Stadt Kempen Wirtschaftsstandort Kempen stärken
Stadt Kempen · Gewerbe und Industrie sind wichtige Säulen, weil sie Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen. Die Politik will weitere Gewerbegebiete ausweisen. Die Gewerbesteuer - zuletzt 2013 angehoben - bleibt im Wahljahr stabil.
Der Wirtschaftsstandort Kempen floriert, obwohl die Einnahmen bei der Gewerbesteuer im vergangenen Jahr geringer ausgefallen sind, als zuvor von der städtischen Kämmerei kalkuliert. Das hatte Auswirkungen auf den städtischen Haushalt. Der Schuldenabbau stockt. Frohe Kunde für die Unternehmen: Nach der Anhebung der Gewerbesteuer im vergangenen Jahr 2013 bleibt die kommunale Unternehmensabgabe im Wahljahr stabil. Alle im Stadtrat vertretenen politischen Gruppierungen sprechen sich für eine weitere Ausweisung von Gewerbegebieten aus. Auch der Einzelhandel soll gestärkt werden, indem das städtische City-Management personell aufgerüstet wird. So wollen die Parteien in den kommenden Jahren das Gewerbe in Kempen unterstützen.
Die CDU will den Wirtschaftsstandort Kempen stärken und dauerhaft sichern. Gewerbliche Leerstände sollen durch unbürokratische kommunale Hilfe bei der Vermarktung möglichst vermieden werden. Dies gilt für Handel, Gastronomie und Dienstleister in der Innenstadt und in den Ortsteilen ebenso wie für Unternehmen in den Gewerbegebieten. Neuansiedlungen sollen durch attraktive Gewerbeflächen zu günstigen Preisen gefördert werden, erklärt CDU-Fraktionsvorsitzender Wilfried Bogedain.
"Wir treten dafür ein, dass die restlichen Gewerbeflächen innerhalb des Außenringes am Krefelder Weg und an der Hülser Straße kurzfristig erschlossen und vermarktet werden und rechtzeitig neue Gewerbeflächen entwickelt werden", ergänzt er. Die Christdemokraten wollen sich zudem für schnelle Internetverbindungen, flächendeckend in ganz Kempen, einsetzen, "um den gewachsenen globalisierten Anforderungen standhalten zu können", so Bogedain.
Die SPD Fraktion hat der Erhöhung der Gewerbesteuer im vergangenen Jahr nicht zugestimmt. "Denn das Niveau der Gewerbesteuern in Nordrhein Westfalen ist grundsätzlich zu hoch", meint SPD-Fraktionschef Andreas Gareißen. Über die Gemeindefinanzierung müsse parteiübergreifend landesweit eine Grundsatzdiskussion angestoßen werden.
Die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen im neuen Regionalplan findet die Kempener SPD grundsätzlich richtig, "da wir nicht mehr viele freien Gewerbeflächen in Kempen anzubieten haben", so Gareißen. Am Krefelder Weg stehen die letzten Flächen innerhalb des Außenringes zur Verfügung. Deshalb, so fordert der SPD-Politiker, müsse auch ein verstärktes Werben für die Vermarktung der Flächen bereits aufgegebener Gewerbebetriebe erfolgen. Gareißen: "Der Flächenverbrauch darf nicht unendlich weiter gehen." Das Bestreben, immer mehr Logistikbetriebe anzusiedeln, die oftmals in den Gemeinden keine Gewerbesteuern zahlen, sieht Gareißen eher kritisch.
Neben der Ansiedlung neuer Unternehmen, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe (zum Beispiel im Bereich der "Erneuerbaren Energien") darf aus Sicht der Kempener Grünen die Bestandspflege und die Zusammenarbeit mit Unternehmen nicht vernachlässigt werden. "Von daher ist es unser Anliegen, alle relevanten Akteure an einen Tisch zu bringen, damit möglichst kein junger Mensch ohne Ausbildung bleibt", sagt Joachim Straeten, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.
Eine hohe Bedeutung messen die Grünen dem Thema "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" zu, "denn Fach- und Führungskräfte entscheiden zunehmend nach diesem Gesichtspunkt, ob sie sich für ansässige Unternehmen als Arbeitgeber entscheiden und hier leben und arbeiten möchten", so Straeten.
Die Einrichtung schneller und kostengünstiger Internetzugänge für Unternehmen hat auch für die Grünen Priorität. Für die Neuansiedlung von Betrieben sollen zunächst vorhandene, ausgewiesene Freiflächen und leerstehende Geschäfte und Büros verwertet werden, anstatt ressourcenverschwendend weitere freie Flächen zu verbrauchen. Bei der Vermarktung von Ladenlokalen in Innenstadtlage sei auch in Zukunft auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen gehobenem und discountorientiertem Angebot zu achten. Die Grünen sprechen sich außerdem gegen weitere Auskiesungsflächen auf Kempener Stadtgebiet aus.
Nach Ansicht der Kempener FDP fordert die regionale Wirtschaft eine verstärkte Ausweisung an Gewerbegebieten. In Kempen wird der zweite Bauabschnitt am Krefelder Weg mit 5,5 Hektar in diesem Sommer erschlossen, und es gibt noch weitere reservierte Flächen. "Wir dürfen aber nicht um jeden Preis wertvolle Ackerflächen für die Landwirtschaft unwiederbringlich verlieren. Dies muss immer in Abwägung der Verhältnisse mit Augenmaß geschehen", sagt die FDP-Fraktionsvorsitzende Irene Wistuba. Die Liberalen bleiben bei ihrer kritischen Haltung gegenüber möglichen Erhöhungen der Gewebesteuer, die sie zuletzt abgelehnt haben: "Mit der wirtschaftlichen Situation sehen wir nämlich nicht nur die Einnahmenseite, sondern vor allem auch die Ausgabenseite, denn wir haben kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem und müssen jede Ausgabe überprüfen", so Irene Wistuba.
Die Freien Wähler Kempen (FWK) unterstützen das städtische City-Management besonders bei der Verhinderung weiterer Geschäftsleerstände in Kempen, St. Hubert und Tönisberg. Die Freien Wähler begrüßen das Engagement privater Investoren, sofern diese ihre Ziele "im Einklang mit der Kultur, Geschichte und Philosophie der Stadt Kempen verfolgen". Geschäftsräume und Ladenflächen sollen in Kempen weiter bezahlbar bleiben. "Wir arbeiten eng mit dem Werbering zusammen und wollen wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen für Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft und freie Berufe: Dadurch lassen sich Arbeits- und Ausbildungsplätze in Kempen schaffen und nachhaltig sicherstellen", so Udo Kadagies, Fraktionschef der FWK .
Ein Tagungshotel - wie von der CDU für den Bereich Königshüttesee ins Gespräch gebracht - würde zwar gut zu Kempen passen. Dieses Hotel sollte aber nicht zu weit außerhalb, sondern besser zentral in der Kempener Innenstadt liegen, meinen die Freien Wähler.