Kempen „Aqua Sol“: Politik übt Zurückhaltung

Kempen · In der öffentlichen Diskussion um die Umbaupläne fürs Badezentrum halten sich die Kempener Politiker auffallend zurück. Die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtwerke lässt zu wünschen übrig. Eine Analyse.

 Die Umbaupläne fürs Kempener „Aqua Sol“ haben in den vergangenen Wochen hohe Wellen geschlagen. Die Stadtwerke erläutern Daten, Fakten und Hintergründe auf ihrer Internetseite.

Die Umbaupläne fürs Kempener „Aqua Sol“ haben in den vergangenen Wochen hohe Wellen geschlagen. Die Stadtwerke erläutern Daten, Fakten und Hintergründe auf ihrer Internetseite.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Kritik an den Plänen  der Stadtwerke Kempen verstummt derzeit nicht. Nach wie vor ist die Bürgerinitiative von Schwimmfreunden um Dagmar Marxen wenig erfreut darüber, dass die Stadtwerke als Badbetreiber das 50-Meter-Außenbecken aufgeben wollen, um dort das neue Hallenbad zu errichten. In den vergangenen Wochen ist das Thema erst richtig bei vielen Schwimmbadnutzer angekommen, nachdem das Freibad bei schönem Wetter wieder gut besucht war. Das wird nach den Wetterprognosen auch in dieser Woche wohl so sein. Und auch dann wird unter den „Aqua Sol“-Besuchern wieder viel diskutiert.

Was hat zu der Konfusion in Sachen „Aqua Sol“-Umbau eigentlich geführt? Es war zuletzt die sicherlich sehr unglückliche Öffentlichkeitsarbeit der Stadtwerke Kempen in der Angelegenheit. Die Geschäftsleitung ist alles andere als offensiv mit der Kritik umgegangen. Sie hatte bereits Anfang März, als sie die Pläne für Um- und Neubau dem nicht-öffentlichen tagenden Aufsichtsrat vorgestellt hat, offenbar den Vertretern der Stadtratsfraktion, die den Aufsichtsrat bilden, nicht alles gesagt. Wie anders kann es sein, dass Politiker im Sportausschuss sich verwundert die Augen reiben, als sie vom Vorsitzenden des Stadtsportverbandes, Winand Lange, über die Probleme für den Schul- und Vereinssport im künftigen Hallenbad informiert werden.

Um es klarzustellen: Die Stadtwerke Kempen sind ein eigenständiges Unternehmen. Das kann aus wirtschaftlichen Erwägungen eine Entscheidung für einen Umbau des „Aqua Sols“ treffen, um das Badezentrum für die Kempener auf lange Sicht zukunftssicher zu gestalten. Es wäre fatal gewesen, hätten sich die Verantwortlichen nicht frühzeitig Gedanken gemacht, wie das in die Jahre gekommene und nicht barrierefreie Hallenbad modernisiert werden kann. Dass die Stadtwerke sich dabei der Unterstützung einer Unternehmensberatung bedienen, ist legitim. Das Konzept, das nun vorliegt, hat viele Stärken. So soll dem zunehmenden Bedürfnis von Badnutzern nach Angeboten im Bereich „Aqua-Fitness“ Rechnung getragen werden. Auch der Ausbau des Kleinkinderbereichs im Hallenbad ist wichtig und richtig. Dass der Freibadbereich – so schön er auch für die Badegäste ist – nur an wenigen heißen Tagen im Sommer tatsächlich so gut besucht ist, dass sich die Bereitstellung aller Becken und der großen Liegeflächen lohnt, ist Fakt. Das können die Stadtwerke anhand der Besucherzahlen belegen. An den meisten Tagen ist das Wetter im niederrheinischen Sommer leider nicht so, dass Tausende die Freibäder stürmen. Das ist übrigens kein spezifisches Kempener Phänomen, sondern trifft auf alle Freibäder in der Region zu.

Merkwürdig an der aktuellen Diskussion ist die Zurückhaltung der Politik in der Sache. Lediglich die Jungen Liberalen im Kreis Viersen haben mit einer offiziellen Stellungnahme den Stadtwerken den Rücken gestärkt. JuLi-Kreisvorsitzender Eric Scheuerle – der junge Mann lebt in Viersen – hat sich dieser Tage zu Wort gemeldet. „Das Schwimmbad in seiner derzeitigen Ausführung lässt sich nicht wirtschaftlich betreiben und muss durch den Steuerzahler massiv subventioniert werden. Wie unterstützen die Stadtwerke Kempen bei ihrem Vorhaben, das ,Aqua Sol’ zu einem effektiveren Schwimmbad umzubauen, um langfristig Kosten zu sparen“, so der Viersener Scheuerle, der in seiner Heimatstadt gar kein Freibad nutzen kann, weil es dort keins gibt. Bekanntermaßen nutzen viele Viersener das Kempener „Aqua Sol“ und sind vom Angebot dort sehr angetan. Der JuLi-Kreisvorsitzende fordert die Politik auf, „sich mit einem deutlichen Zeichen für den Umbau des „Aqua Sols“ auszusprechen.

Dieses Zeichen ist bislang ausgeblieben. Eine öffentliche Diskussion in einem politischen Gremium hat bislang nicht stattgefunden. In der Sitzung des Sportausschusses war dies aus formalen Gründen nicht möglich, auch wenn es einigen Politikern unter den Fingern juckte, etwas zum Thema zu sagen. Am heutigen Dienstag, 26. Juni, tagt der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates. Auf der Tagesordnung ist das Thema „Aqua Sol“ nicht, eine Diskussion auch eher unwahrscheinlich.

So müssen sich alle, die sich über die Umbaupläne und die Beweggründe der Stadtwerke dazu informieren wollen, mit einem Blick auf die Internetseite der Stadtwerke begnügen. Dort werden alle bislang aufgetauchten Fragen ausführlich beantwortet. Eine weitere öffentliche Diskussion möchten die Stadtwerke vermeiden. Also wird es wohl auch keine öffentliche Informationsveranstaltung zu den Umbauplänen geben, die die Initiative der Schwimmer gefordert hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort