Kevelaer 630.000 Euro für die Kapelle auf Wissen

Kevelaer · 13 Zentimeter ist das Gebäude von Nord nach Süd gekippt. Das Gemälde in der Apsis ist vom aufgestiegenen Kerzenqualm dunkel geworden. Jetzt soll mit Geldern von Bund und Land restauriert werden.

 Raphael Freiherr von Loë zeigt einen Schaden am Eingang der Kapelle, der durch die Absenkung des Gebäudes von 13 Zentimetern entstanden ist.

Raphael Freiherr von Loë zeigt einen Schaden am Eingang der Kapelle, der durch die Absenkung des Gebäudes von 13 Zentimetern entstanden ist.

Foto: gerhard seybert

Dass eine Sanierung der Hauskapelle nötig ist, weiß Raphael Freiherr von Loe, seit er mit seiner Familie in den 90-er Jahren ins Schloss Wissen zog. Die spätgotische Kapelle seines Stammsitzes hat insbesondere ein Problem mit der Feuchtigkeit, die aus dem Burggraben durch die hölzerne Gründung aufsteigt.

 Die Entwürfe der Malereien in der Kapelle stammen von Eduard von Steinle (1810 - 1886), der auch im Kölner Dom Freskogemälde malte.

Die Entwürfe der Malereien in der Kapelle stammen von Eduard von Steinle (1810 - 1886), der auch im Kölner Dom Freskogemälde malte.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Aber es war klar, dass es viel Geld kosten würde, das Problem bei der Wurzel zu packen und zu beheben. Weil Eigentum verpflichtet, wusste Familie von Loe, dass sie etwas würde tun müssen, um das kulturelle Erbe zu erhalten. Die Gutachten zu den nötigen Arbeiten lagen fertig in der Schublade, als der Schlossherr von der Chance erfuhr, Mittel aus dem Denkmalschutz für Wissen zu bekommen.

"Gerade mal drei Wochen waren Zeit, um die Anträge zu formulieren und einzureichen", berichtet von Loe. Am letztmöglichen Tag drückte ein Mitarbeiter der Denkmalbehörde in Brauweiler einen Stempel auf das Papier, das am 2. März eingereicht sein musste. Familie von Loe hatte Erfolg mit ihrem raschen Handeln: Berlin teilte nach kurzer Zeit mit, dass es 240 000 Euro für die Sanierung der Schlosskapelle zahlt, weitere 125 000 Euro schießt das Land zu. Die Summe der Gesamtmaßnahme ist bisher mit 630000 Euro beziffert. Ob das reichen wird? Raphael von Loe hofft es. Immerhin scheint die Statik des sakralen Gebäudes noch ganz in Ordnung zu sein.

Die Risse und Setzungen zeigen ihm jedoch jeden Tag, dass es Zeit ist, mit den Arbeiten zu beginnen. Um 13 Zentimeter ist die Kapelle von Nord nach Süd gekippt, davon dreieinhalb Zentimeter in den vergangenen zwölf Jahren — damals hatte der Eigentümer den Schaden begutachten lassen. Wer vor dem Eingangsportal steht, kann sehen, wie der Bereich über dem Tor weggesackt ist. Und die Risse an der Wand unterhalb der Fenster wirken gefährlich. Innen überwiegt der Eindruck einer recht gut erhaltenen Kapelle mit schönem Kreuzgewölbe. Bis dorthin haben sich die Schäden offenbar nicht fortgesetzt. Wer allerdings in der Mitte des kleinen Gotteshauses steht, erkennt, dass der Boden zu beiden Seiten absackt. Die Fliesen sind gerissen und zu ihrem Schutz vorerst durch hölzerne Verlegeplatten abgedeckt.

Ein anderes Problem offenbart sich, wenn man den Blick Richtung Altar wendet: Die Gemälde in der Apsis, über allen Maria mit dem Kind, sind dunkel vom jahrzehntelang aufgestiegenen Kerzenqualm, zudem gibt es diverse Absplitterungen. Die Vergoldungen sind zum Teil abgeplatzt oder eingerollt, teilweise wurden die Malereien in den 60-er Jahren schon einmal restauriert. Nicht zuletzt die einheitliche Ausgestaltung der Kapelle hat die öffentlichen Geldgeber bewogen, sich in Wissen zu engagieren.

Denn die Malereien sind stilechte Nazarener Schule — reine Spätgotik, wie es sie selten so harmonisch gibt. "Gerade das Zusammenwirken von Baumeister Vinzenz Stats und dem Maler Edward von Steinle, der den Innenraum konzipiert hat, ist das Besondere und wird als national bedeutsam angesehen", erklärt von Loe. Kirchliche Motive und Erinnerungen an die Erbauer-Generation zieren die Wände. Auf den Bänken liegen Wolldecken, denn eine Heizung gibt's vorerst nicht. Der Denkmalschutz hat dringend geraten, dem Gebäude durch trockene Luft und Temperaturschwankungen nicht noch weiter zuzusetzen.

Zunächst einmal muss nun das Fundament gesichert werden, später folgen die übrigen Arbeiten. Um das Probleme der feuchten Wände zu beheben, werden Teile des hölzernen Fundaments durch Beton ersetzt.

Was bereits abgesackt ist, bleibt an Ort und Stelle und wird lediglich nach oben hin verstärkt. Mächtige Eichenbalken reichen bis ins Kiesbett. Phasenweise war so wenig Wasser im Schlossgraben, dass die Eichenbalken nicht mehr im Wasser lagen und an der Luft zu modern begannen.

Ihre stützende Funktion büßten sie dabei zum Teil ein. Inzwischen hat der Niersverband dafür gesorgt, dass Pumpen den Wasserstand am Oberlauf der Niers regulieren und immer so viel Wasser in den Graben leiten wie nötig.

(RP/ila)
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