Grefrath Die Chance beim Schopfe gepackt

Grefrath · Zwei geflüchtete Menschen haben die Ausbildung geschafft und arbeiten jetzt als Gärtner im Bereich Baumschule und Verfahrensmechaniker. Die Vereinigung „Grefrath hilft“ unterstützte die beiden nach besten Kräften.

 Yared Abera (l.) und Ismail Hasan sind stolz darauf, nach bestandener Ausbildung ihre Gesellenbriefe vorweisen können.

Yared Abera (l.) und Ismail Hasan sind stolz darauf, nach bestandener Ausbildung ihre Gesellenbriefe vorweisen können.

Foto: klausmann

Eckhard Klausmann hat im Namen von „Grefrath hilft“ zwei jungen Menschen eine Ausbildungsstelle besorgt. Während der Lehre stand er sowohl den beiden als auch den Unternehmen als Ansprechpartner zur Verfügung. Seitens der Firmen gab es keine Fragen, alles lief glatt. „Daran sieht man, dass es für die ausbildenden Unternehmen gar nicht so schwer ist, diesen Menschen eine Plattform zu geben.“ Inzwischen haben Ismail Hasan und Yared Abera ihre Gesellenbriefe bekommen.

Hasan hat eine dreijährige Lehre zum Gärtner im Bereich Baumschule absolviert. Bei Lappen in Kaldenkirchen hat der damals 19-Jährige trotz kaum vorhandener Kenntnisse der deutschen Sprache eine Chance bekommen. Ein sechswöchiges Praktikum war vorgeschaltet. „In dieser Zeit hat sich Ismail so gut dargestellt, dass der Betriebsleiter mich angerufen und gefragt hat, ob es möglich sei, dass Ismail in etwa drei Monate die deutsche Sprache besser beherrscht als bei seinem Vorstellungsgespräch“, berichtet Klausmann. Dann könne er einen Ausbildungsvertrag unterzeichnen. Klausmann: „Ich habe einfach mal Ja gesagt.“ Und schon begannen im Hintergrund die Maßnahmen. Die ehrenamtlichen Helfer Karin Dames und Johannes Lange haben sich während der gesamten Ausbildung um die schulischen Belange und das Erlernen der deutschen Sprache gekümmert. „Er hat diese Hilfe sehr gern angenommen und seinerseits noch um verstärkte Hilfen gebeten, da er von Anfang an die Abschlussprüfung vor Augen hatte, die er unbedingt im ersten Anlauf bestehen wollte“, erinnert sich Klausmann.

Bei der Firma Lappen bekam Ismail ebenfalls alle Chancen zum Weiterkommen und hat alle Hilfen gern in Anspruch genommen. Ismail zeigt sich so strebsam, dass sein Ausbilder mehr als einmal sagte: „Wenn alle Azubis so wären wie Ismail, wäre die Welt in Ordnung.“ Ismail kommt aus Somalia und ist allein nach Deutschland geflüchtet. Klausmann: „Er hat die Chance, die sich ihm bot, beim Schopfe gepackt und daher schon eine Menge im Leben erreicht.“ Aber sein Blick geht nach vorne: „Ich werde weiter mit Karin Dames und Johannes Lange arbeiten, da ich meine deutschen Sprachkenntnisse noch weiter verbessern möchte.“ Auch die Firma Lappen hat die Potenziale des frischgebackenen Gesellen erkennt, Ismail hat inzwischen einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterzeichnet.

Ein weiteres Beispiel für gelungene Intergration ist Yared Abera. Er hat mit Erfolg eine dreijährige Ausbildung zum Verfahrensmechaniker absolviert. Es ist aus Eritrea geflohen und hat mit 28 Jahren und bereits guten Sprachkenntnissen eine Lehre bei Draftex begonnen. Nach Aussage Klausmanns war die Vermittlung in diesem Falle etwas schwieriger, weil es kein vorheriges Praktikum gab, in dem Abera seine Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte. „Es mussten einige überzeugende Gespräche geführt werden, aber letztendlich ist auch diese Verbindung für alle Seiten sehr positiv ausgegangen“, betont Klausmann.

Abera hat eine kleine Familie mit zwei Kindern. Die ehrenamtlichen Helfer Ingrid und Theo von Heel standen ihm jederzeit zur Verfügung und haben ihm so geholfen, dass Abera sie inzwischen als seine „Großeltern“ bezeichnet. Auch für Abera bestanden die drei Jahre der Ausbildung aus Lernen, Lernen, Lernen. Er hat sich der Herausforderung gestellt und mit Bravour seine Gesellenprüfung bestanden. Dabei ist interessant zu wissen, dass er den Beruf, den er jetzt ausübt, vorher überhaupt nicht gekannt hat. „Er hat die Ausdauer und den Willen bewiesen, etwas aus seinem Leben in Deutschland zu machen“, freut sich Klausmann. Auch Abera hat einen Arbeitsvertrag angeboten bekommen und freudestrahlend angenommen.

Für Eckhard Klausmann sind die beiden positive Bespiele dafür, wie viel geflüchtete Menschen in Deutschland erreichen können. „Sie sind inzwischen hier bei uns in Grefrath zu absoluten Vorbildern geworden und stacheln durch ihre Bereitschaft und den Willen, etwas erreichen zu wollen, viele andere der hier lebenden Menschen an“, sagt Klausmann. Momentan befinden sich weitere in Ausbildungen unterschiedlicher Art. Das geht vom Gärtner über den Berufskraftfahrer zum Koch, Hotelfachmann und Dachdecker. Im kommenden Monat beginnt eine junge Frau ihre Ausbildung zur Konditorin. Klausmann: „Es sind alles Menschen, die ihr Schicksal in die eigene Hand genommen haben und hier bei uns etwas erreichen wollen.“

„Grefrath hilft“ unterstützt sie bei der Gestaltung ihres weiteren Lebenswegs – und das nicht nur bei der Suche nach Ausbildungsplätzen, sondern auch bei Vermittlung von Jobs. Positives Beispiel ist hier eine junge Frau und Mutter aus Syrien, die seit Anfang des Monat beim Roten Kreuz eine Beschäftigung in der Tagespflege ausübt. Auch das war nur möglich, weil viele helfende Hände an einem Strang zogen.

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