KEVELAER Arbeiten am Hallenbad ruhen

KEVELAER · Nach Problemen an der Decke gibt es jetzt Schwierigkeiten am Becken. Wegen schlechter Schweißnähte droht Rost. Die Baufirma ließ bereits eine Frist der Stadt zur Beseitigung der Mängel verstreichen, ohne dass etwas passiert ist.  

 Bauleiter Olaf Kleikemper und Peter Reffeling von der Stadt Kevelaer erläutern die Probleme beim Schwimmbecken.

Bauleiter Olaf Kleikemper und Peter Reffeling von der Stadt Kevelaer erläutern die Probleme beim Schwimmbecken.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Schon die Entscheidung zum Bau des Mehrzweckbeckens war ein langer Weg. Es gab heftige Diskussionen und Debatten. Sogar als der Rat den Beschluss gefasst hatte, versuchten die Saunafreunde noch, die Entscheidung zu kippen. Und auch der Bau selbst bleibt ein Dauerthema für die Verwaltung. Eigentlich sollte das neue Becken so gut wie fertig sein, im Moment kann aber keiner sagen, wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist. Der Bau ruht. Den Stand der Dinge skizzierten Peter Reffeling von der Stadt Kevelaer und Bauleiter Olaf Kleikemper den Politikern jetzt im Ausschuss  für Gebäudemanagement.

Das erste Problem: Die Decke Vor einiger Zeit war der Bau ins Stocken gekommen, weil eine Biegung in der Deckenkonstruktion aufgefallen war. Der Bauleiter hatte das entdeckt. Die Biegung lag zwar nur ein paar Millimeter über dem Maximalwert. „Aber die Durchbiegung wäre weiter gegangen, deshalb musste die Firma nachbessern“, erläutert Reffeling. Die Holzdeckenkonstruktion wurde mit den Balken darüber verbunden. Entstanden ist eine sogenanntes Kombinationstragwerk. „Der Mangel ist definitiv behoben“, sagt Reffeling.

Das neue Problem: Das Becken Eine Firma vom Bodensee hat das Stahlbecken eingebaut. Dem Bauleiter waren dort Fehler in der Verarbeitung, vor allem durch das Schweißen, aufgefallen. „Es handelt sich dabei um Fehler, die wir nicht akzeptieren“, sagt Reffeling. Der Bauleiter wurde sogar noch deutlicher. Er spricht von gravierenden handwerklichen Mängeln. „Der Handwerker hat sich weniger oder gar keine Gedanken bei der Arbeitsvorbereitung gemacht“, sagt Kleikemper. Mehr als deutliche Worte. Durch die Fehler bestehe die Gefahr, dass es an den Schweißnähten zu rosten  beginnt. Ein feuchtes Klima, wie es nun einmal in einem Hallenbad herrscht, forciere das noch.

Wie geht es weiter? Die Stadt hat die Firma aufgefordert, einen Sanierungsplan vorzulegen. Nach Rücksprache mit Experten gibt es die Auskunft, dass eine Ausbesserung durchaus möglich ist, ohne dass das Bad anschließend eine schlechtere Qualität hat. Problem ist, dass die Firma bisher nicht reagiert. Die Stadt hat eine große Summe einbehalten und eine Frist  für die unterbrechungsfreie Aufnahme und Beendigung der Arbeiten gesetzt. Die ging bis zum 3. September und ist verstrichen, ohne dass etwas passiert ist. Jetzt soll eine neue Frist gesetzt werden. Der Ton werde rauer, heißt es. Die Verwaltung hat einen Anwalt eingeschaltet, mit dem die weiteren Schritte abgestimmt werden. Eine Vertragsstrafe ist bereits angedroht. Peter Reffeling betont: „Bislang ist uns noch kein direkter finanzieller Schaden entstanden, aber natürlich gibt es einen Zeitverzug.“

Wer zahlt? Laut Stadtverwaltung entstehen Kevelaer keine Kosten für die Nacharbeiten. Die müsse die Firma übernehmen.

Kann nicht einfach die Firma gewechselt werden? Das ist nicht einfach. Immerhin ist das große Becken bereits eingebaut. Das alleine hat schon einen Wert im sechsstelligen Bereich. Nimmt Kevelaer eine andere Firma, müsste das Becken erst ausgebaut werden. Alles wäre ein Riesenaufwand. Ob die Kommune dann tatsächlich die Mehrkosten wieder hereinbekommt, ist offen.

Was ist mit dem „alten“ Hallenbad? Hier will die Stadt dafür sorgen, dass zumindest das alte Becken bald wieder fürs Schwimmen genutzt werden kann. Im Dezember soll das Becken befüllt werden. Dann stehen aber noch die Filterung des Wassers sowie die vorgeschriebenen Proben an. Ziel ist, dass zum nächst Schulhalbjahr das Hallenbad wieder geöffnet wird, auch damit Schüler dort wieder schwimmen können.

Was ist mit den Fördermitteln? Insgesamt sind die Kosten mit 3,25 Millionen Euro veranschlagt. Der Bäderverein steuert rund 150.000 Euro bei. Zudem gibt es aus Umsatzsteuererstattungen 370.000 Euro und einen Zuschuss des Bundes von 1,1 Millionen Euro. Damit bleibt ein Eigenanteil der Stadt von rund 1,6 Millionen Euro. Eigentlich war als Fertigstellungstermin der 1. September 2018 vorgesehen gewesen. Da es zu Verzögerungen gekommen ist, hat die Projektstelle des Bundes für die Förderung die Kommune aufgefordert, einen Antrag zu stellen, um die Frist zu verlängern. Die Oberfinanzdirektion Münster hat das Hallenbad-Projekt überprüft und eine positive Stellungnahme abgegeben. Die neue Frist läuft bis zum 31. Dezember 2019. Bislang hieß es immer, dass das kein Problem sei, weil bis dahin der Bau auf jeden Fall abgeschlossen sei.

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