Kreis Viersen Weniger Polizisten für den Kreis? Täglich drei Verletzte bei Unfällen

Kreis Viersen · 1159 Personen wurden bei Verkehrsunfällen im Kreis Viersen im vergangenen Jahr verletzt. Das sind weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der tödlich Verunglückten sank von 17 auf 14 Personen.

 Einer von 7621 Verkehrsunfällen, die sich im vergangenen Jahr im Kreisgebiet ereigneten: Auf der Kreisstraße 11 stießen im Juni 2012 in Höhe Kempen-Unterweiden gleich drei Fahrzeuge zusammen.

Einer von 7621 Verkehrsunfällen, die sich im vergangenen Jahr im Kreisgebiet ereigneten: Auf der Kreisstraße 11 stießen im Juni 2012 in Höhe Kempen-Unterweiden gleich drei Fahrzeuge zusammen.

Foto: JUNGMANN

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnt, dass in den kommenden sieben Jahren 21 Stellen bei der Polizei im Kreis Viersen abgebaut würden. Dies werde sich auf die Sicherheit der Bevölkerung auswirken — Wachen würden geschlossen, der Kampf zum Beispiel gegen die Wohnungskriminalität würde schwieriger. Schon jetzt machten viele Polizisten Überstunden, um ihre Arbeit schaffen zu können, sagt Robertz. "Die Polizei erfüllt ihre Aufgaben.

Dass das funktioniert, liegt an der intrinsischen Motivation der Kollegen." Am heutigen Dienstag, 5. Februar, zwischen 12 und 14 Uhr informiert die Gewerkschaft auf der Viersener Hauptstraße in Höhe der Lindenstraße über die möglichen Auswirkung des Stellenrückgangs.

Erst vor einem halben Jahr wurde diskutiert, ob die Wache in Willich schließen muss. Der Abteilungsleiter der Kreispolizei, Josef Twickler, sagt nun, dass keine Schließung beschlossen sei: Die bestehenden Wachen sollen in den kommenden Jahren erhalten bleiben. Robertz hingegen erklärt, die Diskussion um die Willicher Wache komme nicht von ungefähr. "Wir müssen schon heute ernsthaft überlegen, ob wir dann mit weniger Personal noch alle Standorte und Polizeiwachen im Kreisgebiet aufrechterhalten können."

Twickler allerdings stellt in Frage, ob es den Stellenrückgang geben werde, den die GdP berechnet hat. Es sei überhaupt nicht bekannt, ob und wenn ja, wie viele Polizisten es 2020 weniger gebe. Die Polizei erfährt einmal im Jahr, wie viele neue Polizisten bei ihr anfangen. Dies hänge etwa vom Belastungsschlüssel ab, der zum Beispiel berücksichtigt, wie viele Straftaten und Verkehrsunfälle passieren. "Es ist klar, dass man in einer Stadt wie Köln einen anderen Bedarf hat als in einem ländlicheren Raum wie Viersen", sagt Twickler. Bisher wisse er nicht, wie viele Polizisten 2013 im Kreis anfangen. Derzeit gibt es im Kreis 443 Polizisten, davon etwa 160 auf den Wachen und auf Streife.

Robertz von der GdP erklärt, dass die Gewerkschaft den Stellenrückgang aus mehreren Daten und Vorgaben prognostiziert hat: den von der Landesregierung beschlossenen Neueinstellungen, den Pensionierungen und dem Belastungsschlüssel von Viersen aus den vergangenen Jahren. Da der Altersdurchschnitt der Polizei in Viersen hoch sei, rechne die Gewerkschaft damit, dass vor allem die Zahl der Streifenpolizisten sinkt — dort arbeiten häufiger jüngere als ältere Polizisten.

