KEVELAER Aha-Erlebnisse mit den Drei Königen

Kevelaer · Bis zum 6. Januar kann im Kevelaerer Museum entdeckt werden, wie die Weisen aus dem Morgenland jenseits der klassischen Weihnachtskrippe zur Geltung kommen. Museumsleiterin Veronika Hebben erklärt die Besonderheiten.

 Museumsleiterin Veronika Hebben vor dem Ölgemälde von Gyula Tornai. Das Gemälde ist eine Leihgabe des Dombauarchivs Köln für die Sonderausstellung im Kevelaerer Museum.

Museumsleiterin Veronika Hebben vor dem Ölgemälde von Gyula Tornai. Das Gemälde ist eine Leihgabe des Dombauarchivs Köln für die Sonderausstellung im Kevelaerer Museum.

Foto: Bianca Mokwa

Sie sind aus der Krippe an Weihnachten nicht wegzudenken: die Heiligen drei Könige. Im Kevelaerer Museum wird den drei Männern eine Sonderausstellung gewidmet. Zusammengestellt hat sie die neue Leiterin des Museums, Veronika Hebben.

Ihre Intention: Werke zeigen, die sonst nie ausgestellt würden, wie zum Beispiel die Kaminplatte, die im Bestand des Museums ist. Ergänzt werden die Ausstellungsstücke durch Leihgaben des Dombauarchivs des Metropolitankapitels der Hohen Domkirche zu Köln, dem früheren Arbeitgeber von Veronika Hebben.

Die Kunsthistorikerin kann sich schwer entscheiden, welches ihr Lieblingswerk der Ausstellung ist. „Vom Umfang her ist die Ausstellung recht klein, aber sehr hochwertig. Das macht sie so einzigartig.“ Das bedeutet, jedes Werk ist es wert, in Ruhe betrachtet zu werden. Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut. Der Besucher beginnt im 16. Jahrhundert. Maria steht in der Szene auf der einen Seite, die Heiligen Drei Könige auf der anderen. Bei späteren Bildern verändert sich nicht nur der Hintergrund, es tauchen zum Beispiel römische Säulen auf, die sicher mit der ursprünglichen Geburtsstätte nichts zu tun haben. Die Reise durch die Kunstepochen birgt so manches Aha-Erlebnis. Zum Schmunzeln ist die Darstellung der „Ankunft der Heiligen drei Könige“ von Richard Rother aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Während Maria auf einem umgedrehten Wäschekorb sitzt und das Jesus-Kind im Arm hält, hängt Josef im Hintergrund Wäsche auf einer Leine auf. Die Engel stehen Spalier, einer öffnet den Heiligen drei Königen die Tür, die beim Hereinspazieren ihre Kronen wie einen Hut lüften. Sicher eines der ungewöhnlichsten Darstellungen in der Ausstellung.

Obwohl auch der Farbdruck von Georg Barbier durch seine klaren Linien und die auffälligen Muster der Kleider ins Auge springt. Die Museumsleiterin weist darauf hin, dass der Künstler zugleich Illustrator und Modeschöpfer war. Das ist unverkennbar. Die Darstellung wird dem Stil des Art Decós zugeordnet. Farbig ist auch das Ölgemälde von Gyula Tornai. Die Kunsthistorikerin spricht von einer Vanitasdarstellung. Anhand der verwelkten Blumen und der Kerzen könne man durchaus annehmen, dass es die Heiligen Drei Könige nach dem Tod zeigt, doziert die Kunsthistorikerin. Über ihren Tod hinaus sind die Heiligen Drei Könige immer noch im Kölner Dom präsent. Dort ist der Schrein, in dem die Gebeine der Weisen aus dem Morgenland liegen sollen. Dass es sich dabei um drei Heilige handelt und sie die Namen Caspar, Melchior und Balthasar erhielten, ist im Laufe der Kirchengeschichte entstanden, sagt Veronika Hebben. Die Ursprungsgeschichte steht in der Bibel, im Matthäusevangelium. Allerdings stehen dort weder Namen noch Anzahl der Besucher aus dem Morgenland. Die Ausstellung zeigt, wie die Kunst damit umgeht. Wer genau hinschaut, wird belohnt und entdeckt zum Beispiel, wo Hendrick Goltzius in seinem Gemälde seine Initialen verewigt hat, oder wie Otto Dix als Vertreter der neuen Sachlichkeit mit dem Thema umgeht. Nicht zufällig dauert die Ausstellung bis zum 6. Januar, dem Dreikönigstag. Dann wird im Kölner Dom der Schrein mit den Gebeinen der Heiligen drei Könige geöffnet und die Besucher erhaschen einen Blick auf die drei Schädel, verrät die Museumsleiterin. Vom ursprünglichen Volksglauben bis zur modernen Interpretation bieten die ausgesuchten Stücke spannende Einblicke in die Kunstgeschichte.

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