Weeze 15 Millionen Passagiere bisher in Weeze

Weeze · Am Samstag und Sonntag feiert der Airport Weeze sein Jubiläum mit Flugschau und Kirmes. Die Passagierzahl liegt zehnmal so hoch wie beim Start. 1200 Arbeitsplätze sollen entstanden sein. Bis 1999 war "Laarbruch" ein britischer Militärflugplatz.

 Ohne Ryanair wäre der Aufschwung von Weeze nicht denkbar. Die Anreise ist für viele Passagiere relativ weit, doch da Ryan-air wie in Barcelona auch oft Stadtflughäfen anfliegt, ist die gesamte Reisezeit oft doch relativ kurz.

Ohne Ryanair wäre der Aufschwung von Weeze nicht denkbar. Die Anreise ist für viele Passagiere relativ weit, doch da Ryan-air wie in Barcelona auch oft Stadtflughäfen anfliegt, ist die gesamte Reisezeit oft doch relativ kurz.

Foto: Airport

Von Gegnern und Spöttern lässt sich der Airport Weeze nicht von einer großen Party zum zehnten Geburtstag abhalten. Die Ryanair-Basis am westlichen Rand des Landes lädt heute und morgen zum Airportfestival mit Flugshow, Bühnenprogramm und Kirmes ein. Erwartet werden zehntausende Besucher vom Niederrhein und aus den Niederlanden. Sie werden den Flugbetrieb nicht stören, sondern das riesige Außengelände zwischen Bunkern, Hangars und verlassenen Rollwegen beleben.

Einer, der sich dort auskennt wie in seiner Westentasche, ist Hal Palmer. Der 64-Jährige ist Leiter des technischen Dienstes. Auf dem Gelände arbeitet er schon seit 1968 — bis 1999 als ziviler Angestellter der Royal-Air-Force-Basis Laarbruch, seitdem für den Flughafen Niederrhein (FN). Er gibt zu, Spaß daran zu haben, mal wieder Tornados oder Canberras über den Flugplatz rauschen zu hören. Die Präsenz von Jagdbombern, die mit Atomwaffen an Bord startbereit in den Flugzeughallen standen, gehörte jahrzehntelang zu seinem Alltag. Heute erzählt der in den nahen Niederlanden lebende Engländer bei Führungen Besuchern davon. Auch vom Airport-Geist "Herman the German", der in Bunker 28 spuken soll, und vom wöchentlichen "Krieg spielen", das bis zur Wende seine Realität war. "Wenn mir damals, in der Zeit des Kalten Kriegs, jemand erzählt hätte, dass in den Offizierswohnungen der Engländer mal polnische Zeitarbeiter wohnen würden — ich hätte es nicht geglaubt."

Der Airport Weeze ist der zivile Nachfolger des 1999 von den Briten verlassenen Royal-Air-Force-Flughafens Laarbruch. Weil damals Tausende britische Bürger den Ort verließen, hatte die Gemeinde Weeze großes Interesse daran, durch die Ansiedlung eines neuen Airports Arbeitsplätze zu schaffen und Familien anzusiedeln. Die 11000-Einwohner-Gemeinde ist deshalb einer der Kreditgeber und Mitglied der FN. Der Airport entstand durch das private Engagement des Niederländers Herman Buurman, eine öffentlichen Anschubfinanzierung (3,5 Millionen Euro vom Land) und durch Kredite des Kreises Kleve (ursprünglich 26,5 Millionen Euro, die inzwischen auf 34 Millionen Euro angewachsen sind).

Letztere sind für Flughafengegner und manche Bürger ein Ärgernis, denn der Flughafen konnte in den vergangenen Jahren die Zinszahlung nicht erbringen. Vorerst werden die Rückzahlungen gestundet, im Gegenzug wird der Kreis Kleve Anteilseigner. Nennenswerten Einfluss auf den Geschäftsbetrieb bekommt er dadurch nicht: Nur rund zwei Prozent des Airports sollen ihm derzeit gehören. Neben den Grünen hat der Flughafen den Verein "Stopp Laarbruch" zum Gegner. Seine Klage gegen die Betriebsgenehmigung hat dieser inzwischen allerdings zurückgezogen. Einige Mitglieder haben sich entschädigen lassen, Anwohner des lärmgeplagten Kevelaerer Ortsteils Winnekendonk bekamen Geld für Lärmschutzmaßnahmen. Auch die niederländische Gemeinde Bergen hat ihren Widerstand aufgegeben.

Dass innerhalb von zehn Jahren immerhin 15 Millionen Passagiere ab Weeze geflogen sind (in diesem Jahr werden 2,3 Millionen erwartet), ist im wesentlichen Ryanair zu verdanken. Die Iren bieten im Sommerflugplan ab Niederrhein 58 Ziele an. "Ich hätte nie mit einem so schnellen Erfolg gerechnet", sagt Palmer. Er teilt allerdings mit vielen Bürgern die Sorge, dass der Flughafen in Existenznöte geriete, wenn Ryanair dem Flugplatz mal den Rücken kehren sollte. Nur wenige andere Airlines fliegen Weeze an.

Dafür nutzte erst am Donnerstag Kanzlerin Angela Merkel die Weezer Landebahn, um schnell zum deutsch-niederländischen Gipfeltreffen in Kleve zu gelangen. In Weeze fanden auch schon Dreharbeiten für einen "Tatort" statt, und auf dem Eventgelände wechseln sich Festivals, Sportveranstaltungen und Fahrsicherheitstrainings ab.

Von Beginn an kam die Hälfte der Passagiere aus den Niederlanden. Der Anteil ist geringer geworden, seit die deutsche Luftverkehrsabgabe Flüge ab Holland im Vergleich günstiger macht. Mit einer Unterschriftensammlung gegen die "Ticketsteuer" wird sich demnächst der Petitionsausschuss des Bundestags befassen. Ohne die Abgabe, die gerade grenznahe Flughäfen benachteiligt, verliefe die wirtschaftliche Entwicklung vermutlich besser. "Dann könnten wir die Kredite sicher zurückzahlen", sagt Airport-Geschäftsführer Ludger van Bebber.

Wirtschaft und Politik stehen mehrheitlich hinter dem Flughafen. Für sie zählt, dass rund 1200 Arbeitsplätze am Airport entstanden sind. "Und zwar keinesfalls nur Teilzeitjobs, wie gerne behauptet wird", versichert van Bebber. Ein "Euregionales Logistikzentrum" auf dem 16-Hektar-Gelände hat noch viel Platz für ansiedlungswillige Unternehmen. Auch der Tourismus in der Region setzt auf Weeze: In der Umgebung entstanden neue Hotels, die Übernachtungszahlen sind deutlich gestiegen.

(RP)
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