Zeitreise Mengelshof: Der Besuch ist eine echte Zeitreise

Kempen  · Ein bisschen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wer den Mengelshof in Unterweiden betritt, erlebt ein Stückchen Geschichte.

 Laut historischer Unterlagen ist der Mengelshof nicht nur 338 Jahre alt, er hat sich auch immer in Familienbesitz befunden. Momentan sind Elvira und Johannes Mengels die stolzen Besitzer. Foto: Wolfgang Kaiser

Laut historischer Unterlagen ist der Mengelshof nicht nur 338 Jahre alt, er hat sich auch immer in Familienbesitz befunden. Momentan sind Elvira und Johannes Mengels die stolzen Besitzer. Foto: Wolfgang Kaiser

Foto: Kaiser, Wolfgang (woka)

„Das Leben ist eine Kostbarkeit. Kosten Sie es“ – der Satz auf der großen Tafel im Innenhof vom Mengelshof fällt sofort ins Auge. Der Verfasser hinter den Zeilen ist Johannes Höfkes, seines Zeichens Hofeigentümer der historischen Anlage am Rande von Kempen. Historisches Leben kosten kann der Besucher direkt auf dem Mengelshof, und das liegt nicht nur daran, dass die Anlage aus dem Jahr 1680 stammt.

Wer die Scheune betritt, die die Familie Höfkes für Events jeder Art vermietet, der kommt aus dem Gucken erst einmal nicht mehr heraus. Hoch oben auf den Balken stehen alte Karussellpferde und erzählen von einstigen Runden auf der Kirmes, als es noch keine Hightech-Fahrgeschäfte gab. Alte Milchkanne, Kutschen, Waschschüsseln, rostige Hufeisen als Glücksbringer, ein uriger Herd, Schlitten mit kunstvoll gebogenen Kufen, uralte Radios – inmitten der Schätzchen kann gefeiert werden.

„Zu jedem einzelnem Stück können wir eine Geschichte erzählen“, sagt Marlies Höfkes und deutet beispielhaft auf einen alten Kinderwagen mit einem Porzellangriff. In dem sind einst die Hofvorfahren gefahren worden. Eine ganze Galerie von Einmachgläsern mit diversen eingekochten Obstsorten stehen auf einem langen Brett. „Die stammen alle aus dem Jahr 1964. Luftdicht eingekocht passiert da gar nichts, wobei sie natürlich nicht mehr gegessen werden“, erzählt Marlies Höfkes.

Sie erinnern vielmehr an eine Zeit, in der das Einkochen zum täglichen Leben gehörte. „In dem alten Fahrrad da oben befindet sich in der verwitterten Ledertasche noch ein altes Zeugnis von mir“, sagt Johannes Höfkes mit einem Augenzwinkern und blickt zu dem Schätzchen, das an den Dachsparren hängt. Der Mengelshof ist aber noch viel mehr als eine Kulisse mit viel Ambiente für schöne Feiern. Vor mehr als 40 Jahren entschloss sich Johannes Höfkes Gnadenbrotpferde aufzunehmen. „Ich bin selber immer geritten und auf einem Turnier in Düsseldorf sprach mich eine Dame an. Ich hätte doch eine landwirtschaftliche Anlage und ob ich nicht ihr altes Pferd aufnehmen könnte“, erinnert sich der 71-Jährige. Er sagte zu und hatte gleich mehrere ausgediente Pferde in Kempen. Besagte Dame brachte nämlich eine Freundin mit, die einen Platz für vier Pferde suchte. Wie gut es die Pferde auf dem Mengelshof haben, sprach sich schnell herum, und es wurden immer mehr. Gehalten werden die Tiere im Herdenverband auf den großen, mit Holzzäunen eingefassten Koppeln, die den Hof umgeben. Die eigentlichen Stallungen liegen rund um das Wohnhaus.

Nicht nur Besitzer von Gnadenpferden wissen die Haltung auf dem Mengelshof zu schätzen. Etliche Freizeitreiter haben ihre Pferde ebenfalls eingestallt. Viele kennen den Mengelshof auch von der Kreispferdschau und der Kreistierschau. Veranstaltungen, für die der Hof mit seinen Anlagen geradezu prädestiniert ist. Der Tannenbaumverkauf in den letzten drei Wochen vor Weihnachten zieht die Besucher ebenfalls an. Im dem urigen Ambiente suchen die Gäste bei Glühwein und Reibekuchen ihren Weihnachtsbaum aus dem Sauerland oder Dänemark aus. Manch einer hat auch sein Glück auf dem Mengelshof besiegelt. In den gepflegtem Garten kann nämlich vor einer traumhaften Kulisse geheiratet werden. „Wir wissen gar nicht, wie viele freie Trauungen schon auf unserem Rasen stattgefunden haben“, sagt Marlies Höfkes.

Laut historischer Unterlagen ist der Mengelshof nicht nur 338 Jahre alt. Er hat sich auch immer in Familienbesitz befunden. Den Namen erhielt er seinerzeit von der Familie selber. „Die Familie muss damals Mengels geheißen haben. Was sich im Laufe der Jahre aber durch Einheiraten immer wieder verändert hat. So hat mein Vater selber auf den Hof eingeheirat und wir sind in der dritten Generation die Familie Höfkes“, informiert Johannes Höfkes, dessen Sohn Peter heute in der Bewirtschaftung der Anlage aktiv ist.

Neben den Gnadenhofpferden und der Eventscheune fehlt der Ackerbau auf der landwirtschaftlichen Anlage natürlich auch nicht. Zuckerrüben, Getreide, Industriekartoffeln und Gemüse wachsen auf den Feldern rund um den Hof. Das auf zwei Hektar angebaute Gemüse geht dabei in feste Verbraucherläden nach Düsseldorf.

Der Mengelshof der Familie Höfkes befindet sich an der Unterweidener Straße 1 in Kempen. Die Event-Scheune bietet Platz für bis zu 150 Personen. Kontakt: Telefon 02152/5661.

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