Gemeinde Grefrath Wettergaben für den Küster

Gemeinde Grefrath · Im Niederrheinischen Freilichtmuseum waren die Besucher dem Wetter auf der Spur. Dieter Schommer nahm sie mit auf eine Tour rund um alte Bauernregeln. Dazu gab es Rätselaufgaben für die Teilnehmer.

Dieter Schommer kennt sich mit dem Wetter bestens aus. Bei einem Rundgang durch das Freilichtmuseum Dorenburg erläuter er den Besuchern alte Bauernregeln.

Dieter Schommer kennt sich mit dem Wetter bestens aus. Bei einem Rundgang durch das Freilichtmuseum Dorenburg erläuter er den Besuchern alte Bauernregeln.

Foto: achim hüskes

"Wie beim Fußball", die Bemerkung aus der 14-köpfigen Besucherschar, die sich am Eingang des Niederrheinischen Freilichtmuseums um Dieter Schommer eingefunden hat, löst bei allen ein herzliches Lachen aus. Schommer verteilt nämlich gerade an jeden der Besucher eine rote, eine gelbe und eine grüne Karte. "Grün steht für meist zutreffend, gelb für teils, teils und rot für sehr unwahrscheinlich", erklärt der ebenfalls lachende ehrenamtliche Mitarbeiter des Museums. Und dann kommt es auch schon zum ersten Einsatz der Karten. Schommer hat die erste Wetterregel parat. Morgenrot soll demnach Schlechtwetter ankündigen und Abendrot schönes Wetter für den nächsten Tag verheißen. Ein kurzes Überlegen, dann geht ein buntes Kartengemisch in die Höhe. Die einen sind sich sicher, dass die Aussage stimmt, und halten Grün hoch. Ein Teil entscheidet sich für rot und es gibt auch gelbe Varianten. Die grünen Karten sind in diesem Fall die richtigen, löst Schommer auf. Niedrige Temperaturen am Abend lassen den Wasserdunst unten bleiben, der dann vom Wind vertrieben wird. Gutes Wetter folgt. Wärmeres Wetter am Morgen lässt den Dampf dagegen aufsteigen und es besteht eine große Wahrscheinlichkeit auf Regen am Nachmittag.

Rund um das Wetter drehte sich jetzt alles im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath. Nach der Premiere im Herbst vergangenen Jahres folgte jetzt die erste Wetterführung des neuen Jahres, bei der Bauernregeln unter die Lupe genommen und Wetterbräuche erklärt wurden.

Dieter Schommer ist mit seiner Gruppe weitergewandert. An der Gerberei trifft man auf den bekannten Laubfrosch im Glas. Eine klare rote Karte für den angeblichen Wetteranzeiger, der die Leiter bei Schönwetter hinaufklettern soll. Allerdings glaubte die Bevölkerung noch bis Anfang des vergangenen Jahrhunderts an die Richtigkeit dieser Aussage. Was es mit den niedrig fliegenden Schwalben und dem Regenwetter auf sich hat, kennen alle, wie die Besucher mit der grünen Karte verdeutlichen, aber es gibt so manches, was völlig neu ist. Was es so mit der Sonne auf Stelzen und den Regenschauern auf sich hat, ist Neuland für alle.

"Es ist einfach sehr interessant. Das wäre auch mal etwas für unsere Enkelkinder", ist sich so Rosemarie Theis sicher. Dass schon die Babylonier und Ägypter Leute hatten, die Tiere und die Natur deuteten, um eine Wettervorhersage tätigen zu können, und dass bis zum 18. Jahrhundert ein so genannter Donnerkeil als Schutz gegen Unwetter unter die Haustürschwelle gelegt wurde, lässt die Besucher staunen.

Als Dieter Schommer eine Glocke aus seiner Tasche herausholt, sie läutet und wissen möchte, was das bedeutet, müssen die Wettertourteilnehmer passen. Feueralarm und Freibier sind eindeutig nicht die richtigen Antworten. Vielmehr war es einst so, dass der Küster im Mittelalter auf den Kirchturm hinauf musste, um bei einem anziehenden Gewitter die Glocken zu läuten. Der Lärm sollte das Gewitter vertreiben, endete allerdings des öfteren mit dem Tod des Küsters, weil der Blitz in den Kirchturm einschlug. Zog ein Gewitter hingegen vorbei, bedachte die Bevölkerung den Küster mit Wettergaben. Auch das kleine Gebetbuch mit Litaneien, die während eines Gewitters gebetet werden sollten, um Unglück, sprich Blitzeinschlag und damit Brände, abzuwehren, sowie die schwarze Gewitterkerze mit Heiligenbildchen rufen Erstaunen hervor.

Welche bedeutende Rolle das Wetter früher für die Bevölkerung hatte, macht Dieter Schommer deutlich. "Die gesamte Ernte war vom Wetter abhängig. War der Januar zu warm und die Saat ging auf, bedeutete dies bei späteren Frösten, dass man eine Ernte verlor", erzählt er. Sprüche wie "Januar hart und rau, nutzt dem Getreidebau" haben so heute noch ihre Daseinsberechtigung. Rote Karte von allen beim Spruch "Eichen weichen, Weiden meiden, Buchen suchen" als Tipp für das Verhalten beim Gewitter, ein bunter Kartenreigen beim Siebenschläferwetter, das da besagt, das Wetter an diesem Tag würde Wochen halten. "Wobei der 27. Juni als Siebenschläfertag nicht korrekt ist. Das war nach dem julianischen Kalender.

Der wurde aber 1582 vom gregorianischen abgelöst, der zehn Tage übersprang. Damit ist Siebenschläfer erst im Juli", klärt Schommer auf. Eine tolle Tour, sind sich am Ende die Besucher einig, die allen viel Spaß gemacht hat.

(tref)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort