Kevelaer Bei Schlaganfall zählt jede Minute

Kevelaer · Interview Dr. Michael Krasnianski, Chefarzt der Neurologie im Marienhospital Kevelaer

Schlaganfall ist eine ernstzunehmende Erkrankung und eine häufige Todesursachen in Deutschland. Über die Notwendigkeit und Behandlung informiert Dr. Michael Krasnianski, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Marienhospital in Kevelaer im Interview mit RP-Mitarbeiterin Bianca Mokwa.

Was sind die ersten Anzeichen für einen Schlaganfall?

Dr. Michael Krasnianski Das ist ganz unterschiedlich. Es kommt darauf an, in welchem Teil des Gehirns die Durchblutungsstörung stattfindet. Häufig sind plötzlich auftretende Schwäche im Arm, Bein oder in einer Körperhälfte. Weitere Anzeichen können plötzlich auftretende Hör- oder Sehstörung, Sprachverlust oder undeutliche Aussprache sein.

Kann man die Anzeichen, dass ein Schlaganfall eingetreten ist, selbst erkennen?

Krasnianski Teils-teils. Bei einem Schlaganfall wird man nicht unbedingt bewusstlos. Es gibt größere und kleine. Auch Angehörige müssen aufmerksam sein, wenn sich ihr Familienmitglied plötzlich anders bewegt oder ein Mundwinkel herunterhängt.

Welche Altersgruppen sind betroffen?

Krasnianski Es sind meistens ältere Patienten. Aber es kann auch einen 30-Jährigen treffen oder ein Kind.

Was genau passiert bei einem Schlaganfall?

Krasnianski Der Schlaganfall wird durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht. Grund kann ein Gefäßverschluss sein, oder dass ein Gehirngefäß platzt.

Wie genau ist bei Verdacht auf Schlaganfall vorzugehen?

Krasnianski Der Notarzt ist anzurufen, sobald es Anzeichen für einen Schlaganfall gibt. Ein Schlaganfall ist ein äußerster Notfall, wie ein Herzinfarkt. In manchen Fällen bringen Angehörige den Patienten auch zur Notaufnahme mit Schlaganfallstation. Lieber einmal den Notarzt zuviel anrufen, als zuwenig. Unsere Erfahrung ist, dass viele Patienten wirklich zu spät kommen.

Warum ist schnelles Handeln so wichtig?

Krasnianski Es ist ein großer Fehler, nicht sofort zu reagieren. Die ersten Stunden sind entscheidend. Das Medikament, das wichtig ist, um die Gerinnsel im Gehirngefäß aufzulösen, muss in den ersten Stunden wirken. Jede Minute bedeutet verlorene Nervenzellen. Gerade ältere Patienten, die in ihrem Leben schon viel erlebt haben, empfinden die Schlaganfallanzeichen oft nicht als besonders beunruhigend. Ein etwas schiefer Mund kann aber in wenigen Stunden zu einer vollständigen halbseitigen Lähmung führen.

(RP)
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