Kevelaer Alte Telefonzelle dient als Bücherschrank

Kevelaer · Unter dem Motto "Geben, Nehmen, Tauschen" findet man in Achterhoek kostenlose Lektüre. Das Angebot wird gut angenommen.

 Margot Dassel und Schwiegersohn Mattes David vor der "Bücherzelle" am Dorfplatz.

Margot Dassel und Schwiegersohn Mattes David vor der "Bücherzelle" am Dorfplatz.

Foto: g. Evers

"Ein Leben ohne Bücher ist nicht lebenswert", wusste schon Erasmus von Rotterdam. Und genauso wird es im Achterhoek praktiziert. Vor gut drei Jahren hatte Margot Dassel die Idee, eine Art Bücherschrank im Dorf zu platzieren. Der NuK (Natur und Kultur im Achterhoek) und damit ihr Schwiegersohn Mattes David als Geschäftsführer waren ihr behilflich. Der hatte die Zelle schon vor seinen Augen, denn sie leuchtete ihm beim Blick aus dem Küchenfenster gelb entgegen. Hans-Wilhelm Kühnen ("HWK") sagte sofort zu, und die neue Nutzung der Telefonzelle nahm ihren Lauf. Seitdem fristet sie ihr Dasein als bunte "Bücherzelle" mit der großen Aufschrift "Geben, Nehmen, Tauschen" mitten auf dem Dorfplatz. Sie steht neben dem Findling mit der Plakette "Achterhoek wurde im 25. Bundeswettbewerb 'Unser Dorf hat Zukunft' 2016 mit Silber ausgezeichnet".

Die Familie Dassel-David, wozu noch Ehefrau Ina und Tochter Amelie gehören, bezeichnen sich als Bücherwürmer und Leseratten. Der größte Teil der Familie liest am liebsten Mittelalterromane. Als sie vor drei Jahren zu Buchspenden aufriefen, wurden sie regelrecht überflutet. Sie genießen ihr Vorleserecht, müssen aber auch so manchen "Schund" entsorgen. Manches kann die Künstlerin Ingrid Opgenhoff aus Kevelaer gebrauchen, die aus Hardcover-Exemplaren zauberhafte kleine Kunstwerke gestaltet. Alle Bücher werden in der Scheune gelagert und vorsortiert. Schlecht Erhaltenes wird ebenso herausgenommen wie Bücher zu politischen Gesinnungen. Krimis und Thriller stehen im obersten der fünf Regale, ganz unten sind die Kinderbücher zugänglich. Per E-Mail hatte Mattes David die Landjugend aufgefordert, ihren nicht mehr benötigten Lesestoff einzustellen. "Seitdem haben wir auch hochwertige Kinderbücher, die die Kinder zum Lesen anregen sollen." Manchmal werden Bücher mit Haftnotizen reingelegt "Zum Mitnehmen" oder "Zum Verschenken". Auch Autoren wie etwa Georg Hollas gehören zu den Spendern: "...einen Gruß aus der Nachbarschaft Sevelen. Gerne spende ich zwei Bücher meines Fantasyromans Ployyderia."

Wenn Margot Dassel auf dem Dorfplatz Boule spielt, sieht sie, wie gut der Bücherschrank angenommen wird. "Manchmal stehen dort sogar Autos mit Kennzeichen aus dem Ruhrgebiet", weiß sie zu berichten. Auch Nachbarn haben ein Auge auf die Zelle gerichtet. Leider konnten auch die nicht verhindern, dass die Bücherzelle vermutlich mitten in der Nacht bis auf die Kinderbücher zweimal komplett ausgeräumt wurde. Wegen der Stammbesucher machen sich Mattes David und Margot Dassel alle zwei bis drei Monate die Arbeit, die Bücherzelle komplett umzuräumen, also alles raus und Neues rein. Es soll für alle "spannend" bleiben. Jedes neu eingestellte Buch bekommt den Stempel "Entdeckt in der Bücherzelle Achterhoek". Diese Idee wird weitergetragen, damit das Leben "lesenswert" bleibt.

www.nuk-achterhoek.de

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