Kevelaer Aus für Bercker – Politik hilflos

Kevelaer · Fast 200 Arbeitsplätze fallen durch die Insolvenz der Kevelaerer Druckerei Bercker weg. Ab sofort richtet sich die Hoffnung der Mitarbeiter auf neue Jobs in anderen Unternehmen. Personalrat sah "bittere Tränen".

 Das Bercker-Betriebsgebäude in Kevelaer.

Das Bercker-Betriebsgebäude in Kevelaer.

Foto: Venn

Willi K. hat in diesen Tagen viel zu tun. Der Personalratsvorsitzende der insolventen Kevelaerer Druckerei Bercker ist zusammen mit 27 weiteren Mitarbeitern des Unternehmens damit befasst, verbliebene Aufträge abzuwickeln. "Ausproduktion" nennt sich das, wie lange sie noch dauern wird, vermag K. nicht abzuschätzen — einige wenige Kollegen würden wohl noch bis Juni Arbeit haben.

 Vorsitzender der SPD in Kevelaer, Heinz Ermers.

Vorsitzender der SPD in Kevelaer, Heinz Ermers.

Foto: privat

Der Großteil der Belegschaft ist schon jetzt arbeitslos. Dass es für das Traditionsunternehmen keine Zukunft gibt, hatte Insolvenzverwalter Dirk Hammes den Männern und Frauen am Freitag mitteilen müssen.

"Die Kollegen sind am Boden zerstört", sagt K.. Bei einigen seien bittere Tränen geflossen. Die Erkenntnis, den Job zu verlieren und einer ungewissen finanziellen Zukunft entgegen zu blicken, lasse sich nun nicht mehr von der vagen Hoffnung auf einen Investor unterdrücken. Nach Auskunft des Personalrats ist der Großteil der gewerblichen Mitarbeiter über 40 Jahre alt — da wird's auf dem Arbeitsmarkt schwierig. Immerhin können die Auszubildenden ihre Lehre bei Schaffrath in Geldern fortsetzen.

Bereits am Freitag kamen Berater der Arbeitsagentur in den Betrieb. "Wir bekommen alle persönliche Termine beim Gocher Arbeitsamt. Dann heißt es: Bewerbungen schreiben", sagt K.. Neben Druckern seien bei Bercker viele Quereinsteiger beschäftigt gewesen, daneben die kaufmännischen Mitarbeiter.

Heinz Ermers hatte noch vor wenigen Wochen die SPD-Bundestagsabgeordnete Barbara Hendricks nach Kevelaer gebeten. Für den Fall einer Übernahme durch einen Investor hatte sie in Aussicht gestellt, sich für eine Landesbürgschaft einzusetzen. Doch dazu kam es nicht — niemand traute sich zu, Bercker zu retten. "Bei uns im ländlichen Bereich wird es für die gewerblichen Mitarbeiter besonders schwierig sein, neue Stellen zu finden", ahnt Ermers. Der SPD-Chef weiß, dass die Betroffenen jetzt sehr allein sind mit ihren Sorgen — und wie ihnen zu helfen sei, sieht er auch nicht.

Dass sich Bürgermeister Axel Stibi mit Stellungnahmen zurückgehalten hat, findet Hansgerd Kronenberg, CDU-Fraktionschef in Kevelaer, nachvollziehbar. Die Regeln der Wirtschaft seien eben hart — als Kommune und als Politiker könne man kaum etwas tun. Die Aussichten, in anderen Druckereien der Umgebung Beschäftigung zu finden, hält auch Kronenberg für gering. Die Sache sei einfach traurig.

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(RP/rl/csi)
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