Bosnienhilfe Niederrhein Ein Schaf hilft mehr als 1000 Worte

Das Ehepaar Hölz macht sich zum 91. Mal in das zerstörte Bosnien auf. Es hat Hilfe vom Niederrhein im Gepäck.

 Heribert Hölz von der Bosnienhilfe unterstützt die Menschen in Bosnien unter anderem durch gespendete Schafe.

Heribert Hölz von der Bosnienhilfe unterstützt die Menschen in Bosnien unter anderem durch gespendete Schafe.

Foto: privat

Die Koffer sind gepackt. Für Ursula und Heribert Hölz geht es aber nicht in den sonnigen Süden sondern in das immer noch zerbombte Bosnien. Das Land sei in Vergessenheit geraten, sagt Ursula Hölz. Dabei sind die Folgen des Krieges, gerade auf dem Land, noch immer deutlich sichtbar. Hinter dem weidenden Schafen erheben sich Häuser-Skelette. Die Menschen sind arm, die Arbeitslosenquote hoch. Das Ehepaar Hölz kann diese Menschen aber nicht vergessen. Vielleicht, weil das Elend nur wenige Autostunden entfernt ist. „Global gesehen, ist es vor unserer Haustür“, sagt Heribert Hölz.

Zum 91. Mal fährt das Ehepaar in das Land, das landschaftlich schön, aber politisch immer noch durcheinander ist. Viele verschiedene Projekte haben sie dort angestoßen. Zum Beispiel eine Suppenküche. „Da gibt es Leute, die haben 25 Euro Rente, das geht doch gar nicht“, sagt Hölz mit Entrüstung in der Stimme. Dann gibt es noch die Alten- und Krankenhilfe. Examinierte Krankenschwestern gehen in die Familien, verbinden Wunden, kümmern sich. „Es geht auch darum einfach ins Gespräch zu kommen und dem Menschen zu sagen: ,Du bist nicht vergessen.’“, sagt Heribert Hölz.

Und dann sind da noch die Schafe. „Hab’ ich Schafe, hab’ ich ich immer Milch, Wolle“, erklärt Hölz von der Bosnienhilfe. Bei der Übergabe der Schafe ist das Ehepaar immer dabei. Es ist emotional. Ursula Hölz beschreibt den Besuch einer Familie, fünf Kinder, der Vater war im Krieg und traumatisiert zurückgekommen. Er war nicht mehr arbeitsfähig. Muttertiere und Schafbock sollen das Einkommen der Familie sein. Als jedes Kind vom Züchter ein Lamm in die Arme gelegt bekam, war es um die Umstehende geschehen. „Sie haben uns ein neues Leben geschenkt“, solche Sätze sind es, die das Ehepaar nicht müde werden lassen, nach Bosnien zu fahren.

 Heribert Hölz und seine Frau Ursula waren mit ihrer Arbeit für die Bosnienhilfe im kroatischen Fernsehen zu sehen.

Heribert Hölz und seine Frau Ursula waren mit ihrer Arbeit für die Bosnienhilfe im kroatischen Fernsehen zu sehen.

Foto: privat

Jedes übergebene Schaf wird fotografiert und bekommt einen Namen. Im November, passend zu St. Martin, wird Heribert Hölz wieder in Schulen und Kindergärten gehen und von dem Schicksal der Menschen in Bosnien erzählen. Mit den Spenden aus den Kitas und Schulen werden Schafe vor Ort in Bosnien gekauft. Deutsche Familien können auch jährliche Patenschaften für bosnische Familien übernehmen. Viele machen das länger als ein Jahr, sagt Ursula Hölz freudig. Sie steht stundenlang in der Küche und kocht zu Hause Marmelade. Rund um den Erntedank war sie in vielen Kirchengemeinden unterwegs. Der Erlös aus dem Marmeladeverkauf ist für die Menschen in Bosnien. In Geldern sind die Pfadfinder mit im Boot, in Kevelaer wird es über die kfd ein Benefizkonzert im Klarissenkloster im Advent geben. Der Erlös des Kuchenverkaufs zum Kevelaerer Krippenmarkt im Petrus-Canisius-Haus, die Altkleidersammlung der katholischen Landjugendbewegung in Weeze, viele machen mit.

Im Sommer war das Ehepaar Hölz bei der kroatischen Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović eingeladen und nahm den Dank stellvertretend für alle Helfer am Niederrhein entgegen. Sogar ein Fernsehinterview gab es. „Das war schon ’ne Nummer“, sagt Hölz. Viel wichtiger sind ihm aber die Menschen, denen er eines geben will: Hoffnung.

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