Bei Unfällen im Kreis Viersen sind 2012 14 Menschen gestorben. "Das sind weniger als vorher, aber immer noch zu viele", sagt Landrat Peter Ottmann. Die Polizei hat gestern die Unfallstatistik für 2012 vorgestellt: Mit 7621 Unfällen passierten 275 weniger als 2011. Die Zahl liegt aber höher als der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Trotzdem verletzten sich bei Unfällen etwas weniger Menschen als im Schnitt: 205 Personen erlitten nach Einteilung der Polizei schwere Verletzungen, mussten also länger als 24 Stunden ins Krankenhaus (Durchschnitt: 221). 954 Menschen verletzten sich leicht (Schnitt: 988). 2012 ist im Kreis Viersen also etwa alle acht Stunden ein Mensch im Straßenverkehr verunglückt, das sind drei Menschen am Tag.

Gründe Laut Josef Twickler, Abteilungsleiter der Viersener Polizei, löst meist Fehlverhalten die Unfälle aus. "Die allerwenigsten Unfälle sind tragische Unfälle", sagte er — also solche, bei denen zum Beispiel die Technik versagt. Stattdessen seien häufig Fahrer zu schnell unterwegs, hielten wenig Abstand, missachteten andere Verkehrsregeln.

Tödliche Unfälle Dies trifft auch auf Unfälle zu, bei denen Menschen starben. Zehn der 14 tödlich Verunglückten haben nach Ermittlungen der Polizei den Unfall selbst verursacht. Gestorben sind zehn Männer und vier Frauen, sieben davon in Pkw, vier Kradfahrer und drei Radfahrer. "Das Einhalten von Verkehrsregeln ist kein Selbstzweck, sondern ein wichtiger Punkt zur Verhütung von Unfällen", sagte Twickler. Aus der Statistik ausgenommen sind Unfälle, bei denen Menschen nach Erkenntnissen der Polizei Suizid begingen.

Kinder Einen Schwerpunkt hat die Polizei in den vergangenen Jahren darauf gelegt, Unfälle mit Rad fahrenden Kindern zu verhindern. Sie sichert zum Beispiel Schulwege, schreibt Eltern Briefe, wenn sie Mängel an den Fahrrädern der Kinder feststellt, kontrolliert die Beleuchtung und die Radfahrerprüfung. Die Zahl der verunglückten Kinder ist in den vergangenen fünf Jahren gesunken: 39 Kinder verunglückten 2012 mit dem Rad, 2011 waren es noch 62. Auch sonst erlitten Kinder als Verkehrsteilnehmer weniger Unfälle als im vergangenen Jahr. 27 Kinder verunglückten als Fußgänger (2011: 33) und 32 als Mitfahrer im Auto (2011: 37).

Junge Fahrer Einen weiteren Schwerpunkt legt die Polizei darauf, junge Autofahrer zur Vorsicht zu animieren. Im Crashkurs NRW erzählen Rettungssanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten von schweren Unfällen, von verletzten und getöteten Menschen. Die jungen Fahrer soll das nachdenklich machen und davon zurückhalten, unvorsichtig oder zu schnell zu fahren. Die Unfallursachen scheinen sich bei jungen Fahrern aber nicht vom Durchschnitt in der Bevölkerung zu unterscheiden, sagte Peter Opdensteinen, Direktionsleiter Verkehr. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der verunglückten 18- bis 24-Jährigen auf 208 Menschen gesunken (2011: 228).

Senioren 2012 sind weniger Senioren verunglückt als ein Jahr zu vor: 174 Menschen, die 65 Jahre und älter sind. Etwa 40 Prozent von ihnen verunglückten beim Radfahren. Nur einer der 76 Unfälle ereignete sich mit einem E-Bike.

Entwicklung Weshalb in einigen Jahren weniger und anderen mehr Unfälle geschehen, sei unklar, erklärte Twickler. "Dass es in diesem Jahr weniger Verletzte gab, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Die Polizei wolle dennoch bei ihrer Arbeit nicht nachlassen.

(RP/con)
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