Radverkehr Rad-Initiative für Leuchtturmprojekt

Kempen · Die Bürgerinitiative „Fahrradstadt Kempen“ hat sich ausgiebig mit dem neuen Radverkehrskonzept für Kempen befasst. Es sei ein guter Einstieg, Kempen zu einem Leuchtturmprojekt in Sachen Radverkehr zu machen.

 Ein besonderer Gefahrenpunkt ist nach Ansicht der Bürgerinitiative die Berliner Allee. Hier sollte dem Radverkehr deutlich mehr Raum eingeräumt werden.  Foto (Archiv): Kaiser

Ein besonderer Gefahrenpunkt ist nach Ansicht der Bürgerinitiative die Berliner Allee. Hier sollte dem Radverkehr deutlich mehr Raum eingeräumt werden. Foto (Archiv): Kaiser

Foto: Wolfgang Kaiser

Bislang haben sich Vertreter der Bürgerinitiative „Fahrradstadt Kempen“ immer wieder eher skeptisch geäußert, ob das neue Radverkehrskonzept, das zwei Fachplanungsbüro in den vergangenen Monaten im Auftrag der Stadt Kempen erarbeitet haben und das noch in diesem Jahr vom Stadtrat verabschiedet werden soll, weit genug geht. Die Initiative möchte dem Radverkehr in Kempen Vorrang vor dem Autoverkehr einräumen, möchte die Thomasstadt zu einem Leuchtturmprojekt ähnlich der niederländischen Stadt Houten machen. Jetzt haben sich Mitglieder der Initiative in einer „Zukunftswerkstatt Radverkehr in Kempen“ mit den Konzeptideen der Planer intensiv auseinandergesetzt. Man hat sich im Luise-von-Duesberg-Gymnasium getroffen.

Gisela Ditzen, Sprecherin der Initiative, zeigte Fotos von gefährlichen Radverkehrssituationen morgens kurz vor acht Uhr auf der Berliner Allee. „Allen wurde sofort klar, dass sowohl die Breite des Bordsteinradwegs, als auch die Dichte des Autoverkehrs zu dieser Tageszeit untragbar sind“, so Ditzen nach dem Treffen. Eine inzwischen auch von der Kempener Politik angestrebte Verringerung des Tempos und sogar die Öffnung der Straße für Fahrradfahrer könne aber nur der Anfang sein. Das Verkehrsaufkommen insgesamt müsse verringert werden. Kritisch sieht die Initiative weiterhin den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr des geplanten Wohngebiets Kempen-West. Dazu müsse „dringend ein neues komplettes Verkehrskonzept erarbeitet werden“. Sogenannte Big Blocks, wie von den Freien Wählern vorgeschlagen, würden zwar als ein für Großstädte interessantes Konzept angesehen, „aber für Kempen ist ein Zonenkonzept wie in Houten deutlich sinnvoller, war der einhellige Tenor“, so die Initiativensprecherin.

Für den Brahmsweg als innerörtliche Radverkehrsverbindung wurde eine durchgehende Vorfahrtsregelung gefordert, auch wenn nach den Vorstellungen der Planer parallel ein – bisher nicht in Details bekannter – Radschnellweg eingerichtet werden könnte. Der Brahmsweg auf der ehemaligen Bahntrasse sei für Kinder sicherer und als Schulweg zu den Grundschulen sehr wichtig. An den Übergängen sollte eine Erhöhung der Fahrbahn mit deutlicher farbiger Markierung für zusätzliche Sicherheit sorgen.

Ein Teilnehmer der Runde schlug eine Art Lotsendienst für die Übergangsphase vor, damit sich alle Beteiligten an die veränderten Bedingungen gewöhnen könnten. Man könne erst einmal einen Kreuzungsbereich derart umgestalten und bei  zu erwartender Akzeptanz  den gesamten Bahnradweg derart umgestalten. Überflüssig würden so auch die kleinen Aufstellflächen auf den Verkehrsinseln, die zum Beispiel für Räder mit Anhängern, Tandems und Lastenräder ohnehin zu kurz seien.

Ein weiteres Thema waren die im bisherigen System gar nicht berücksichtigten Bedürfnisse von Pedelec- und Speed-Pedelec-Fahrern. Die Initiative geht davon aus, dass es inzwischen eine beachtliche Zahl von Radlern gibt, die mit solchen schnelleren Fahrrädern ihren Arbeitsplatz in Kempen oder im Umland ansteuern. „Gerade diese relativ schnellen Radfahrer fühlen sich in Kempen oft unwohl, weil zum Beispiel Autofahrer ihre Geschwindigkeit unterschätzen und versuchen, sie trotz 40 km/h noch zu überholen. Sie werden angehupt und abgedrängt, da offenbar vielen Autofahrern unbekannt ist, dass Speed-Pedelecs gar nicht die Radwege benutzen dürfen. Hier wird mehr Aufklärung gewünscht“, so Gisela Ditzen.

Als Hindernis empfinden nach Angaben der Initiative viele Radler den Außenring. Das dortige Anforderungssystem an den Ampeln für Fußgänger und Radfahrer stieß bei dem Treffen einhellig auf Ablehnung.

Die Bürgerinitiative „Fahrradstadt Kempen“ spricht sich für Kreisverkehre am Außenring aus. Diese seien nicht nur für den Pkw-Verkehr deutlich sicherer, sondern bringen auch für die Radler und Fußgänger Verbesserungen.

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