Kempen Zeitraubende Puzzlearbeit

Kempen · Das denkmalgeschützte "Miertz-Häuschen" wird in Wankum abgetragen und anschließend im Grefrather Freilichtmuseum Dorenburg wieder zusammengesetzt. Für die Fachleute bedeutet das eine akribische Feinarbeit.

Grefrath/Wankum Fast direkt gegenüber des "Miertz-Häuschens" an der L39 bei Wankum weist ein Verkehrsschild auf das nur sechs Kilometer entfernt gelegene Niederrheinische Freilichtmuseum Dorenburg in Grefrath hin. Weit hat es die denkmalgeschützte alte Kate also nicht bis zu ihrem neuen Standort. Das Häuschen wird nämlich derzeit von Fachleuten abgebaut und soll dann im Museum wieder zusammengesetzt werden (die RP berichtete). Das Betonfundament ist schon gegossen.

Erinnerungen an alte Zeiten

Helga Peters ist mit ihrem Mann Hans-Josef zu den Abbauarbeiten gekommen. Als geborene Miertz wuchs sie als eines von drei Kindern in dem Gebäude auf, in dem zeitweise bis zu sieben Personen lebten. "Strom hatten wir damals hier nicht, die Wasserleitung liegt noch irgendwo in der Erde", erinnerte sie sich. Seit Jahren kam sie einmal in der Woche aus Vinkrath mit dem Fahrrad her, um ein wenig sauber zu machen. Ihr Mann hat das Dach abgestützt und vor kurzem noch eine eingestürzte Wand wieder aufgemauert. Immer wieder sorgten Vandalen für Schäden an der denkmalgeschützten Kate.

"Als dann das Angebot vom Museum kam, waren wir sofort begeistert", sagte Hans-Josef Peters, und seine Frau Helga fügte hinzu: "Das ist für alle die beste Lösung, dort ist das Haus in guten Händen." Das Ehepaar beschloss, das Erbe dem Museum zu überlassen "So ein Gebäude hat uns in unserer Sammlung noch gefehlt. Es spiegelt sehr schön die Lebensweise der einfachen Bevölkerung am Niederrhein wieder", erklärte Dr.Heinz-Peter Mielke, Leiter des Museums Dorenburg. Nicht alles am Miertz-Häuschen soll für die Nachwelt erhalten werden. Nur der Kern des Gebäudes ist seit 1985 denkmalgeschützt, die Anbauten am Haus wie zum Beispiel ein Schweinestall hingegen nicht.

Für die Fachleute ist es wichtig, dass die Struktur des Hauses erhalten bleibt. Besonders das Fachwerk wird behutsam auseinander genommen und abtransportiert. Auch alte Dachziegeln oder das Plumpsklo sollen eins zu eins im Museum wieder zu sehen sein. Damit diese Puzzlearbeit überhaupt gelingen kann, wird an der Baustelle fleißig fotografiert, und die Einzelteile werden an den Verbindungsstellen entsprechend markiert.

Im Zuge der Arbeiten erhofft sich Museumsleiter Mielke auch weitere Aufschlüsse über das exakte Alter des historischen Gebäudes. Über der Tür soll einmal eine Jahreszahl zu lesen gewesen sein. Sollte diese nicht wiedergefunden werden und sollte sich kein geeignetes Stück Holz zur Anwendung der Dendrochronologie (siehe Info-Kasten) finden lassen, bleibt den Wissenschaftlern nur noch die Möglichkeit, das Alter anhand von verschiedenen Komponenten möglichst exakt zu schätzen. "Es könnte 300 Jahre alt sein", meinte Mielke. Im Mai werden er und seine Mitarbeiter wohl schlauer sein, dann nämlich soll im Museum das Richtfest für das wieder aufgebaute "Miertz-Häuschen" stattfinden.

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(RP)
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