Kevelaer Bellas langer Weg zum Begleithund

Kevelaer · Die Wettener Hospizhündin wird bei einem Workshop für besondere Einsatzgebiete fitgemacht. Die Besitzer nehmen ihre Vierbeiner mit zur Schule, in den Sanitätsdienst - oder eben ins Hospiz.

 Barbara Bühne (li.) und Bella beim Workshop für Therapiehunde in Walbeck: Zu Übungszwecken geht Frauchen am Rollator, um den Vierbeiner auf mögliche Situationen vorzubereiten.

Barbara Bühne (li.) und Bella beim Workshop für Therapiehunde in Walbeck: Zu Übungszwecken geht Frauchen am Rollator, um den Vierbeiner auf mögliche Situationen vorzubereiten.

Foto: Gerhard Seybert

Noch etwas ungestüm tänzelt die Labradoodle-Hündin Bella neben der Frau, die langsam einen Rollator vor sich herschiebt. Das ist nicht weiter schlimm, denn eigentlich braucht Barbara Bühne, das Frauchen des Labrador-Pudel-Mischlings, noch keinen Rollator, und das Ganze ist erst einmal eine Übung. Auf dem Neuendickshof in Walbeck bietet Anke Brinkmann Kurse an. In denen werden Hunde als Begleithunde für den therapeutischen und pädagogischen Einsatz fitgemacht.

Steffi Gierlings nimmt ihren Jack-Russel Balou mit zum ehrenamtlichen Sanitätsdienst von Intellexi in Geldern, Schulleiterin Jasmin Brune Hündin Emma mit in die Grundschule nach Rheinberg-Millingen. Und Bella begleitet ihr Frauchen regelmäßig ins Hospiz Wetten (RP-Serie "Mit Bello unterwegs").

Aber der Weg, bis der beste Freund des Menschen zum anerkannten Begleithund wird, ist lang. Auch Barbara Bühne muss bei dem Gedanken seufzen. "Bella muss noch viel lernen, gerade weil sie noch so jung ist", sagt ihr Frauchen über ihre sieben Monate alte Hündin. Denn für den Einsatz im Hospiz reicht es nicht, dass Bella süß aussieht und von ihrem Naturell her Fröhlichkeit verbreitet. Sie soll ihrer Besitzerin und vor allem den Gästen und deren Angehörigen im Hospiz eine Hilfe sein. Hundetrainerin Anke Brinkmann nimmt die größte Sorge. "In unserem Arbeitsbereich müssen wir uns davon verabschieden, dass alles perfekt ist", sagt die Trainerin. Immer wieder sei sie aber erstaunt, wie sensibel die Hunde von sich aus auf Menschen reagieren. Trotzdem: Um nichts dem Zufall zu überlassen, ist Training schon notwendig.

Beim Workshop lernen die Hunde nicht nur, in Ruhe neben einem Rollator oder Rollstuhl herzugehen. Der Labrador Goliath der Familie Franken aus Duisburg kann noch viel mehr. Er hilft seiner Besitzerin Norina, die im Rollstuhl sitzt, Schubladen und Türen zu öffnen und sogar beim Anziehen der Jacke. Wenn etwas auf den Boden fällt, hebt Goliath es auf. Beim Workshop sollen alle teilnehmenden Hunde lernen zu apportieren. Rike Augustin erklärt erst einmal die Denkweise der Hunde. "Hunde sind Egoisten, die machen nichts für mich, sondern weil wir ausflippen vor Freude, wenn die etwas bringen und weil es Spaß macht." Beim Werfen des ersten Täschchens mit Leckerchen fühlt sich Hospizhund Bella sofort angesprochen. Sie muss aber noch lernen, dann loszulaufen, wenn sie dran ist, und das Geworfene auch wirklich bis zum Fuß des Frauchens zurückzubringen. Rike Augustin verrät den Trick: Die Leine sollte soweit reichen, wie geworfen wurde, dann kann der Hund durch leichtes Ziehen an der Leine daran erinnert werden, wo er hin soll.

Aufgabe des Hundes ist es, einen Ball oder einen anderen Gegenstand immer wieder zurückzubringen. Ob solche oder ähnliche Dinge auch im Hospiz sinnvoll sind, darüber macht sich Anke Brinkmann vor Ort selber ein Bild. Es komme auch immer auf den Gesundheitszustand der Gäste an, was möglich ist. Selbst Bettlägerige können noch spielerisch mit dem Hund umgehen, etwa, indem sie Leckerchen vom Bett aus durch ein Rohr zum Hund auf den Boden gleiten lassen. Auf diese Art bekommen Menschen, die alt oder am Ende ihrer Kräfte sind, noch einmal ein Gefühl dafür, sich um ein anderes Lebewesen kümmern zu können.

Welche Bedeutung die sieben Monate junge Bella für die Bewohner in der kurzen Zeit bekommen hat, wird bei der Bitte eines Angehörigen spürbar, dessen Frau vor kurzem im Hospiz gestorben ist.

Sein ganz besonderer Wunsch: Bella muss bei der Beerdigung dabei sein.

(bimo)
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