wohnungen, künftig in einem von der Stadt erworbenen Haus in Kervenheim und im Umkleidetrakt der Turnhalle Kroatenstraße. Ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht.

(RP)
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