Stadt Kempen Werden Raucher zu Ruhestörern?

Stadt Kempen · Mit dem Wonnemonat Mai ist das neue, strikte Nichtraucherschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen in Kraft getreten. Bei Wirten, Rauchern und Nichtrauchern gehen die Meinungen über die verschärften Bestimmungen auseinander.

 Mathias und Melanie Scholz sind von den verschärften Bestimmungen des Nichtraucherschutzgesetzes alles andere als begeistert.

Mathias und Melanie Scholz sind von den verschärften Bestimmungen des Nichtraucherschutzgesetzes alles andere als begeistert.

Foto: Kaiser

In der Kempener Altstadt scheint auf den ersten Blick alles beim Alten zu sein. Das Wetter spielt passend zum 1. Mai mit und vor Kneipen, Bistros und Restaurants stehen Tische, Bänke, Stühle oder auch gemütliche Sessel. Überall sitzen Menschen. Es wird gegessen, gelacht, erzählt und geraucht. In den Gaststätten allerdings bietet sich ein gänzlich anderes Bild. Aschenbecher sucht man vergeblich. Sie scheinen wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Nirgends kräuselt sich Zigarettenrauch an die Decke. Das mit dem 1. Mai in Kraft getretene verschärfte Nichtraucherschutzgesetz greift.

"In Restaurants kann ich ein Rauchverbot sehr gut nachvollziehen, aber dieses komplette Rauchverbot ist in meinen Augen ein großer Eingriff in die Privatsphäre", sagt Melanie Scholz, die vor dem "Mauli's"an der Peterstraße in Kempen sitzt. Die junge Frau hätte es begrüßt, wenn jeder Wirt hätte frei entscheiden können, ob er eine Raucher- oder Nicht-Raucher-Lokalität anbietet. Das "Mauli's" gehört so seit seinem Bestehen zu letzterer Kategorie. "Ich hatte schon immer eine Nichtraucher-Kneipe und konnte feststellen, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und gewöhnt sich auch daran. Bisher hatte ich hier noch keine Probleme mit meinen Gästen, weil drinnen nicht geraucht werden darf. Allerdings finden die Nachbarn das nicht so gut", berichtet Christoph Wefers, Betreiber des "Mauli's". Denn die Raucher gehen gruppenweise vor die Tür und dann wird nicht nur schnell geraucht, sondern auch erzählt und das erreicht mitunter einen Lärmpegel, der von benachbarten Anwohnern als äußerst ruhestörend empfunden wird.

Dass vermehrt Beschwerden von Anwohnern aufkommen werden, befürchtet auch Mathias Scholz. Schließlich müssen die Raucher jetzt überall hinausgehen. "Zudem denke ich, dass gerade in den Sommermonaten Nichtraucher sich sicherlich von den Rauchern draußen gestört fühlen, wenn draußen vermehrt geraucht wird. Ich denke, Ärger ist programmiert", sagt der Raucher.

Selbst Nichtraucher äußern sich negativ zur neuen Regelung. "In der Kneipe ist es mir egal, ob geraucht wird oder nicht. Im Restaurant ist ein Rauchverbot sinnvoll. Aber in einer Kneipe?", meint Nichtraucher Thomas Lichters, der draußen direkt neben Rauchern sitzt und sich dadurch nicht gestört fühlt.

Umsatzeinbußen und ebenfalls Ärger mit den Nachbarn befürchten einige andere Kneipenbesitzer in Kempen. "Das Gesetz ist bekloppt, eine Unverschämtheit. Jeder Wirt sollte das Recht haben zu sagen, beim ihm darf oder darf nicht geraucht werden. Wir sind schließlich mündige Bürger", sagt einer der Wirte in der Innenstadt.

In Willich indes haben einige Kneipen und Bistros extra Stehtische mit Aschenbechern drauf vor die Tür gestellt. Etliche Kippen in den gläsernen Schalen zeigen, hier wurde im Laufe des Abends schon kräftig geraucht. Wie auf Kommando kommt ein ganzer Schwung Besucher aus dem "Peter 2" heraus und positioniert sich samt Getränken an den Tischen, um eine Zigarette zu rauchen.

Auch beim "Black Jack" steht jetzt eigens für die Raucher ein Tisch vor der Kneipe. Dass das Rauchen in der Lokalität verboten ist, macht die Gastronomie "Hött" schon an der Eingangstür klar. Hier prangt nämlich unübersehbar ein Schild mit der Aufschrift "Rauchen verboten!".

(tref)
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