Kevelaer Ameland - Perle im Meer

Kevelaer · Vor 65 Jahren organisierte Hubert Janssen das erste Ferienlager auf der niederländischen Insel Ameland. Das war der Beginn des Kinderferienwerkes. Seitdem gehört für viele Kinder am Niederrhein eine Freizeit im Lager auf der Insel einfach dazu.

Amelands Wahrzeichen : der Leuchtturm. Er liefert auch die beliebteste Frage für viele Lagerspiele: Wie viele Ringe hat der Leuchtturm? Zählen erlaubt.

Amelands Wahrzeichen : der Leuchtturm. Er liefert auch die beliebteste Frage für viele Lagerspiele: Wie viele Ringe hat der Leuchtturm? Zählen erlaubt.

Foto: DPA

Vor 65 Jahren organisierte Hubert Janssen das erste Ferienlager auf der niederländischen Insel Ameland. Das war der Beginn des Kinderferienwerkes. Seitdem gehört für viele Kinder am Niederrhein eine Freizeit im Lager auf der Insel einfach dazu. Text: Sebastian Latzel Fotos (Archiv): Heimann / dpa

Es ist heute für viele Jugendliche vermutlich unvorstellbar: Schlafen in Räumen, in denen im Winter die Kühe stehen, drei Wochen lang kein Fernsehen, vom Handy ganz zu schweigen. Die Wochen im Ferienlager waren Zeiten, die Generationen von Kindern und Jugendlichen prägten und Ameland zu der Kinderferieninsel schlechthin machten.

Diese Entwicklung ist auch eng mit dem Namen Hubert Janssen verbunden. Der inzwischen emeritierte Pfarrer aus Kevelaer gründete 1953 das erste Amelandferienlager nach dem Zweiten Weltkrieg. Er stieß damit eine Entwicklung an, die dafür sorgte, dass gefühlt jedes zweite Kind vom Niederrhein mindestens einmal auf der niederländischen Ferieninsel war.

Beim ersten Ferienlager 1953 schliefen die Kinder und Jugendlichen noch in Zelten, und zwar im Inseldorf Buren, in dem sich auch heute noch die meisten Kinderferienhöfe befinden. Die Kinder und Betreuungskräfte kamen im Gründungsjahr aus Duisburg-Homberg, Kamp-Lintfort und Rheinberg.

Hubert Janssen hat erstmals 1938 als Elfjähriger mit der Insel Ameland Bekanntschaft gemacht. Damals reiste er an Bord des von seinem Onkel Pfarrer Edmund Janssen aus Kevelaer gesteuerten Ferienschiffes "Königin Wilhelmina". Die Fahrt führte von Kleve aus über den Spoykanal, den Rhein, die Ijssel, Zuidersee ins Wattenmeer. Etwa 250 Eltern, Kinder und Jugendliche waren damals an Bord und verbrachten vier Wochen auf der Insel.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Hubert Janssen das inzwischen bundesweite "Kinderferienwerk Ameland". Es umfasste zeitweilig mehr als 200 Entsendestellen, viele am Niederrhein und im Ruhrgebiet, aber auch in den übrigen Bundesländern einschließlich Berlin. Im Laufe der Jahre haben mehr als eine Million Kinder, Betreuer und Feriengäste aus Deutschland so auf Ameland Erholung gefunden. Sie haben sich erholt, den Strand erkundet, Lagerfahnen gestohlen oder um den Inselpokal gespielt. Ameland ist im Sommer eine Welt für sich.

Die Amelandferiengruppen haben sich eingerichtet in etwa 80 Bauernhöfen, Kinderheimen und Zeltlagern in den vier Dörfern Nes, Ballum, Buren und Hollum. Hubert Janssen leitete dieses Kinderferienwerk von 1953 bis 1988 selbst, von 1968 bis 1988 auch als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Ameland.

Und weil zu einer Freizeit auf der Insel auch ein passendes Lied gehört, komponierte Janssen 1956 das Amelandlied.

Das wurde schnell zum Selbstläufer, verbreitete sich über die Insel und war Höhepunkt vieler Mühlenfeste mitten auf der Insel, bei denen Hubert Janssen dann zum Akkordeon griff. Das Komponieren hat sich Hubert Janssen als Autodidakt beigebracht.

Das Lied wird bis heute bei vielen Freizeiten gesungen, ebenso wie die von Hubert Janssen und seinem Bruder Dr. Fritz Janssen komponierte Ameländer Jugendmesse "Ihr seid das Salz der Erde".

Jahrzehnte hindurch leitete ihre Schwester Marianne die Lagerküche auf verschiedenen Ferienhöfen.

(RP)
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