Kevelaer Alle sollen schwimmen lernen - aber . . .

Kevelaer · Einen regelrechten Rüffel holte sich Kevelaers Bürgermeister Axel Stibi im Rat ausgerechnet von der CDU-Fraktion: Die Verwaltung hat einen Ratsbeschluss zum Mehrzweckbecken nicht umgesetzt. Fristverlängerung bis zum Sommer.

 Schüler der Grundschule St. Antonius marschieren fröhlich Richtung Hallenbad. Sie können schwimmen, weil sie es seit der zweiten Klasse lernen.

Schüler der Grundschule St. Antonius marschieren fröhlich Richtung Hallenbad. Sie können schwimmen, weil sie es seit der zweiten Klasse lernen.

Foto: Privat

Ob Kevelaer ein Mehrzweckbecken als Ergänzung zu Hallen- und Freibad braucht - das kann man unterschiedlich sehen. In den Augen des Bädervereins ist es nötig, Kämmerer und andere Sparsame halten es für nicht finanzierbar. Um auf Grundlage nachvollziehbarer Daten entscheiden zu können, sollten sich nach dem Willen der Politik Verwaltung und Bäderverein an einen Tisch setzen und noch im Laufe diesen Jahres eine Entscheidungsvorlage entwickeln. Doch dazu kam es nicht - ein Antrag der CDU-Fraktion verhinderte nun, dass die Idee, ein Lehrschwimmbecken zu bauen, einfach so gekippt wurde.

"Die Vorlage hätte innerhalb diesen Jahres erarbeitet werden müssen", stellte Paul Schaffers fest. Mit fester Stimme und deutlichem Unterton führte er Richtung Bürgermeister und Dezernent Marc Buchholz aus: "Ich gehe davon aus, dass der Antrag der CDU-Fraktion in der Fülle der von der Verwaltung zu erbringenden Arbeit irgendwie untergegangen ist. Sonst würde ich dieses Verhalten als Respektlosigkeit gegenüber dem Rat ansehen müssen." Denn der beschlossene Antrag vom Januar ließ an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig: "Die Verwaltung wird beauftragt, dem Rat spätestens im 4. Quartal 2014 eine Entscheidungsvorlage zu einem Mehrzweckbecken am Hallenbad Kevelaer vorzulegen. Diese Vorlage ist gemeinsam mit dem Bäderverein zu erarbeiten und abzustimmen."

Gegenüber der RP versicherte Klaus Schürmanns als Vorsitzender des Vereins, er habe die Verwaltung im Oktober daran erinnert, dass die Abstimmung zu dem Thema noch ausstehe - doch eine Reaktion sei nicht erfolgt. Vielmehr sei signalisiert worden, angesichts der Haushaltslage sei der Schwimmbadbau vorläufig nicht zu verantworten. Um Hilfe gebeten, sprang die Politik Schürmanns und seinem Verein zur Seite - zumal, wie aus Schaffers' Worten herausklang, nicht gut ankam, den Ratsentscheid ignorieren zu wollen. Beschlossen wurde nun, den beiden "Parteien" ein weiteres halbes Jahr einzuräumen, um eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Dazu gehören die Bedarfsfeststellung, die denkbaren Nutzungsmöglichkeiten eines Mehrzweckbeckens, die Ermittlung der voraussichtlichen Kosten und Einnahmen sowie der Wirkung auf die Nutzung des Hallenbades insgesamt.

Kevelaers Hallenbad am Schulzentrum wird von Vereinen und Schulen (auch aus Weeze) gut genutzt, auch Familienschwimmzeiten fehlen nicht. In den Augen des Bädervereins reichen die Schwimmzeiten jedoch nicht aus, was zur Folge habe, dass (nicht nur in Kevelaer) zu viele Kinder gefährdet seien, zu ertrinken. "Jedes Kind soll schwimmen lernen" steht deshalb seit Jahren auf einem Plakat im Schwimmbad - der Verein sammelt Spenden und organisiert zum Thema Veranstaltungen.

Für monatelangen Streit zwischen Verwaltung und Bäderverein hatte die Frage gesorgt, ob der Verein weiter die Jahreskarten fürs Freibad verkaufen und Überschüsse zum Ansparen fürs Mehrzweckbecken nutzen dürfe. Begründet wurde dieses "Recht" damit, dass das Technik-Team und andere Vereins-Aktive der Stadt durch ihre Arbeit am Freibad eine Menge Geld ersparen. Kevelaers Bäderverein hat vor Jahren verhindert, dass das Freibad aus Kostengründen hätte geschlossen werden sollen - ein Einsatz, der weithin anerkannt wird. Einen kleinen Sieg hat der Verein auch jetzt wieder erreicht, Ob's mehr wird, mus der Rat entscheiden.

(RP)
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