Gemeinde Grefrath Wo der Einkauf ein Stück Nostalgie ist

Gemeinde Grefrath · Ein ganz besonderes Einkaufserlebnis bekommen die Besucher des Niederrheinischen Freilichtmuseums im Tante-Emma-Laden geboten. Im historischen Ambiente werden nicht nur Kinderträume wahr.

 Der Einkauf im Tante-Emma-Laden ist eine Art Reise in die Vergangenheit.

Der Einkauf im Tante-Emma-Laden ist eine Art Reise in die Vergangenheit.

Foto: wolfgang kaiser

Die großen Gläser mit den Schraubdeckeln auf der Theke des Tante-Emma-Ladens im Niederrheinischen Freilichtmuseum lassen nicht nur Kinderaugen strahlen. Dort sind es rot-weiß gestreifte Bonbons, die in einem Glas leuchten. Ein Stückchen daneben locken Pfennigbonbons in bunten Papierchen, und ein Glas weiter glänzen schwarze Lakritzpfeifen. Zehn Stücke Esspapier kosten 30 Cent, ein Kirsch-Lolly ist für fünf Cent zu haben, eine Schleckmuschel schlägt mit 20 Cent zu Buche.

Brausebrocken und weiße Mäuse aus Mausespeck füllen weitere Gläser. Bunte Zuckerstangen glitzern, und Hunderte von winzigen Liebesperlen füllen Fläschchen. "So manch junger Besucher steht vor der Pracht und fragt dann, was er alles für einen Euro bekommen kann, während Großeltern erzählen, dass sie einst auch vor solchen Gläsern gestanden haben und für einen Groschen einkauften", berichtet Erika Krüger. Wenn kleine und große Besucher zusammen auswählen und sie eine der dreieckigen weißen Papiertüten nach Wunsch füllt, dann strahlen auch die Augen von Tante Emma, wie Krüger liebevoll von ihrem Team genannt wird.

Seit November vergangenen Jahres ist sie das Gesicht hinter der Theke im Tante-Emma-Laden des Freilichtmuseums. Nachdem der historische Laden in der Hofanlage Waldniel jahrelang vom Ehepaar Monika und Dieter Schommer geführt worden war, ist der Nettetaler Verein "Kindertraum" jetzt der Betreiber. Der Verein, der die Teilhabe von Menschen mit Handicap fördert, ist vielen Museumsbesuchern schon von seiner Handwerkergruppe her bekannt. Ein fünfköpfiges Team junger Menschen mit Handicap, betreut von Krüger und Robert Drabben, füllt das historische Geschäft mit Leben und vermittelt ein Stückchen Heimat, wie sie einst am Niederrhein war. Denn die kleinen Geschäftchen, in denen die Bürger alle Dinge des täglichen Bedarfs einkaufen konnten, prägten einst die Gemeinden.

Zwar sind im Laden nicht alle Dinge des Alltags erhältlich, aber es locken viele Spezialitäten vom Niederrhein. Das klassische Rübenkraut im Glas fehlt ebenso wenig wie das Apfelkraut und der Honig. Im Glas eingekochte Wurst und Schmalz sorgen für herzhafte Geschmackserlebnisse, und der Honig von den Museums-Bienen ist genau das Richtige für Naschkatzen. Auf der Theke steht die Glasglocke mit den Pfefferbeißern, in der Kuchenvitrine lassen hausgemachte Keller- und Marmorkuchen Erinnerungen wach werden. "Wer es lieber herzhaft mag, der kann auf eine Stulle mit Wurst oder Schmalz zurückgreifen. Die machen wir nämlich auch", erzählt Krüger.

Ein stückweit ist im Lädchen die Zeit stehen geblieben. Am Kamin trocknen Kräutersträuße zwischen Flotter Lotte, einem Gerät zum Passieren, und Reibe. Die Saftpresse kündet von früher, und die alte Kaffeeröstmaschine hat so manches Jährchen auf dem Buckel. Weidenkörbe im Holzschrank sind mit kleinem Holzspielzeug und Glanzbildern gefüllt. Handgestrickte Socken und Pulswärmer locken.

Wer Überraschungen liebt, der kann sich auf die Wundertüten freuen, die es klassisch in Rosa für Mädchen und in Blau für Jungen gibt. Altes Porzellan mit Blümchenmuster, Waagen von anno dazumal mit kleinen Gewichten, die handbetriebene Brotschneidemaschine auf dem mit Eisblöcken betriebenem Kühlschrank, der von der Decke baumelnde Wäscheklopfer oder der Kaugummiautomat - überall grüßt Geschichte und sorgt für ein uriges Ambiente.

Wer an einem der Tische Platz nimmt und sich Zeit für einen Kaffee oder Tee nimmt, der kann mit Tante Emma und ihrem Team auch mal eine Runde klönen. "Unser Laden ist und bleibt etwas Besonderes. Solche Läden waren früher nicht nur ein Einkaufsort, sondern auch ein Treffpunkt.

Und genau das wollen wir auch im Museum sein. Ein Stückchen Heimat mit dem Gefühl von Geborgenheit", sagt Museumsleiterin Anke Wielebski, die sich freut, dass mit dem "Kindertraum" die nächste Ära im Tante-Emma-Laden angebrochen ist.

(RP)
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