Serie Ferienalphabet: J Wie Japaner Willich zieht japanische Unternehmen an

Kempen · In Willich haben sich 31 japanische Unternehmen angesiedelt. Einer, der diese Entwicklung fördert, ist Yasuo Inadome, Geschäftsführer der Topcon Europe. Er studierte in Tokio und Berlin deutsche Geschichte.

 Yasuo Inadome bei Bürgermeister Josef Heyes im Rathaus. Er ist Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der Willicher CDU. Mit seiner Frau Keiko, die gerne deutsche Gerichte kocht, wohnt Inadome seit 1989 in St. Tönis.

Yasuo Inadome bei Bürgermeister Josef Heyes im Rathaus. Er ist Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der Willicher CDU. Mit seiner Frau Keiko, die gerne deutsche Gerichte kocht, wohnt Inadome seit 1989 in St. Tönis.

Foto: WOLFGANG KAISER

WILLICH In Nordrhein-Westfalen dürfte es derzeit rund 600 japanische Unternehmen geben, in Düsseldorf sind es alleine etwa 400. Auch in der Stadt Willich hat im Laufe der Zeit die Wirtschaft aus dem Land der aufgehenden Sonne ihre Spuren hinterlassen. Dort haben sich mittlerweile, mit dem Schwerpunkt in Münchheide, 31 japanische Unternehmen angesiedelt, mit rund 900 Arbeitsplätzen. Und es gibt einen "Brückenbauer", der Willich mit bekannt gemacht hat und dem nach wie vor ein Austausch beider Staaten sehr wichtig ist. Es ist der in St. Tönis wohnende und in Willich bei "Topcon Europe" als Geschäftsführer arbeitende Yasuo Inadome (56).

Vorgestern noch in Bonn, danach Münster, Berlin und Leipzig. Sein Terminkalender ist gefüllt. "Schade, dass ich beim Willicher Schützenfest nicht dabei sein konnte", sagte Yasuo Inadome, der gerade wieder in seiner Firma an der Gießerallee ist, die von Willich aus den deutschen Markt mit optischen und elektronischen Geräten und Instrumenten, vor allem für die Medizintechnik und im Bereich der Augenheilkunde, bedient. Der 56-Jährige, der perfekt Deutsch spricht, nimmt sich die Zeit. Wir treffen uns im Büro von Willichs Bürgermeister Josef Heyes im Neersener Schloss.

"Mittlerweile kann ich sogar auf das japanische Essen wie etwa Sushi verzichten, auf das deutsche aber nicht", erzählt der Geschäftsmann. Sein Lieblingsessen natürlich: Eisbein, Sauerkraut und Kartoffelpüree. "Meine Ehefrau Keiko bereitet es vorzüglich vor", schwärmt er. Mit seiner Frau ist Yasuo seit 1986 verheiratet. Der leitende Angestellte kann sich noch genau an den 25. Oktober 2006 erinnern: "Das war unser 20. Hochzeitstag, und da war ich erst einmal im Neersener Schloss, da ich an diesem Tag die Ehrenplakette der Stadt Willich verliehen bekam. Das war für mich eine hohe Auszeichnung."

Aber der Reihe nach. Seine Liebe zu Deutschland, zur Geschichte, Kultur und zur klassischen Musik hatte ihm seine Mutter mitgegeben, eine Lehrerin, die früh in den 1970-er Jahren starb. Damals war er 14 Jahre alt. Aufmerksam verfolgte er in jungen Jahren auch den deutschen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, informierte sich genau über die Gründerväter der Demokratie, studierte unter anderem in Tokio und Berlin die deutsche Geschichte. Was ihn insbesondere beeindruckte, war die Leistung von Konrad Adenauer, dessen Bilder noch heute in seinem Haus hängen. "Und wenn ich mal Rentner bin, werde ich mit dem Studium der deutschen Geschichte weitermachen", erzählt er im Büro von Josef Heyes.

Yasuo Inadome wollte unbedingt in Deutschland arbeiten und bekam auch dazu die Gelegenheit: Topcon hatte sich 1981 mit einer deutschen Vertriebsgesellschaft in Schleswig-Holstein gegründet. Die Firma wollte mehr in die Mitte Deutschlands ziehen und suchte einen Standort in unmittelbarer Nähe von Düsseldorf. 1982 siedelte es sich in Willich an, zumal es dort bereits seit 1980 das Unternehmen Photex, heute "Fujicolor Photex GmbH", sowie die Firma "Hitachi" gab und von diesen Betrieben ebenfalls der Standort und die gute zentrale Lage gelobt wurde. Vor 31 Jahren kam Yasuo Inadome zur Niederlassung nach Willich.

"Ich brauchte mich nicht großartig umzugewöhnen, ich kannte die Tüchtigkeit der deutschen Arbeiter", meint er. Und Yasuo Inadome begann wenige Jahre später damit, den guten Standort und die exzellente Arbeit der Willicher Wirtschaftsförderer weiteren Kreisen bekannt zu machen. Bei Gesprächen und größeren Meetings in Japan, bei Botschaftern oder Konsulaten. Eine seiner wichtigen Wegbegleiter war unter anderem die frühere Bürgermeisterin Käthe Franke. "Yasuo war für mich auch so eine Art Türöffner, hat mir geholfen, Verbindungen zu anderen japanischen Firmen zu ermöglichen", kommentiert Josef Heyes seine Freundschaft mit dem 56-Jährigen.

1982 entstand unter Federführung von Akiri Okada (Photex) und Kazumi Ota (Hitachi) der Japan-Club Willich. 1988 übernahm Yasuo Inadome die Geschäftsführung, seit 2011 ist er der Präsident. Etwa 15 japanische Unternehmen gehören dem Club an, der sich den kulturellen Austausch in beiden Richtungen auf seine Fahnen geschrieben hat. Kürzlich waren zahlreiche Mitglieder auf einem vom Traktor gezogenen offenen Hänger unterwegs, sahen sich den Spargelanbau in Willich an. Außerdem ist Inadome Vorstandssprecher des Japan-Clubs Düsseldorf und Vize-Präsident der deutsch-japanischen Gesellschaft am Niederrhein. In der CDU ist er außerdem. Yasuo Inadome hat noch einiges vor und will irgendwann einmal seinen Wohnort nach Willich verlegen. Ob er sich mal vorstellen könnte, in Willich sogar Schützenkönig zu werden? "Eigentlich nicht, aber man soll nichts ausschließen", erklärt er diplomatisch.

(RP)
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