Kevelaer Böse Überraschung für Michael Kamps

Kevelaer · Bei der Wahl zum ersten stellvertretenden Bürgermeister in Kevelaer fiel der CDU-Kandidat durch. Bemerkenswert war vor allem, dass auch mehrere Mitglieder der eigenen Fraktion gegen ihn gestimmt haben müssen.

 Mit versteinerter Miene verfolgte Michael Kamps (3.v.r.) den weiteren Verlauf der Ratssitzung. Auch er wird kaum damit gerechnet haben, dass so viele gegen seine Wahl stimmen würden.

Mit versteinerter Miene verfolgte Michael Kamps (3.v.r.) den weiteren Verlauf der Ratssitzung. Auch er wird kaum damit gerechnet haben, dass so viele gegen seine Wahl stimmen würden.

Foto: Latzel

Schon bei der geheimen Wahl war im Ratssaal zu spüren, dass eine unglaubliche Anspannung herrschte. Es war fast totenstill im Raum, als die Ratsmitglieder nach und nach zur Urne schritten und dort ihr Votum für den ersten stellvertretenden Bürgermeister abgaben. Normalerweise ist die Wahl des ehrenamtlichen Vertreters des Bürgermeisters nur eine Formsache. Diesmal jedoch war bereits im Vorfeld durchgesickert, dass wohl nicht jeder mit dem von der CDU vorgeschlagenen Kandidaten Michael Kamps einverstanden war.

Die Mienen im Saal waren ernst, als die beiden stellvertretenden Bürgermeister Brigitte Middeldorf (SPD) und Piet van Ballegooy (KBV) die Stimmen auszählten. Als Bürgermeister Dominik Pichler im Anschluss die Zettel noch einmal genau nachzählte, war klar, dass diese Wahl nicht reibungslos über die Bühne laufen würde.

Und als der Bürgermeister dann das Ergebnis verkündete, verschlug das wohl vor allem vielen in der CDU-Fraktion die Sprache: Es gab 11 Ja-, 26 Neinstimmen und eine Enthaltung. Damit waren zwei Dinge klar: Einmal, dass Michael Kamps nicht gewählt war. Und vielleicht noch gravierender: An den Zahlen konnte jeder ablesen, dass auch Christdemokraten gegen "ihren" Kandidaten gestimmt haben müssen. 17 CDU-Fraktionsmitglieder hatten an der Abstimmung teilgenommen.

 Die stellvertretenden Bürgermeister Piet van Ballegooy und Brigitte Middeldorf beim Auszählen der Stimmzettel im Rat.

Die stellvertretenden Bürgermeister Piet van Ballegooy und Brigitte Middeldorf beim Auszählen der Stimmzettel im Rat.

Foto: Latzel

Gespenstisch war vor allem, dass die Sitzung danach ganz normal weiterlief. Doch das sieht die Gemeindeordnung so vor. Weder vor noch nach der Wahl ist eine Aussprache vorgesehen. Redebedarf gab es aber offenbar. Ulrich Hünerbein-Ahlers (Grüne) schlug vor, die Sitzung kurz zu unterbrechen, um sich auszutauschen. Mit Verweis auf die umfangreiche Tagesordnung kam es allerdings nicht dazu.

Michael Kamps verfolgte die weitere Sitzung mit versteinerte Miene und war sichtlich von dem Ergebnis enttäuscht (siehe Interview).

CDU-Sprecher Hubert van Meegen war auch gestern Morgen noch sprachlos. Man müsse sich jetzt unterhalten, wie das passieren konnte. "Wir werden das in der nächsten Woche in der Fraktion besprechen", kündigte er an. So eine Situation sei ein absolutes Novum in der Marienstadt. Darüber müsse man jetzt erst einmal ein paar Nächte schlafen. Über die Gründe für die Gegenstimmen aus den Reihen der CDU wollte van Meegen nicht spekulieren.

Wie es jetzt weitergeht, ist erst einmal Sache der CDU. Als stärkste Fraktion hat sie das Vorschlagsrecht für den ersten stellvertretenden Bürgermeister.

Verwaltungschef Dominik Pichler will in ein paar Wochen mit dem CDU-Fraktions-Chef Paul Schaffers über die Sache reden. "Es wäre wünschenswert, wenn das Thema bis zum Sommer gelöst ist und ein neuer Kandidat gefunden wird. Die Situation ist für alle unbefriedigend", sagt Pichler. "Das ist eine bittere Stunde für Michael Kamps", meint er. Mit Gegenstimmen habe man rechnen müssen, aber das Ausmaß überraschte dann auch den Bürgermeister.

Denn eigentlich ist es üblicherweise keine Frage, dass die Fraktion, die einen Kandidaten für dieses Amt vorschlägt, ihn auch durchbringt. Selbst Gegenstimmen sind ungewöhnlich, erst recht wenn sie aus der eigenen Partei kommen.

Die CDU müsse sich jetzt die Frage stellen, ob es hier um ein einzelnes Thema gehe oder ob es erhebliche Verwerfungen innerhalb der Fraktion gebe. "Ich kann nur hoffen, dass die stärkste Fraktion im Rat sich jetzt nicht selbst zerlegt, sondern handlungsfähig bleibt, damit wir für die Stadt vernünftige Politik machen können", wünscht sich der Bürgermeister.

(zel)
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