Kevelaer Auch Förderkinder lesen gerne und gut

Kevelaer · Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels lädt neuerdings auch Förderschüler zum Lesewettbewerb ein. Der Regionalentscheid fand jetzt in Goch statt. Auch ein Teilnehmer aus Kevelaer war dabei. Buchgeschenke für alle.

 Natalie nahm souverän am Vorlesetisch Platz und las eine spannende Geschichte.

Natalie nahm souverän am Vorlesetisch Platz und las eine spannende Geschichte.

Foto: Gottfried Evers

Bei allen Diskussionen über Inklusion wird oft vergessen, dass viele Schulen längst Erfahrung haben mit dem gemeinsamen Unterricht von nicht-behinderten und förderbedürftigen Schülern. Insbesondere die Hauptschulen sind da Vorreiter: An der Hauptschule Kevelaer ebenso wie in Goch ist der gemeinsame Unterricht längst Alltag. Vieles, aber nicht alles machen die Schüler zusammen: Beim Vorlesewettbewerb etwa treten sie in jeweils eigenen Veranstaltungen an. Jetzt fand der Regionalentscheid der Förderschüler in der Gustav-Adolf-Hauptschule Goch statt. Zehn Jungen und Mädchen aus sechsten Klassen des gesamten Regierungsbezirks Düsseldorf waren mutig genug, sich den Zuhörern und der Jury zu stellen.

Wie beim anderen Vorlesewettbewerb auch ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels der Einladende. Ohne aktive Mitwirkung der Lehrer vor Ort würde die Aktion natürlich nicht funktionieren. Sie versuchen, das Lesen als Grundlage (nicht nur) des Faches Deutsch spannend genug zu gestalten, um die Kinder für Bücher zu interessieren. Bei vielen funktioniert das offenbar trotz konkurrierender elektronischer Angebote noch immer - sie mögen ihre Bücher, die von Abenteuern in fernen Ländern, von erster Liebe, Problemen mit den Eltern oder auch mal von Zauberern und Fabelwesen handeln.

Lion Krebbers von der Hauptschule Kevelaer hat sich für "Der Tempel von Atlantis" von Jens Schumacher entschieden. Zwei Kinder entdecken eine Kette mit einem magischen Stein, der sie Jahrtausende zurück befördert - eine spannende Geschichte, die Lion flüssig und ausdrucksstark vorliest. Im hellen Foyer der Gocher Schule sitzt er ganz allein auf auf der Bühne vor einem Mikrofon und macht, was ihm seine Lehrer geraten haben: deutlich, laut, nicht zu schnell vorlesen, ab und an den Zuhörern ins Gesicht blicken. Es klappt richtig gut.

Indira Lange liest kurze Zeit später "Abenteuer in der Südsee" von Mary Pope Osborne, eine Folge aus dem "magischen Baumhaus". Die Jury ist von dem Vortrag des Mädchens sehr angetan - mühelos gelingt es Indira, Kontakt zum Publikum aufzubauen. Selbstbewusst und mit sinnvoller Betonung trägt sie vor. Als die Jury später erfährt, dass die Zwölfjährige erst vor zwei Jahren aus Belgien zugezogen ist und kein Wort Deutsch sprach, ist das Staunen groß. An der Hauptschule Goch hat Indira in kürzester Zeit fast akzentfrei Deutsch gelernt. Dass die Jury, bestehend aus Vertretern der Buchhandlung Völcker, der Volksbank, der Rheinischen Post, einem Sonderpädagogen und der Stadt Goch am Ende Aleko Koßmann aus Wuppertal zum Sieger erklärt, ist Nebensache. Sein Vorsprung beträgt nur wenige Punkte. Für alle gibt's Urkunde und Buchgeschenk, Aleko darf mit seiner Familie einen Tag lang ins Gocher Freizeitbad "GochNess". Am besten an einem Tag, an dem die deutsche Mannschaft spielt. Dann gibt's noch Public Viewing im Strandbad dazu.

(RP)
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