Kevelaer Bandidos fassen Fuß im Kreis

Kevelaer · Die 15 Mann starke Rockergruppe aus dem Kreis Kleve gehört schon seit etwa zwei Jahren zu den 66 offiziellen Bandidos-"Chapters" in Deutschland. Die "Chicanos" aus Emmerich sind als Unterstützergruppe tätig.

 Mit etwa 400 Motorrädern fuhren die Bandidos im Oktober 2009 nach Gelsenkirchen, um ihrem 32-jährigen "Bruder", der auf der Charlottenstraße in Duisburg erschossen worden war, das letzte Geleit zu geben.

Mit etwa 400 Motorrädern fuhren die Bandidos im Oktober 2009 nach Gelsenkirchen, um ihrem 32-jährigen "Bruder", der auf der Charlottenstraße in Duisburg erschossen worden war, das letzte Geleit zu geben.

Foto: Andreas Probst

Kevelaer/Weeze/Uedem Im Internet — auf der offiziellen Seite der Bandidos in Deutschland — steht es schwarz auf weiß: Kleve ist bereits ein offizieller "Chapter" (Unterverein) der Bandidos, die 66 dieser Untervereine in Deutschland auf ihrer Website vermerkt haben. Auch wenn die meisten Bürger das in ihrem Alltag nicht merken: Der Unterverein hat sich im Kreis schon längst etabliert.

Bereits vor fünf Jahren gab es nach Informationen der Rheinischen Post erste Überlegungen in Duisburg, einen eigenen Chapter im Kreis Kleve zu gründen. Inzwischen ist das offensichtlich passiert — auch wenn die Polizei im Kreis die offizielle Gründung bisher nicht bestätigt. "Es gibt eine geringe Anzahl von Motorradfahrern, die eine Verbindung zu den Bandidos haben könnten", sagte Pressesprecher Manfred Jakobi jüngst der Rheinischen Post.

Ein Insider spricht von ungefähr 15 bis 20 Mann, die zum Kern des vor etwa zwei Jahren gegründeten Chapters Kleve, angeblich noch im Probestatus, gehören. Sechs Vollmitglieder sind laut Vereinsregeln mindestens vorgeschrieben, um einen Unterverein gründen zu können. Dazu scharen sich "Mitglieder auf Probe" und sogenannte Unterstützergruppen ("Supporters"), von denen eine ein Club namens "Chicanos" aus Emmerich sein soll.

Ein Vereinsheim haben die Rocker rund um die Schwanenstadt allerdings noch nicht gefunden — möglicherweise ist das aber auch reines Kalkül. Denn wenn der Verein erst einmal einen festen Anlaufpunkt hat, dann hätte auch die Polizei eine Adresse, einen Ort, den sie beobachten kann — und eben auch die befeindeten "Hells Angels".

In jüngster Zeit sind Bandidos dem Vernehmen nach nicht nur zu Vatertag (wir berichteten) im Ausflugslokal Krühan in Uedem gesehen worden. Dort traf man sich offenbar "zwanglos" zum Bier — aber dieses Ziel dürfte seit den öffentlich bekannt gewordenen Auseinandersetzungen am Vatertag ausgedient haben. Ein eigenes Haus zu finden sollte außerdem schwierig werden für die Bandidos: Das ist teuer und außerdem winken viele potenzielle Vermieter ab — aus Angst vor Schwierigkeiten.

Doch was bedeutet es, Mitglied in einem Chapter der Bandidos zu sein? "Sollte es irgendwo in Nordrhein-Westfalen Probleme geben, müssen auch die Klever raus und helfen", sagt der Insider. Und Schwierigkeiten gab es in den vergangenen Jahren genug: Der Rocker-Krieg zwischen den mittlerweile aus den Niederlanden unterstützten Bandidos und befeindeten Clubs, vor allem den Hells Angels, tobt direkt vor der Haustür: Duisburg ist ein Schwerpunkt — und keine 80 Kilometer entfernt. Dort gab es schon Tote, vor kurzem landete eine Handgranate in einem Wettbüro, dessen Besitzer den Hells Angels nahe steht. Seit Jahren herrscht Krieg zwischen den Rockerclubs. Es geht um die Vorherrschaft in Prostitution oder Drogenhandel. "Mafiöse Strukturen" werden den Clubs nachgesagt. Mehrmals hat es in Berlin, Duisburg oder Solingen Schießereien und Schlägereien gegeben mit Verletzten und Toten. "Wir gucken nicht weg!", verspricht die Polizei in Kleve. Man sei "sensibilisiert" für das Thema.

(RP)
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