Stadt Kempen Werk für verschieden gestimmte Geigen

Stadt Kempen · In der Reihe "Musica antica e viva" begeisterte das Sextett Ars antiqua Austria in der Paterskirche. Aufgeführt wurden acht Sonaten über die Mysterien des Rosenkranzes des böhmischen Barockkomponisten Heinrich Ignaz Franz Biber.

 Der Geiger Gunar Letzbor, Erich Traxler an der Orgel, Hubert Hoffmann an der Laute und Jan Krigovsky an der Violone (von links nach rechts) sind Teil von Ars antiqua Austria. Sie faszinierten mit barocker Musik auf alten Instrumenten.

Der Geiger Gunar Letzbor, Erich Traxler an der Orgel, Hubert Hoffmann an der Laute und Jan Krigovsky an der Violone (von links nach rechts) sind Teil von Ars antiqua Austria. Sie faszinierten mit barocker Musik auf alten Instrumenten.

Foto: STADT

Mit schwierigen Kadenzen der Solovioline über einem tiefen Halteton der Orgel begann das letzte "Musica antica e viva"-Konzert. Aufgeführt wurden acht der 16 "Sonaten über die Mysterien des Rosenkranzes" von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644 - 1704), dem bedeutenden, 22 Jahre vor Johann Sebastian Bach geborenen böhmisch-österreichischen Barock-Komponisten und Geigenvirtuosen.

Eine mustergültige, faszinierende Wiedergabe dieses in mehrfacher Hinsicht interessanten Werkes bot das Sextett "Ars antiqua Austria". Chef und Kopf des Ensembles ist sein Geiger Gunar Letzbor. Er spielte in der Paterskirche die schwierigen Solopartien mit einer bewundernswerten Technik und einer gleichermaßen impulsiven wie durchdachten Musikalität. Souverän war seine Bogentechnik mit der mühelosen Beherrschung des Springbogens und des Stakkatos. Hinzu kam ein modulationsfähiger Ton, der zwischen großer Intensität und ganz zartem Pianissimo auch die Zwischentöne nicht vernachlässigte.

Vor allem beherrschte Gunar Letzbor die eigentümliche Anforderung dieses Werkes, die Skordatur. Damit ist gemeint, wie Letzbor erläuterte, dass jede Sonate auf einer je anders gestimmten Geige zu spielen ist. Für den Geiger ist das eine große Herausforderung. Im Laufe der Jahre hat sich herausgestellt, dass die Probleme bei einer Aufführung nur dann einigermaßen zu lösen sind, wenn, wie auch von Letzbor in Kempen praktiziert, im Wechsel mindestens drei Geigen eingesetzt werden.

Warum mutet der Komponist das dem Spieler zu? Weil die veränderte Stimmung die Klangfarbe verändert. Eine tiefer gestimmte Saite klingt dunkler und matter, eine höher gestimmte schärfer und brillanter. Außerdem werden andere als die gewohnten Intervalle als Doppelgriffe möglich. Damit der Spieler nicht völlig aus dem Tritt gebracht wird, werden mit den Noten nicht die Tonhöhen, sondern die Griffe bezeichnet.

Über dem mitreißenden Spiel des Solisten Letzbor dürfen nicht die Leistungen seiner Mitspieler vergessen werden, die für den vorzüglichen Gesamtklang mitverantwortlich waren. Ob nun harte Schläge oder zarte Klänge gefordert wurden: das Zusammenspiel war präzise und ausgeglichen. Für das Tastenspiel zeichnete Erich Traxler auf der Orgel und dem Cembalo verantwortlich. Auch optisch interessant waren die eingesetzten Saiteninstrumente, neben der Laute (Hubert Hoffmann) auch die der Gitarre ähnliche Chitarra (Pierre Pitzl) sowie der durch seinen langen Hals auffallende Colascione (Daniel Oman) und der an ein Cello erinnernde Violone (Jan Krigovsky). Nebenbei: es heißt tatsächlich (maskulin) der Colascione und der Violone.

Der Schluss, die 16. Sonate, war ganz dem Geiger Letzbor überlassen, der mit der "Passagalia" für Violine allein den Abend eindrucksvoll beendete.

(-tr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort