Fakten & Hintergrund Nachwuchs bei den Falken im Kirchturm

Kempen · Hoch oben im Turm der Propsteikirche St. Mariae Geburt in Kempen befindet sich eine Nisthilfe für Wanderfalken. In dem Kasten befindet sich ein Horst mit drei Jungtieren. Kempener Naturschützer kümmern sich um die Greifvögel.

 Drei junge Wanderfalken sind in der Nisthilfe im Turm der Kempener Propsteikirche ausgeschlüpft.

Drei junge Wanderfalken sind in der Nisthilfe im Turm der Kempener Propsteikirche ausgeschlüpft.

Foto: Ulrike Gerards

Es wird eng werden beim Aufstieg, hatte Peter Jeske im Vorfeld gesagt. Und er hatte nicht übertrieben. Über viele verschiedene Stufen, Wendeltreppe, Stiege, Leitern geht es in die Höhe. Zum Schluss muss man schon den Bauch gegen die Sprossen drücken, um die letzten Meter in die Höhe steigen zu können. Ganz oben im Turm der Propsteikirche St. Mariae Geburt hocken zurzeit drei kleine Wanderfalken.

Etwa viermal im Jahr steigen Peter Jeske und Eckart Hampel hoch. Denn die beiden halten die Nisthilfe für Wanderfalken im Auge und machen den Kasten im Winter sauber. Vor einigen Wochen haben sie vier Eier entdeckt. Nun konnten sie drei Küken in Augenschein nehmen und fotografieren. Die Fotos gehen an einen Experten der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz, der anhand der Bilder erkennen kann, wann er vorbeikommen muss, um die Vögel zu beringen, bevor sie flügge werden und das Nest verlassen. Die Vögel sind eine knappe Woche alt. Etwa in zwei Wochen sollen sie ihre Ringe bekommen, um sie später zuordnen zu können.

 Die Propsteikirche St. Mariae Geburt in der Altstadt ist ein Wahrzeichen der Stadt Kempen. Im Turm befindet sich seit Dezember 2014 eine Nisthilfe für Wanderfalken. Sie wird von Mitgliedern des Naturschutzbundes ehrenamtlich betreut.

Die Propsteikirche St. Mariae Geburt in der Altstadt ist ein Wahrzeichen der Stadt Kempen. Im Turm befindet sich seit Dezember 2014 eine Nisthilfe für Wanderfalken. Sie wird von Mitgliedern des Naturschutzbundes ehrenamtlich betreut.

Foto: Wolfgang Kaiser

Seit Dezember 2014 gibt es in der Kirchturmspitze eine Nisthilfe für Wanderfalken. Hans Palm hatte als langjähriger Leiter der Ortsgruppe Kempen im Naturschutzbund (Nabu) mit viel Zeit und Mühe den Einbau initiiert. Jahr für Jahr wird der Kasten gerne wieder bezogen. Es sei auch ein Top-Platz für die Greifvögel, so Jeske. Selbst die Sanierungsarbeiten am Turm samt großem Gerüst und Geräuschentwicklung haben die Tiere im vergangenen Jahr nicht davon abgehalten, dort ihre Eier auszubrüten. Im vergangenen Jahr waren drei Jungvögel geschlüpft. Genauso viele wie in diesem Jahr.

Ob es jedes Jahr die gleichen Wanderfalken sind, die St. Marien zum Brüten besuchen, kann Peter Jeske nicht sagen. Wanderfalkenweibchen seien aber standorttreu, daher ist es möglich. Eckart Hampel hat auch schon einen Kampf von zwei Männchen um das Nest miterlebt. Gut möglich, dass die Nachkommen, die dort einst geschlüpft sind, nun gerne zurückkehren würden. Auch außerhalb der Brutzeit lasse sich immer mal wieder ein Tier an dem Nest blicken, beobachtet Hampel. Die Männchen sind deutlich kleiner als die Weibchen. Daher sind sie für das Auge des Fachmanns gut zu unterscheiden.

Ab Mitte März ist Legebeginn bei Wanderfalken, schreibt der Nabu auf seiner Internetseite. Ein Wanderfalken-Gelege bestehe häufig aus zwei bis vier gelblich-weißen und bräunlich gefleckten Eiern. Nach 29 bis 32 Tagen schlüpfen die Jungen, die insgesamt 35 bis 42 Tage am Nest bleiben. Ende Juli bis Anfang August löst sich der Familienverbund auf.

Bald wird Eckart Hampel mit seinem Fernglas wieder beobachten können, wie die Jungtiere auf dem „Balkon“ vor dem Nistkasten Flugbewegungen machen. Dieses Muskeltraining sei wichtig, bevor sie losfliegen können.

Der Wanderfalke jagt fast ausschließlich fliegende Vögel im freien Luftraum. Zu seiner Beute zählen besonders Haustauben, Stare, Drosseln, Feldlerchen, Buchfinken und Rabenvögel. In Kempen hat er es auch auf die Stadttauben abgesehen. Eckart Hampel hat jüngst noch beobachtet, wie der Falke eine Taube erbeutet hat.

Zeitweise war die Greifvogelart stark gefährdet. Der Gebrauch bestimmter Pestizide verursachte dünnschalige Eier, was den Bruterfolg reduzierte. Es kam auch zu Vergiftungen. Seit den 1970er-Jahren haben sich die Wanderfalken-Bestände in den meisten europäischen Ländern erholen können. In Deutschland brüten heute wieder mehr als 600 Paare, so der Naturschutzbund.

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