Interview: Serie 125 Jahre Annenhof In Kempen Wenn die Eltern zu Besuch kommen

Kempen · Die Eltern- und Familienarbeit wird im Annenhof groß geschrieben. Vom Moment der Aufnahme eines Kindes an werden die Eltern mit in die Hilfsangebote eingebunden.

 Martina van Elten präsentiert das Zimmer, in dem die Kinder des Annenhofs ihre Eltern empfangen können. Elternarbeit ist ein wichtiger Bestandteil des pädagogischen Konzepts.

Martina van Elten präsentiert das Zimmer, in dem die Kinder des Annenhofs ihre Eltern empfangen können. Elternarbeit ist ein wichtiger Bestandteil des pädagogischen Konzepts.

Foto: wolfgang kaiser

Eine Spielecke mit Flauschteppich, Plüschtieren, Spielzeug und Kinderbüchern, ein gemütliches Sofa, ein Regal mit Büchern und Spielen sowie ein großer Tisch, an dem viele Platz haben - das Elternbesuchszimmer im St. Annenhof vermittelt auf der ganzen Linie eine Wohlfühlatmosphäre. Es könnte ein heimisches Wohnzimmer sein, wobei es nebenan sogar eine Küche gibt, in der gemeinsam gekocht und gebacken werden kann. Eltern wie Kinder sollen sich wohlfühlen, wenn sie im Annenhof zusammen sind und sich in normalen Situationen erleben.

Besuchzimmer-Charakter mit einem Tisch und drei Stühlen ist nicht erwünscht, denn die Eltern- und Familienarbeit ist ein wichtiger Part für die Entwicklung des Kindes und auch der Eltern. "Wir ziehen die Eltern intensiv mit in die Arbeit ein. Die Kinder sollen merken, dass wir die Eltern akzeptieren und wertschätzen. Wir möchten auf der ganzen Linie Loyalitätskonflikte vermeiden. Nur so können sich Kinder auch auf unsere Hilfen einlassen", erläutert Martina van Elten, Bereichsleiterin Pädagogik. Man gehe nicht in Konkurrenz zu den Eltern, schließt sich Einrichtungsleiter Herbert Knops an. Dass genau dieser Ansatz enorm wichtig ist, kann Mara M. nur bestätigen. "Es war für mich ein Nackenschlag, als das Jugendamt für meine Kinder eine Fremdunterbringung anordnete", erinnert sie sich. Vom Jugendamt fühlte sich die Mutter dabei unter Druck gesetzt. Eine gänzlich andere Erfahrung machte sie dann im St. Annenhof. "Hier wurde ich direkt mit in die Arbeit integriert. Ich hatte das Gefühl, akzeptiert zu werden, so wie ich bin. Es gab vom ersten Moment eine gute Zusammenarbeit und meine Kinder wussten, dass ich trotz allem für sie da war", sagt Mara M. Es sei eine schwierige Situation gewesen, aber mit der Zeit habe alles immer besser geklappt, fügt sie an.

Lob gibt es von van Eltern für Mara M. Sie sei immer für die Kinder da und nehme die Hilfsangebote, die der Annenhof in der Elternarbeit anbiete wahr. Ob Kinder in die Familie zurückgeführt werden sollen oder ob sie bis zur Volljährigkeit im Annenhof leben werden, die Elternarbeit ist für die Entwicklung des Kindes mitentscheidend. Die Mitarbeiter des Kinderheims ziehen die Familie mit in die Lösungsansätze und Perspektivenentwicklung ein. Kompetenzen und positive Ressourcen von Eltern sind zu erkennen, zu aktivieren und zu nutzen. Besuchskontakte im Annenhof, Besuche der Kinder zuhause und deren Begleitung sowie Elterngespräche helfen allen Seiten. Je nach Bedarf können auch praktische Einbindungen der Eltern in Alltagssituationen erfolgen. Dazu können zum Beispiel der Besuch eines Elternsprechtages in der Schule oder einer Kitaveranstaltung sein.

(tref)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort