Kempen Wehe, es brennt tagsüber

Kempen · Brenzlige Situation bei der Freiwilligen Feuerwehr: Bei Notrufen zwischen 7 und 17 Uhr wird es immer schwieriger, genügend Einsatzkräfte anrücken zu lassen. Denn viele arbeiten inzwischen außerhalb von Kempen und Grefrath.

Ihren Funkmeldeempfänger tragen die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr Kempen und Grefrath Tag und Nacht bei sich. Ob Katze auf dem Baum, Ölspur auf der Straße oder Großbrand: Binnen weniger Augenblicke haben sie das Alarm-Stichwort auf ihrem Pieper und müssen dann schnellstmöglich zum Gerätehaus, danach zur Einsatzstelle eilen. Da aber einige Feuerwehrmänner inzwischen auswärts arbeiten, wird es für die Freiwillige Feuerwehr zunehmend schwieriger, für Einsätze zwischen 7 und 17 Uhr genügend Feuerwehrmänner zu haben.

Langfristig planen

Der Grefrather Gemeindebrandmeister Harald Hoersen beobachtet diesen Trend sei längerem mit Besorgnis: "Als Freiwillige Feuerwehr sind wir auch von der Wirtschaftsentwicklung in unserer Gemeinde und Umgebung abhängig. Wenn Branchen wie die Textilindustrie zusammenbrechen, Arbeitsplätze für unsere Ehrenamtlichen wegfallen, suchen diese auch auswärts nach einer Stelle. Es wird dann schwierig, tagsüber genügend Einsatzkräfte vor Ort zu haben." Einige seiner 130 Ehrenamtlichen haben ihre Arbeitsstelle inzwischen nicht mehr in Grefrath oder Kempen, sondern auch in Düsseldorf.

Einen akuten Fall von Unterbesetzung habe es bei einem Einsatz bisher nicht gegeben. Das liege aber auch daran, dass ein zweiter Löschzug, etwa der in Oedt, bei Einsätzen alarmiert werde. Hoersen: "Um in Zukunft leistungsfähig zu sein, muss man noch vorbeugender arbeiten." Mehr Feuerwehrleute, die vor Ort arbeiten, könnten die Kapazitäten der Feuerwehr verstärken. "Die Gemeinde sollte mehr als gutes Vorbild vorangehen."

Harald Berloznik von der Gemeinde Grefrath betont, dass bei Stellenausschreibungen bereits seit vielen Jahren Menschen, die sich für die Freiwillige Feuerwehr engagieren, bei gleicher Eignung bevorzugt werden. "Zurzeit sind es gut sieben Personen, die in der Gemeindeverwaltung arbeiten." Zudem rühre die Gemeinde oft die Werbetrommel für die Feuerwehr, auch bei der Jugend. Doch es gebe wenig zu besetzende Arbeitsstellen und bei denen müsse die Qualifikation auf die Anforderungen passen.

In Kempen sind es rund 20 Feuerwehrmänner, die für die Stadt, etwa auf dem Baubetriebshof, arbeiten. Feuerwehrmänner werden bei Stellenausschreibungen — bei gleicher Eignung — bevorzugt. Auch private Arbeitgeber würden inzwischen den Vorteil sehen, Feuerwehrmänner in ihrem Team zu haben. Hans Ferber, Beigeordneter für Feuerschutz und Rettungsdienst: "Oft übernehmen sie in der Firma die Aufgabe als Sicherheitsbeauftragter." Wehrführer Franz-Heiner Jansen ist mit der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Feuerwehr zufrieden. Dennoch habe es in diesem Jahr ein bis zwei Einsätze gegeben, bei denen es nur schwer möglich war, binnen weniger Minuten neun Mitarbeiter auf einem Löschzug an der Einsatzstelle zu haben. Jansen: "Noch mehr Feuerwehrmänner, die vor Ort arbeiten, sind langfristig notwendig." Frage des Tages

(RP)
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