Kevelaer "Airport zahlt nach Tarif"

Kevelaer · Dem von der SPD geäußerten Verdacht, der Flughafen Weeze bezahle die Beschäftigten der Gastronomie schlecht, tritt Geschäftsführer Ludger van Bebber energisch entgegen. Eine eigene Zeitarbeitsfirma soll Kosten sparen.

Hier kann sich bewerben, wer Salat putzen, Verkehrszählungen betreiben, Blumen kommissionieren oder auch in der Flughafen-Gastronomie arbeiten möchte. Die Firma Agello Service-GmbH mit Sitz in Goch ist eine private Arbeitsvermittlung, die Zeitarbeit und Studentenjobs anbietet. Interessant sind die drei Gesellschafter. Neben Sebastian Gilleßen, zugleich Geschäftsführer (und Sohn des ehemaligen Kreis-Wirtschaftsförderers Reinhard Gilleßen), sind das die Marigot Holding aus dem niederländischen Ubbergen (dahinter steckt Flughafeninvestor Herman Buurman) und Weezes Airport-Geschäftsführer Ludger van Bebber. In die Firma, die aus einer Klever Beteiligungsgesellschaft hervorgegangen ist, haben die drei Beteiligten insgesamt 25 000 Euro Stammkapital eingezahlt.

Flexibilität

Warum betreiben der Geschäftsführer und der Mehrheitsanteilseigner des Niederrhein-Flughafens eine Arbeitsvermittlung? Schon der Hinweis auf der Agello-Homepage gibt einen Hinweis: Man sei "Premiumpartner" des Airport Weeze. Für die "Airport City" würden laufend Mitarbeiter gesucht.

Agello arbeitet allerdings auch mit Firmen in anderen Orten zusammen. Gilleßen erklärt: "Unsere Idee ist, den Airport für den Sommer zum Beispiel mit 400-Euro-Stellen zu versorgen und die Leute, wenn sie ab Herbst nicht mehr in so großer Anzahl benötigt werden, zu Bonduelle in Straelen zu vermitteln. Bei Zeitarbeit geht's um Flexibilität."

Kürzlich hatte eine Anfrage der Kreis Klever SPD-Fraktion Landrat Wolfgang Spreen veranlasst, bei van Bebber nachzufragen, ob in der Flughafengastronomie sehr niedrige Stundenlöhne gezahlt wurden — die Rede war von drei bis vier Euro. Spreen leitete die Frage weiter und bekam zur Antwort, am Flughafen werde nach Tarif und in einigen Bereichen, insbesondere der Schicht- und Nachtarbeit, auch darüber hinaus bezahlt. "Damit ist das Thema für uns vom Tisch. Wir waren offenbar falsch informiert", räumt der Chef der SPD-Kreistagsfraktion, Roland Katzy, ein.

Wenn's also nicht um die Möglichkeit geht, besonders niedrige Löhne zu zahlen, warum gründet der Flughafen dann seine eigene Zeitarbeitsfirma? Ludger van Bebber erklärt das so: "Wir wollen möglichst die gesamte Wertschöpfung im Flughafen halten und nicht Dritte an der Personal-Akquise verdienen lassen." Agello habe Kosten gesenkt und im Vergleich zu früheren Beschäftigungsverhältnissen die Löhne sogar erhöht. "Die Vorwürfe entbehren jeder Grundlage und verärgern mich sehr. Für uns gilt der Dehoga-Tarif, und weder jetzt noch vor der Gründung von Agello haben Menschen am Flughafen für vier Euro gearbeitet." Einen Großteil der Mitarbeiter habe das junge Unternehmen von anderen Personaldienstleistern übernommen.

(RP)
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