Pilgerpforte in Kevelaer wird am 1. Mai geöffnet Wallfahrer beten auf der Baustelle

Kevelaer · Zwei Jahre lang prägte die Corona-Pandemie auch das Pilgern nach Kevelaer. Am 1. Mai ist erstmals wieder eine Öffnung der Pilgerpforte mit 700 Gläubigen möglich. Allerdings gibt es Einschränkungen wegen der Bauarbeiten.

 Rund um das Gnadenbild wird derzeit gearbeitet, zur Wallfahrtseröffnung gibt es eine kurze Pause.

Rund um das Gnadenbild wird derzeit gearbeitet, zur Wallfahrtseröffnung gibt es eine kurze Pause.

Foto: Latzel

Zu Ostern war bereits zu spüren, dass die Normalität so langsam in die Kirche in Kevelaer zurückkehrt. Die Gottesdienste waren wieder recht gut besucht, vor allem am Karfreitag erreichten die Zahlen der Gläubigen fast schon das Vor-Corona-Niveau.

Und auch vor der anstehenden Wallfahrtssaison sind die Verantwortlichen optimistisch. „Die Anfragen sind da, auch die Buchungen im Priesterhaus sind gut. Wir denken, dass das meiste wieder ganz normal stattfinden kann“, sagt Rainer Killich, Sekretär der Wallfahrt.

Zur traditionellen Wallfahrtseröffnung durch den Bischof von Chur, Joseph M. Bonnemain, am Sonntag, 1. Mai, um 10 Uhr können erstmals seit zwei Jahren wieder alle Plätze in den Bänken besetzt werden. In der Corona-Pandemie durften nur 150 Gläubige kommen, jetzt ist wieder Platz für bis zu 700 Besucher. Verpflichtend ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zwar nicht mehr, es wird jedoch sowohl vom Bistum Münster als auch von der Wallfahrtsleitung empfohlen. Auch an den Eingangstüren hängen entsprechende Hinweisschilder, auch auf Niederländisch. „Es ist noch ungewohnt, mit so vielen Menschen den Gottesdienst zu feiern – und ich denke, dass gerade die großen Wallfahrten erst mal wieder neu erlernt werden müssen.“

Zurückhaltend sind die Gruppen, die überwiegend aus Senioren bestehen. Vor allem gibt es Bedenken aus Gruppen, die sonst mit ganzen Senioren-Einrichtungen gekommen sind. Hier sehen viele das Risiko, sich eine Infektion ins Haus zu holen. Das ist auch ein Grund dafür, dass die große Malteser-Wallfahrt aus Köln noch nicht stattfindet. Hier waren rund 1000 ältere und kranke Bewohner aus verschiedenen Senioren-Einrichtungen nach Kevelaer gekommen. Doch auch dort warten die Verantwortlichen erst einmal ab.

„Auch wenn es deutlich entspannter wird, ist die Pandemie noch nicht vorbei“, warnt Killich. Daher werde die Wallfahrtsleitung selbstverständlich die Entwicklung ständig im Blick haben und gegebenenfalls auch kurzfristig reagieren. Vorerst jedenfalls stehen die Tamilen ebenso im Wallfahrtskalender wie die Bocholter Fußpilger, die Oldtimer-Traktorfreunde oder wie die Motorradfahrer. Gerade Pilger mit einer weiteren Anreise müssten ihre Route sorgsam planen, sagt Killich. Denn einige Herbergen, die von Fußpilgern zur Übernachtung genutzt wurden, mussten während der Pandemie schließen und stehen – noch – nicht zur Verfügung.

Als erste größere Gruppe sind direkt für den 1. Mai die Fahrradpilger eingeladen. Um 14.30 Uhr werden Fahrräder und ihre Fahrer auf dem Kapellenplatz gesegnet, anschließend wird ab 15 Uhr gemeinsam die erste Pilgerandacht des Jahres in der Basilika gefeiert. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Vor Corona hatte es eine gemeinsame Fahrt vom Airport Weeze nach Kevelaer gegeben. Diesmal wird die Aktion etwas vereinfacht. Es gibt keine organisierte Tour. Statt dessen können alle Radler nach Kevelaer kommen und sich hier den Segen holen.

Dass so viele Gruppen und Individualpilger Kevelaer die Treue halten, hänge wohl auch damit zusammen, dass man auch während der Pandemie mit neuen Angeboten Möglichkeiten zur Wallfahrt geschaffen hat, sagt der theologische Referent Bastian Rütten. „Wir haben immer getan, was möglich war, um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben, zum Beispiel mit individuellen Angeboten. Zudem haben wir intern geschaut, wie wir uns neu aufstellen können, denn man kann nicht einfach alles so weitermachen wie früher. Klar ist: Man soll Kevelaer wiedererkennen, aber auch wir kommen verändert aus der Pandemie.“ Für Wallfahrtsrektor Gregor Kauling ist entscheidend, dass „wir zuhören und wahrnehmen, was die Menschen wollen und dass wir auf sie zugehen“. Das Pilgerjahr der nordwestdeutschen Wallfahrtsorte steht 2022 unter dem Leitgedanken „Himmel + Erde berühren“, wobei das Plus-Zeichen zugleich für das Kreuz steht. „Ursprünglich“, erklärt Kauling, „wollten wir uns damit den Themen Klima, Ökologie und Schöpfungsbewahrung widmen. Nun sind wir durch das Weltgeschehen überholt worden, und dennoch passt das Leitwort. Denn die Berührung von Himmel und Erde steht im Zeichen der Versöhnung. Und wir müssen uns konkret den Fragen stellen, wie Versöhnung möglich ist, aber auch wie wir mit Vergebung umgehen können.“

Die Pilger werden sich in dieser Saison auf Behinderungen einstellen müssen. Denn der Kapellenplatz wird ebenso wie das Umfeld gerade umgestaltet. Aktuell gibt es große Baugruben auf dem Platz, Bagger prägen das Bild. Zur Wallfahrtseröffnung sollen die Arbeiten aber kurz pausieren und der Platz provisorisch freigemacht werden. So sollen die Gruben, die vor allem für den Kanalbau ausgehoben worden sind, mit Schotter verfüllt werden, damit eine ebene Fläche entsteht, auf der man auch laufen kann. An allen Stellen ist das nicht möglich. Da wäre der Aufwand zu groß. Daher soll ein Teil auch abgesperrt werden. Auf jeden Fall sollen die Gläubigen zum Start der Wallfahrtssaison auf dem Kapellenplatz genug Platz haben.

Danach wird dann weitergearbeitet und der Schotter wieder aus den Gruben geholt. Später werden die Bereiche mit dem Pflaster wieder hergestellt.

Fest steht, dass es auch in der Wallfahrtssaison immer wieder Beeinträchtigungen durch Arbeiten geben wird. Alle Wallfahrtsstätten sollen aber durchgängig erreichbar bleiben. Die Bauarbeiten ziehen vom Kapellenplatz Richtung Johannes-Stalenus-Platz.

Die Arbeiten haben sich etwas verzögert, weil Archäologen, wie berichtet, Fundamente in der Nähe des Petrus-Canisius-Hauses gefunden hatten. Die waren untersucht worden. Ursprünglich sollte die Umgestaltung bis Ende des Jahre abegschlossen sein. Jetzt geht man von Januar oder Februar 2023 aus. Auf jeden Fall soll der Platz vor der Wallfahrtssaison 2023 fertig sein.

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