Schulplanung in Weeze Alternative Schule stellt sich in Weeze vor

Die Initiative Kokon möchte im früheren Gesamtschul-Gebäude wie der Verein Freie Realschule eine Privatschule gründen. Die Verantwortlichen stellten das Konzept vor, das unter anderem keine Noten in den ersten Jahren vorsieht.

 Monja Spenrath, Felix Voss und Christian Ressel stellten den Eltern das Konzept der Privatschule vor.

Monja Spenrath, Felix Voss und Christian Ressel stellten den Eltern das Konzept der Privatschule vor.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

„Was wünschen Sie sich für ihr Kind?“, fragte Monja Spenrath vom Kokon-Team während ihrer Präsentation am Sonntagmorgen im Bürgerhaus Weeze ins Publikum. Auf weißen Karten durften die Eltern ihren Wunsch aufschreiben, die im Anschluss an die Präsentation vom Kokon-Team eingesammelt wurden. Christian Ressel, Professor für „Ambient Intelligent Systems“ an der Hochschule Rhein-Waal, weiß jedenfalls, was er für seinen Sohn will.

Er ist von Haus aus jemand, der in neuen Wegen denkt und schloss sich darum dem jungen, innovativen Schulprojekt an. Neben seinem Sohn, dem er gerne ein anderes Schulsystem ermöglichen will, hat er noch einen weiteren Anreiz, an „Kokon – SelbstVerständlich lernen“ mitzuwirken. Als Hochschulprofessor sind ihm Defizite in den Kompetenzen junger Studierender aufgefallen: „Junge Menschen wissen teilweise nicht, wie sie sich organisieren sollen.“ Der Sprung von einer bis ins kleinste Detail vordiktierten Aufgabenbewältigung in der Schule zu einem freien, selbstbestimmten Lernen an der Hochschule würde vor allem die Erstsemester häufig vor große Probleme stellen. Dem Problem will Ressel gemeinsam mit dem ganzen Kokon-Team Herr werden.

 Die Infoveranstaltung war gut besucht.

Die Infoveranstaltung war gut besucht.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Am Sonntagmittag präsentierte sich das Schul-Projekt „Kokon“ erstmals im Weezer Bürgerhaus. Viele Eltern waren mit ihren Kindern vor Ort. Im Foyer gab es für die Kleinen viel zu entdecken. Ein Imker war mit echten Bienen vor Ort und zeigte naturbegeisterten Kindern, was man so alles aus Honigwaben machen kann.

Das Schulkonzept will mit alternativen Methoden die jungen Menschen auf die zukünftige Arbeitswelt vorbereiten, in der Selbstorganisation und -bestimmtheit zentrale Kompetenzen sind. Statt in üblichen Klassenräume sollen die Schulkinder in auf Fächer zugeschnittenen Fachräumen „Mathe“, „Technik“, „Sachunterricht“ und „Hauswirtschaftslehre“ sich Wissen und Kompetenzen aneignen. Diese Fachräume sollen mit den unterschiedlichsten Lernmaterialien wie elektronischen Medien, 3D-Drucken, aber auch Fachbüchern ausgestattet werden. Anstatt von klassischen Hausaufgaben, soll der Schwerpunkt auf Projektarbeiten liegen, die auch Zuhause weiter bearbeitet werden können.

Das Kind lerne durch die regelmäßigen Projektarbeiten den gesamten Weg, von der Projektplanung, über die Durchführung, bis hin zur Präsentation des Projekts. Auch sollen erst ab der neunten Klasse Noten vergeben werden. In den unteren Jahrgangsstufen würden die begleitenden Lehrkräfte wöchentlich jedem Schüler mitteilen, was gut und was schlecht gelaufen sei. Eine Dokumentation der Leistung in Form von konkreten Inhalten, statt einer reinen Notenvergabe soll an der freien Schule vorgenommen werden.

Felix Vos zeigte die Perspektiven der jungen Menschen nach der Schule auf und verwies dabei auf die gegenwärtigen Trends der Arbeitswelt. Zum einen gebe es einen Wertewandel in der Arbeitswelt, bei dem der Aspekt der Selbstbestimmung weiter in den Fokus gerückt sei. Auch sei das Thema des lebenslangen Lernens ein sehr wichtiges geworden, so Vos. Lernen würde man am besten durch Fehler, die man macht. In Deutschland habe man oftmals zu große Angst davor, Fehler zu machen. Dabei lautet die Devise „Fail fast, learn fast“, so Felix Vos.

Felix Vos ist neben seiner Tätigkeit im Kokon-Team auch Geschäftsführer des Kevelaerer Unternehmens Mera Tiernahrung, in dem rund 450 Mitarbeiter beschäftigt sind. „Ich bin so ein Typ, ich schaue mir die Zeugnisse in der Regel gar nicht an. Ich will den Mensch dahinter kennenlernen.“

Er fand das schulische System bereits zu seiner Zeit nicht optimal. „So richtig habe ich meine Stärken durch die Schule nicht mitbekommen“ erzählte Vos. Dies geschah erst nach seiner Schulzeit, so der Unternehmer.

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