Serie Zuhause In . . . St. Hubert Warum es im Kendeldorf so schön ist

Kempen · St. Hubert ist für viele Bewohner der Stadtteil von Kempen mit dem besonderen Flair. Im Gespräch mit der Rheinischen Post loben die beiden Vorsitzenden des Heimatvereins den Zusammenhalt im Kendeldorf.

ST. Hubert Gerade stehen Josef Güldenbog und Werner Bovenschen am großen Kreisverkehr in St. Hubert, Ecke Hülser Landstraße/Tönisberger Straße. "Wir denken darüber nach, wie man das Innere aufwerten kann", sagt der 71 Jahre alte Vorsitzende des St. Huberter Heimatvereins, sein Stellvertreter Werner Bovenschen (72) nickt. Beide sind gebürtige St. Huberter, die nie einen Gedanken darüber verschwenden würden, woanders zu leben. "Weil der Zusammenhalt hier bei uns so stark ist", sagt der etwas Ältere, "weil man hier jeden kennt und auch ab und an mal so richtig Platt sprechen kann", der andere.

Schon früh hat Werner Bovenschen, der früher lange Zeit als Vertriebsleiter den Jacobs Kaffee den Verbrauchern in vier deutschen Bundesländern schmackhaft gemacht hatte, begonnen, sich für seine Heimat und für seine Familie zu interessieren. "Mit etwa 25 Jahren begann er mit der Ahnenforschung. "Mittlerweile bin ich im Jahr 1386 angelangt. Einst stand der Bovensche Hof in Rumeln, dann ist meine Familie über Traar 1940 nach St. Hubert gekommen", erzählt er. Sein Vater war Schmied.

Und so nebenbei hat Bovenschen auch gleich die Vorfahren seines Schwiegersohnes, Hans-Josef Beyss, bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt und sich später für die Bauernhöfe in dem Kempener Stadtteil interessiert. Mittlerweile hat Bovenschen die Chronik von 38 Bauernhöfen geschrieben und viele im "Hubertus-Boten", dem Mitteilungsblatt des Vereins, vorgestellt. An einen erinnert er sich besonders, an den Tümmershof, der heute Anlahr-Hof heißt. Der 71-Jährige erzählt: "Ende 1944 wurde auf dem Hof eine dreiköpfige jüdische Familie versteckt. Eines Dezember-Tages standen im Erdgeschoss 16 Offiziere und gründeten dort den General-Stab für die Verteidigung des Niederrheins. Und bis zum letzten Kriegstag wurde das Versteck nicht entdeckt."

Genauso heimatverbunden ist Josef Güldenbog. "Wenn ich für einige Tage den Kirchturm in St. Hubert nicht sehe, bekomme ich Heimweh", sagt der agile Senior, ein früherer Finanzbeamter. Er kann sich noch an die Jahre 1968 bis 1971 erinnern, als er in einer Dienstwohnung in Krefeld wohnte: "Ich war fast jeden Tag in meinem Heimatdorf, auch weil hier meine Großeltern und Eltern wohnten." Für ihn ist es selbstverständlich, dass man sich für die Heimat interessiert und auch was dafür tut. Güldenbog war viele Jahre ehrenamtlich in der Feuerwehr, unter anderem von 1988 bis 2004 Leiter der Feuerwehr Kempen, außerdem lange Zeit stellvertretender Kreis-Brandmeister und ist nach wie vor Ehren-Wehrführer.

Als es dann etwas ruhiger wurde und die Altersgrenze des aktiven Dienstes erreicht war, sprachen ihn Ortsvorsteher Heinz Leenen und Werner Bovenschen an, im Heimatverein mitzumachen. Bovenschen ist übrigens seit 1977 dabei. Die Beiden sind aber nicht nur heimattreu: Josef Güldenbog ist mit seiner Annegret seit 47 Jahren verheiratet; Werner Bovenschen mit seiner Rita sogar etwa ein Jahr länger. Auch die Kinder des Vorsitzenden, Ralf (44) und Frank (46), sind in Schmalbroich beziehungsweise St. Hubert aktive Feuerwehrmänner.

"Besonders schön war das 50-jährige Bestehen des Heimatvereins im vergangenen Jahr; Höhepunkte sind ferner immer die Nikolaustage, an denen der Verein unser Dorf schöner gestaltet", meint Güldenbog. Und Bovenschen erzählt noch, dass er seit etwa 35 Jahren der "Maigesellschaft St. Hubert 1866" angehört. Einer Gemeinschaft, die ebenso die Heimat liebt, sich zweimal im Jahr trifft: einmal zur geselligen Versammlung, ein anderes Mal, immer am ersten Mai-Sonntag, zu einer Wanderung durch das Bruch nach Stenden. Und was sich Bovenschen für die Zukunft wünscht: "Dass sich viele junge Menschen in St. Hubert engagieren, um das Brauchtum aber auch das Dorfleben zu erhalten."

(RP)
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