Cantz im Kastell: "Goch ist mir wohlbekannt"

Kevelaer · Mit seinem Jubiläumsprogramm gastiert Guido Cantz in Goch. Zuvor erklärte er den Unterschied zwischen Solo- und Karnevalsprogramm und sprach über nicht funktionierende Pointen.

 Guido Cantz steht seit 25 Jahren auf der Bühne. Im Fernsehen ist er regelmäßig bei "Genial daneben" und im "Quatsch Comedy Club" zu sehen. Außerdem moderiert er seit 2010 die Sendung "Verstehen Sie Spaß?".

Guido Cantz steht seit 25 Jahren auf der Bühne. Im Fernsehen ist er regelmäßig bei "Genial daneben" und im "Quatsch Comedy Club" zu sehen. Außerdem moderiert er seit 2010 die Sendung "Verstehen Sie Spaß?".

Foto: mohrs büro

Herr Cantz, Ende November haben Sie ihren Auftritt in Soest wegen einer Kehlkopfentzündung absagen müssen. Geht's Ihnen schon besser?

Guido cantz Ja, so halbwegs. Es geht voran. Ich war jetzt etwas länger erkältet, weil mein Sohn Scharlach hatte. Der hat leider die halbe Familie angesteckt. Samstags stand ich noch auf der Bühne. Am nächsten Morgen ging nichts mehr, meine Stimme war weg. Einen Auftritt sage ich wirklich nur ungern ab, aber das war einfach nicht anders zu machen.

Ihr neues Bühnenprogramm heißt "Blondiläum". Ganz ehrlich: Wie oft werden Sie eigentlich auf ihre Haarfarbe angesprochen?

cantz Relativ häufig sogar. Ich werde ständig gefragt, ob meine Haarfarbe echt ist.

Und? Ist sie es?

cantz Natürlich nicht! Ich habe gehört, man kann auch mit gefärbten Haaren Kanzler werden, da kann ich so auch auf die Bühne gehen. Angefangen habe ich damit vor 20 Jahren, als wir mit ein paar Kumpels zum Skiurlaub gefahren sind. Dann hat sich das langsam zum Markenzeichen entwickelt, und das kann ich jetzt natürlich schlecht ändern.

Am 8. Dezember kommen sie nach Goch ins Kastell. Was können die Besucher dort von Ihnen erwarten?

cantz Ich glaube, bei mir gibt es immer eine hohe Lachfrequenz. Mein Ziel ist es, dass die Leute viel Spaß haben - gerade heutzutage finde ich das wichtig. Erst letzte Woche habe ich gelesen, dass in meiner Heimat Köln-Porz jemand mit einem Messer attackiert wurde. Das ist eine sehr aggressive und heftige Zeit, die wir aktuell erleben. Leute wie ich sind dann dafür zuständig, den Zuschauern mal drei humoristische Stunden zu bereiten, in denen sie von ihren Sorgen etwas Abstand bekommen. Es gibt einen großen aktuellen Teil, in dem ich mir Gedanken mache über die Sondierungsgespräche und die Weltpolitik.

Goch ist am Niederrhein eine echte Karnevalshochburg - wir haben sogar eine eigene Karnevalsprinzessin. Da kommen Sie als Kölner Jeck ja gerade richtig.

cantz Oha, nicht schlecht! In Köln sind eher Männer an der Tagesordnung. Frauen finde ich immer sehr belebend. Was das Publikum angeht, gibt es natürlich Unterschiede, ob man in Norddeutschland oder Bayern spielt. Im Großraum NRW sind die Menschen aber wahnsinnig begeisterungsfähig. Goch ist mir wohlbekannt, und deswegen freue ich mich sehr. Ich werde auch am Klavier sitzen und mit den Gochern zusammen singen.

Seit 1992 treten Sie regelmäßig im Kölner Karneval auf. Wenn Sie das mit Ihrem Soloprogramm vergleichen: Bereiten Sie sich da anders vor?

cantz Das sind zwei völlig verschiedene Sportarten, wie Marathon und 800-Meter-Laufen. Beim Karneval stehe ich vielleicht für 25 Minuten auf der Bühne, in meiner Tour sind es pro Abend manchmal drei Stunden. Die Kunst im Karneval ist es, die Leute schnell auf seine Seite zu ziehen und stark auf die Pointe zu setzen. Da habe ich bei meinem Comedy-Programm viel mehr Zeit und kann deshalb auch neue Sachen ausprobieren. Nichtsdestotrotz bleibt Guido Cantz immer Guido Cantz.

In Deutschland ist derzeit politisch einiges los, von der Weltpolitik ganz abgesehen. Auch zwei Monate nach der Bundestagswahl haben wir noch keine neue Regierung. Macht es das einfacher, ein witziges Programm zu schreiben?

cantz Das würde ich so nicht sagen. Es ärgert mich, dass seit der Wahl bisher so wenig passiert ist. Und das Publikum ist zum Teil auch fassungslos, das merke ich an den Reaktionen. Umso älter ich werde, desto politischer werde ich. Und wenn dann ein Donald Trump im Weißen Haus sitzt und Nordkorea Interkontinentalraketen testet, macht mir das auch Angst. Aber klar, eine Pointe dazu ist immer drin.

Ihre aktuelle Tour markiert ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt?

cantz Dazu hatte ich erst vor kurzem einen Disput mit einem Mann aus meiner Heimat, der meinte, das sei alles Blödsinn. Ich sei doch eigentlich schon viel länger als Comedian unterwegs. Das stimmt. Auch vor 1991 bin ich aufgetreten, aber das war eher amateurhaft, zum Beispiel auf dem Geburtstag meines Vaters. Den Auftritt im Oktober 1991 vor knapp 1000 Menschen in Aachen sehe ich als den Beginn meiner Karriere. Als junger Mann wusste ich damals nicht, was auf mich zukommt, aber es wurde ein runder Abend.

Ging auch mal etwas schief?

cantz Klar. Selbst heute geht noch was schief. Das gilt für mich wie für die Kollegen. Auch Mario Barth und Dieter Nuhr werden mal mit einem Auftritt nicht zufrieden sein. Nicht jede Pointe klappt beim ersten Mal, das ist ganz normal. Ich habe in 25 Jahren wirklich alles erlebt. Einmal bin ich nach acht Minuten von der Bühne gegangen, weil wirklich gar nichts funktioniert hat.

In den letzten Jahren wurde immer wieder darüber diskutiert, wo die Grenzen von Humor und Satire liegen. Wann hört bei Ihnen der Spaß auf?

cantz Der Spaß hört da auf, wo andere Leute verletzt werden. Nur Provozieren, ohne, dass es lustig ist - das ist nicht meins. Eine gewisse Pietät sollte man auf der Bühne erwarten können. Wenn zum Beispiel ein Flugzeug abgestürzt ist, sollte man darüber keine Witze machen. Aber das muss jeder für sich selbst wissen.

DIE FRAGEN STELLTE ALEXANDER TRIESCH.

(RP)
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