Zum Tod von Alt-Probst Josef Reuter Ein vielfältiges Leben für die Menschen

Kempen · Alt-Propst Josef Reuter ist im Alter von 84 Jahren gestorben. 27 Jahre hat er die Kempener Kirchengeschichte entscheidend geprägt. Der Dienst am Nächsten stellte er immer in das Zentrum christlichen Handelns.

 Der ehemalige Kampener Propst Dr. Josef Reuter starb im Alter von 84 Jahren.

Der ehemalige Kampener Propst Dr. Josef Reuter starb im Alter von 84 Jahren.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Als Josef Reuter im März 2003 als Propst von Kempen verabschiedet wurde, durfte er auf eine lange und erfüllte Zeit in der Thomasstadt zurückblicken. Geboren wurde Josef Reuter am 14. September 1936 in Venwegen bei Stolberg, am 9. März 1963 wurde er im Aachener Dom zum Priester geweiht. 27 Jahre lang hatte er die Kempener Kirchengeschichte mitgeprägt und bleibende Spuren hinterlassen. Als Seelsorger war er ein gefragter Gesprächspartner, mit einem weiten ökumenischen Herzen förderte er das Aufeinanderzugehen der christlichen Konfessionen.

Das geistliche Erbe des Mystikers Thomas von Kempen vermochte Reuter wieder für den Alltag der Menschen zu erschließen. Er gründete den Thomasverein und wirkte bei der Gründung des Thomasarchivs entscheidend mit. Sein geschichtliches Wissen und seine Neugierde erwiesen sich für die Stadt Kempen und die Propsteigemeinde als Segen. Mit der ihm eigenen Akribie und einem ausgeprägten Ordnungssinn gab er dem Propsteiarchiv wieder eine Struktur und Nutzbarkeit. Früchte dieser Arbeit sind zahlreiche Kleinschriften, die anschaulich über die Geschichte Kempener Einrichtungen und Gebäude informieren.

Als Kenner christlicher Kunst fühlte er sich besonders dem Erhalt und der Pflege der Propsteikirche und ihrer Kunstwerke verpflichtet. Die bei seinem Dienstantritt ungenutzte Paterskirche konnte Reuter mit der Stadt zu dem machen, was sie heute ist: Ausstellungsort des Niederrheinischen Museums für Sakralkunst sowie gern aufgesuchter Raum für anspruchsvolle Konzerte.

Während seiner Amtszeit lenkte er als Mit-Vorsitzender der Hospitalstiftung die Geschicke des Krankenhauses, erlebte die Erweiterung des von-Broichhausen-Stifts sowie den Neubau des St.-Peter-Stifts. Seine großen Verdienste würdigte der Kempener Stadtrat mit der Verleihung des Bürgerpreises.

Den Dienst am Nächsten, besonders an den Bedürftigen und Armen, stellte Josef Reuter immer wieder in das Zentrum christlichen Handelns. Vieles geschah im Verborgenen. Die Aufnahme und Integration von geflüchteten Menschen aus Osteuropa und aus Vietnam sowie die Beherbergung von Menschen ohne Obdach war Schwerpunkt der von ihm geförderten Caritasarbeit. Entwicklungsprojekte in Indien und in Brasilien sorgten für eine weltweite Hilfe, die ein menschliches Angesicht behielt. Nicht zuletzt die Weiterentwicklung des St. Annenhofs begleitete Josef Reuter mit Rat und Tat.

Nach seiner Pensionierung wirkte er zunächst in seiner Heimat Venwegen als Subsidiar. 2010 kehrte er in sein geliebtes Kempen zurück und gestaltete seinen Lebensabend – dann mit mehr Zeit für die Gartengestaltung, Reisen und Lesen. Immer half er gerne mit priesterlichen Diensten aus, solange es seine Kräfte zuließen.

Am 13. Juli starb er nun im Alter von 84 Jahren. Bis zuletzt war er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und hielt mit seinen Besuchern immer wieder einen Rückblick auf sein erfülltes Leben. „Ich bin dankbar für ein schönes Leben. Viele liebe Menschen haben mich begleitet“, so äußerte sich Reuter noch vor wenigen Tagen gegenüber seinem Nachfolger Propst Thomas Eicker. „Ich konnte ihm – wohl auch im Namen vieler aus Kempen und seines großen Freundeskreises im ganzen Bistum Aachen – antworten: Ja, und auch wir sind Dir, lieber Josef, dankbar für so Vieles und für Deine Begleitung unseres Lebens“, sagt Propst Eicker.

Totengebet und Auferstehungsamt finden am kommenden Dienstag, 20. Juli, ab 18 Uhr in der Kempener Propsteikirche statt. Wegen der Pandemielage ist es notwendig, sich für die Teilnahme an diesem Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde unter www.gdg-kempen-tönisvorst.de oder im Pfarramt, Telefon 02152 8971020, anzumelden.

Am darauffolgenden Tag, Mittwoch, 21. Juli, findet die Beisetzung ab 11 Uhr auf dem Friedhof in Stolberg-Venwegen statt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort